Schlankheitsmittel

Abnehmen mit Pu-Erh-Tee? Wirkung und Erfahrungen mit dem angeblichen “Wundertee”…

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Abb. 1: Die Studien zu Pu-Erh sehen gut aus. Dies führte bereits Ende der 90er Jahre dazu, dass Pu-Erh-Tee für “alles und jeden” beworben wurde. Vor allem seine Wirkung als “Abnehmtee” wurde angepriesen.

Teekenner aus aller Welt halten den Pu-Erh für einen der besten Tees überhaupt und sagen ihm vielfältige Wirkungsweisen nach, welche auch durch zahlreiche Erfahrungsberichte bestätigt werden.

Seit einiger Zeit beschäftigen sich auch zunehmend Wissenschaftler mit den gesunden Blättern und decken dabei immer mehr positive Effekte des Pu-Erh auf.

Gemäß der chinesischen Medizin bringt der Tee das Yin und Yang des Menschen in Einklang. „Berühmt“ wurde Pu-Erh-Tee in Europa vor allem als „Fettkiller“.

Die Literatur berichtet von einem Tierversuch, bei dem sich das Fettgewebe von Ratten nach der Einnahme des Tees veränderte. Fundierte wissenschaftliche Studien existieren bislang jedoch nicht. Dennoch scheint der Tee beim Abnehmen hilfreich zu sein, wie aus mehreren Tierversuchen hervorgeht (unter anderem in www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22508359).

Vorkommen

Pu-Erh-Tee wird aus dem Qingmao-Teebaum gewonnen. Ein spezieller Reifungsprozess, der mehrere Monate oder sogar Jahre dauert und an dem verschiedenste Mikroorganismen beteiligt sind, verleiht dem Tee seine typische rötliche Farbe und den erdigen Geschmack..

In China wird Pu-Erh-Tee seit fast 2000 Jahren hergestellt und gilt als eine der ältesten Teesorten der Erde.

Handelsnamen

Seinen Namen verdankt das Getränk der chinesischen Stadt Pu-Erh, dem Hauptanbaugebiet des Tees. Häufig gebraucht werden auch Bezeichnungen wie „Roter Tee“ aus China oder „Tibetan Tea“.

Wirkung von Pu-Erh-Tee

Pu-Erh-Tee wird in der chinesischen Medizin eine entschlackende und entgiftende Wirkung zugeschrieben, er gilt als häufiger Begleiter bei Diäten.

Durch die Anregung des Leberstoffwechsels werden die Verdauung und der Blutfettgehalt normalisiert (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22508359) und das Immunsystem gestärkt.

Ihm wird weiterhin nachgesagt, Alkohol im Blut schneller abzubauen und den Cholesterinspiegel zu senken. Gicht und Nierenkrankheiten kann durch eine Verminderung der Harnsäurewerte vorgebeugt werden.

Bei durch Verstopfung herbeigeführten Verdauungsbeschwerden wirkt der Tee normalisierend, aber nicht abführend (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24604453).

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Pu-Erh antimikrobiell gegen viele Bakterien wirkt. Dies lässt sich, nach Ansicht der Forscher, auf den Gehalt der sekundären Pflanzenstoffe Koffein und Epicatechin zurückführen (www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0023643805002501). Unter anderem ist eine leicht hemmende Wirkung gegen Mycoplasma pneumoniae, den Erreger der Lungenentzündung, nachgewiesen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1402093).

Versuche an Ratten haben ergeben, dass Pu-Erh durch die Hemmung eines Schlüsselenzyms in der Leber die Fettsäuresynthese herunterreguliert. Dieses Enzym, FAS (Fettsäure-Synthase), wird in Tumorzellen in extremem Maße produziert. Daher erhoffen sich die Wissenschaftler, Pu-Erh oder seine Bestandteile bei Krebserkrankungen gezielt einsetzen zu können (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16925113). Mehrere Forschergruppen konnten bereits eine Antikrebs-Wirkung von Pu-Erh nachweisen (u. a. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24945996).

Erste Laborstudien lassen außerdem darauf schließen, dass die in Pu-Erh enthaltenen Polysaccharide den Blutzuckergehalt senken. Diese Substanzen können möglicherweise als nebenwirkungsarmer Wirkstoff bei Diabetes Typ 2 eingesetzt werden. Um dies zu bestätigen, stehen allerdings weitere Versuche aus (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25820466).

Nachgewiesenermaßen wirken Inhaltsstoffe der fermentierten Blätter mit ihren anti-oxidativen Eigenschaften als Radikalfänger. Auf diese Weise schützen sie die Zellen vor Schädigungen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23831194).

Die Menge der nützlichen Inhaltsstoffe in den einzelnen Blättern kann sehr stark variieren. Entsprechend unterschiedlich sind die Effekte ausgeprägt.

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Anwendung

Wenn man die Teeblätter nicht austrocknen lässt, kann der Pu-Erh-Tee mehrfach verwendet werden. Um einen Liter Tee zu erhalten, werden die Blätter zunächst mit einem Viertelliter heißem Wasser „gewaschen“. Danach füllt man mit einem Liter Wasser auf und lässt den Tee drei bis fünf Minuten ziehen.

Dosierung

Pu-Erh-Tee sollte aufgrund seines Gehaltes an Koffein und Theobromin in Maßen getrunken werden. Es wird empfohlen, nicht mehr als vier Tassen täglich zu sich zu nehmen.

Nebenwirkungen

Pu-Erh-Tee ist ein reines Naturprodukt und hat nur wenig Nebenwirkungen. Jedoch sollte beachtetet werden, dass der Koffeingehalt in etwa dem des Schwarzen Tees entspricht. Aus diesem Grund empfehle ich auch Schwangeren und Stillenden keinen Pu-Erh-Tee. In manchen Pu-Erh-Tees wurden sehr hohe Mengen an Fluorid festgestellt, vor allem wenn sie aus weniger hochwertigen Pflanzenteilen hergestellt wurden.

In Gegenden, in denen besonders viel gepresster Tee getrunken wird (zum Beispiel in Tibet) werden dadurch immer wieder Fluorosen (also Fluoridvbergiftungen) ausgelöst. Bei mäßigem Genuss von Pu-Erh-Tee ist hier zwar nichts zu befürchtet, aber Sie sollten diese Gefahr im Hinterkopf behalten. Leider zeigen Labortests immer wieder, dass Pu-Erh-Tee sehr oft mit Pflanzenschutzmitteln belastet ist.

Fazit / Erfahrung

Pu-Erh-Tee gehört zu den „gesunden“ Tees, wenn er ohne Spritzmittel angebaut wurde. Die Heilwirkungen (besonders bezüglich des Abnehmens) wurden meines Erachtens aber völlig überzogen dargestellt.

Vor allem in den 90er Jahren, in denen die Werbung für Pu-Erh-Tee auf dem Höhepunkt war, bekam man den Eindruck, man müsse nur genügend Tee trinken, um auf geheimnisvolle Weise abzunehmen.

Natürlich ist auch dieser Tee kein solches Wundermittel. Er kann vielleicht durch seine entschlackende Wirkung eine Abnahme etwas unterstützen, aber ohne eine generelle Änderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens bewirkt er ebenso wenig wie die anderen „Zaubermittel“, die in immer wiederkehrender Folge von der Werbung „ausgegraben“ werden.

Alle Anwender die ich kenne und die sich “nur” auf den Tee gestürzt haben um abzunehmen wurden enttäuscht.

Das ist aber nicht der Fehler des Tees…

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 24.09.2015 aktualisiert

Bild: © eAlisa – Fotolia.com

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