Dr. Walter Kempner (1903 bis 1997) entwickelte die Reisdiät 1939, weswegen diese Kostform auch “Kempner-Diät” genannt wird. Der gebürtige Berliner war in die USA geflüchtet und arbeitete an der Duke University in Durham/North Carolina.
Kempner wollte mit der Reisdiät nicht Übergewicht behandeln, sondern die maligne Hypertonie (“bösartiger Bluthochdruck”). Seine Patienten erhielten eine salzlose Ernährung aus 250 bis 350 Gramm Reis (trocken gewogen) täglich sowie Obst und Obstsäften. Zusätzliche Vitamin-Gaben sollten Mangelerscheinungen verhindern.
Gemüsesäfte waren tabu, weißen Zucker durften die Kranken aber nach Belieben verzehren. Jedoch sollten täglich nicht mehr als 2.000 kcal aufgenommen werden und die Flüssigkeitsaufnahme war auf maximal 1 Liter beschränkt.
Diese Kost lieferte kaum Natrium, dafür aber umso mehr Kalium, sodass der Blutdruck sank und sich die Folgen des Hochdrucks verbesserten. So trat eine Normalisierung des EKGs ein und die feinen Blutgefäße des Augenhintergrunds regenerierten sich.
Vom Antihypertonikum zur Reduktions-Diät
Die täglichen 2.000 Kilokalorien in Kempners Diät sind zum Abnehmen natürlich zu viel. Die Kost war ja auch als “Antihypertonikum” gedacht, doch kamen die “Nachfolger” Kempners auf die Idee, daraus eine Abnehmkur zu machen. Daran beteiligt waren vor allem Judy Moscovitz und das Ehepaar Rosati, die den Zucker aus der Kempner-Diät verbannten und die Reis-Ration drastisch reduzierten.
Heutige Reisdiäten aus dem Internet und der Boulevardpresse sehen 180 g Reis (trocken gewogen) täglich vor. Zusammen mit dem “erlaubten” Obst sowie Hülsenfrüchten und magerem Fleisch soll der “Abnehmer” dann auf nur 800 bis 1.000 kcal täglich kommen. Zusätzlich sollen Calcium und Vitamin D ergänzt werden.
Mit dieser Diät, die gar keine schiere, echte Reisdiät mehr ist, kann durchaus ein Gewichtsverlust erzielt werden, ohne dass ein Vitalstoff- und Eiweißmangel drohen, zumindest nicht im Zeitraum von einem Monat, der als maximale Diät-Dauer anempfohlen wird.
Jedoch ist hier immer auch der diuretische (entwässernde) Effekt zu berücksichtigen, der sich beim Blick auf die Waage sehr schnell zeigt. Das birgt die Gefahr einer Dehydrierung (Austrocknung), zumal keine Empfehlungen für die Flüssigkeitsaufnahme gegeben werden.
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Beispiele von “entschärften” Reisdiäten
Eine Variation der Reisdiät wird in 3 Phasen durchgeführt:
1.) Die Entgiftungsphase: Eine Woche sind nur Naturreis “erlaubt” sowie täglich etwas Obst oder Gemüse oder Magermilch. Salz und Brot gibt es nicht.
2.) Reduktionsphase: Nun dürfen an einem Wochentag auch mageres Fleisch, 2 Eier oder Fisch verzehrt werden. Am Obsttag sind auch ein Stärketräger wie Brot “erlaubt”.
3.) Erhaltungsphase: Diese Phase ähnelt in gewisser Weise dem Fastenbrechen. Nun darf an zwei Wochentagen Fisch oder mageres Fleisch auf dem Speiseplan stehen. Hinzu kommen jetzt auch Käse oder Tofu sowie Oliven und Nüsse.
Die Angaben zum zeitlichen Verlauf dieser und anderer “erweiterter Reisdiäten” sind in den meisten Darstellungen recht ungenau. Andeutungsweise kann der Leser aber erahnen, dass diese Diäten 3 bis 4 Wochen eingehalten werden sollen.
Nach dem Plan anderer, nur dreitägiger Crash-Diäten sollen neben Obst und Gemüse nur Reis in beliebigen Mengen verzehrt werden. Dabei verliert der Körper nur Wasser, wodurch natürlich das Körpergewicht abnimmt. Das Fett bleibt erstmal, dafür droht dann ein Kreislauf-Kollaps!
Fazit
Bluthochdruck können wir heute anders behandeln als mit Reisdiäten der verschiedensten Ausprägung. Alternative Hilfe bietet beispielsweise das Heilfasten und zum Abnehmen ist die Kost zu einseitig. Dabei drohen Mangelerscheinungen, wenn diese Diät über einen langen Zeitraum durchgeführt wird. Als Diät ist die Reisdiät natürlich nicht für ein Langzeitprogramm konzipiert.
Der Gewichtsverlust beim “großen Reisessen” erfolgt rasch, aber überwiegend durch die Entwässerung aufgrund der salzfreien, natriumarmen Nahrungsmittel, zu denen Reis ebenfalls gehört. Der Motivationsschub des Abnehmwilligen wird aber spätestens dann abgeschwächt, wenn sich herausstellt, dass es sich hier nicht um eine echte Senkung des Körpergewichts handelt. Denn mit der Zufuhr von Flüssigkeit wird der Effekt wieder egalisiert.
Diese Diät zu empfehlen, weil hier ein fast kompletter Verzicht auf Fette erfolgt und dadurch angeblich die unerwünschten „Fettpölsterchen“ verbrannt werden, ist nicht unbedingt einsichtig. Die Annahme, dass Reis als fettarmes Lebensmittel die Fettverbrennung antreiben kann, geht auf das Missverständnis der Ernährungswissenschaft zurück, dass Fett fett macht und daher Kohlenhydrate als primäres Substrat in den Nahrungsmitteln bevorzugt werden sollte.
Viele Kohlenhydrate wie Stärke stimulieren die Insulinausschüttung, die wiederum die Fettverbrennung blockiert.
Hohe Insulinkonzentrationen stimulieren die Leber zum Umbau der überschüssigen Kohlenhydrate zu Fettsäuren und Deponierung derselben in den Fettzellen. Darum werden Menschen, die sich fettfrei ernähren, aber ein hohes Maß an Kohlenhydrate zu sich nehmen, dennoch „fett“ bis hin zur Adipositas. Hohe Insulinspiegel verhindern die Aktivierung der Lipolyse und beta-Oxidation der freigesetzten Fettsäuren.
Nicht so strenge, nicht nur auf Reis fixierte Kostformen, sind kaum noch als “Reisdiäten” zu bezeichnen. Wenn zusätzlich noch in Maßen Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Eier, und Milch sowie deren Produkte an einzelnen Tagen “erlaubt” sind, kann das Unternehmen “Abnehmen” auf vertretbare Art gelingen. Voraussetzung ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr, denn die Gewichts-Reduktion soll je nicht durch Wasserverlust erreicht werden!
Hungern ist während der Diät aber wohl kein Problem, weil trotz der Kalorienrestriktion mit dem Reis viel Ballaststoffe aufgenommen werden, die ein Sättigungsgefühl bewirken. Aber eine Langzeiternährung, die nur auf Reis und einige wenige andere Nahrungsmittel basiert, ist nicht nur einseitig und unphysiologisch, sondern auch eintönig, langweilig und geschmacklos (wegen des fast totalen Verzichts auf Salz).
Wie auch das Fasten würde ich den Wert und die Chance jeder Diät im Einstieg in eine grundlegende Ernährungsumstellung sehen. Auf der anderen Seite stellt sich sofort die Frage, warum man dann nicht sofort auf das Fasten zurückgreift, da es hier über den Fastenstoffwechsel zu einer nachhaltigen Entgiftung kommt.
Noch ein Wort zu Dr. Kempner
Dr. Kempner hatte trotz einer “falschen Theorie” Behandlungserfolge in der Praxis. Er vermutete, die Nieren hätten neben den Aufgaben der Ausscheidung und Konstanthaltung des Körpermilieus auch eine metabolische Funktion. Also nahm er an, dass eine maximale Reduktion von Proteinen und Elektrolyten zu einer Verbesserung des Stoffwechsels führt. Deshalb begann er, seine Patienten mit maligner Hypertonie mit einer Diät zu behandeln, die nur Reis und Früchte enthielt.
Die Umsetzung dieser Diät wurde streng kontrolliert. Dazu wurden die Patienten über mehrere Wochen in einem Krankenhaus behandelt. Zu Beginn der Behandlung wurden alle etwaigen Medikamente abgesetzt. Dann wurden die Patienten auf Diät gesetzt, die aus weißem Reis, Zucker, Fruchtsäften und Vitaminen bestand.
Die Diät lieferte rund 2.000 Kilokalorien pro Tag, 20 Gramm Eiweiß und 700 bis 1.000 ml Flüssigkeit über die Früchte und Fruchtsäfte. Der Salzgehalt war extrem niedrig, rund 650 mg täglich. Nachdem sich der gewünschte Therapieerfolg eingestellt hatte, wurde nach einigen Monaten die Diät um mageres Fleisch und Gemüse bereichert.
Die Erfolgsrate dieser Diät zu dieser Zeit war so bemerkenswert, dass Dr. Kempner seine Diät der New York Academy of Medicine vorstellen konnte. Er selbst beschrieb angeblich seine Diät als „monoton und ohne jeden Geschmack, die niemals beliebt sein würde“. Das einzige Kriterium, das für ihn zählte, war die Tatsache, dass sie therapeutisch viele Erfolge erzielt hatte und dass eine geschmacklose Diät einem sicheren Tod vorzuziehen sei.
Der enorme Erfolg trug Kempner den Ruf eines Datenfälschers ein. Bewiesen wurde das nie und die Wirkung der damaligen Reisdiät erscheint aus heutiger Sicht sogar wahrscheinlich.
In seinen Tagebüchern gab Kempner allerdings zu, ungehorsame Patienten ausgepeitscht zu haben. Der Vorwurf einer Patientin, der Arzt habe sie als “virtuelle Sexsklavin” missbraucht, gilt als nicht belegt.
Die unzutreffende physiologische Theorie über die Niere sowie seine persönlichen Verfehlungen ließen den Namen “Kempner” verblassen. Die natriumarme Diät wird freilich heute noch bei verschiedenen Erkrankungen verordnet.
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 19.12.2020 aktualisiert