Nahrungsergänzung

Phosphatidycholin – Eine Fettsäure mit viel Potential!

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Phosphatidylcholin (PPC) ist ein abgewandeltes Fett, das im Stoffgemisch Lecithin vorkommt und der Gruppe der Phospholipide angehört. PPC ist Bestandteil aller Zell-Membranen der Tiere, Pflanzen und Pilze. Nur in primitiven Bakterien-Zellen kommt die Verbindung kaum vor. Die äußere Schicht der zweilagigen Zell-Membran höherer Zellen besteht zu 50 % aus PPC.

Dadurch erlangt die die Substanz lebenswichtige Bedeutung. Membranen grenzen nicht nur die Zelle nach außen ab, sondern formen auch in den Zellen Räume, in denen bestimmte physikochemische Reaktionen ablaufen können. Zum Beispiel erfolgt in den Mitochondrien eine Ladungstrennung, die die Elektronen-Transport-Kette ermöglicht. Dieser Prozess ist der Endpunkt der Zell-Atmung, die Stoffwechsel-Energie bereitstellt. Daneben fördert PPC die Entgiftungskapazität der Leber. Auch für viele weitere Funktionen in unterschiedlichen Körperregionen ist PPC unentbehrlich.

Vor allem aber bildet Phosphatidylcholin den Hauptbestandteil der Dickdarm-Schleimschicht, die mit der Darmflora verbunden ist. PPC wird aber auch von der Schleimhaut in den Schleim hinein abgesondert, weswegen der Darm einen erhöhten Bedarf an dem Phospholipid hat. Und jetzt wird es natürlich interessant, denn bekanntlich beginnt die Gesundheit des Menschen im Darm. Das ist ein ganz altes Postulat der Naturheilkunde.

Vor allem geht es in der Regel um eine optimale Besiedlung der Darmschleimhaut mit gesunden Bakterien, die den Körper vor Krankheiten schützen.
Doch mittlerweile ist auch bekannt, dass nicht nur die Bakterien im Darm für die Gesunderhaltung des Körpers notwendig sind; auch die Zusammensetzung der Schleimhaut selbst spielt eine wichtige Rolle – und hier vor allem die Substanz Phosphatidylcholin, die heute unter anderem bei chronischer Darmentzündung eingesetzt werden sollte.

Quellen

Wegen des ubiquitären Vorkommens in höheren Lebewesen liefern praktisch alle Nahrungsmittel PPC. Besonders hoch ist der Gehalt in Pflanzenölen und Eigelb. Die oft beworbene Supplementierung muss aufgrund der guten Versorgung bei normaler Ernährung als übertrieben angesehen werden. Dennoch kann bei bestimmten Erkrankungen eine zusätzliche Gabe im Rahmen der Membran-Therapie – auch mit synthetischem PPC – sinnvoll sein.

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Wirkung

Das Phosphatidylcholin bindet den Schleim an die Schleimhaut; beim gesunden Menschen hält diese Schleimschicht die Distanz zu den Darmwandzellen aufrecht – und somit gleichzeitig Bakterien und Giftstoffe aus der wässrigen Darmlösung auf Abstand. Wenn dieser Mechanismus nicht mehr funktioniert – also ein direkter Kontakt mit den Darmzellen stattfindet – treten Entzündungen auf: Darmerkrankungen können die Folge sein. [3]

Anwendungsgebiete und Darreichungsformen

Der Wirkstoff ist in unterschiedlichen Darreichungsformen im Handel und kann bei verschiedenen Krankheitsbildern eingesetzt werden. Bewährt hat er sich vor allem beim Krankheitsbild Colitis ulcerosa – eine Darmerkrankung, die mit chronischen Entzündungen einhergeht. Hier ist die aktive Fettschutzschicht des Darmes durch einen Mangel an Phosphatidylcholin vermindert. [4]

Bei der Behandlung von Colitis ulcerosa wird insbesondere auf ein Granulat in retardierter Form zurückgegriffen, bei dem die Substanz nach und nach an den Wirkort gelangt. In Tablettenform wird das Produkt aber auch zur Senkung des Cholesterinspiegels eingenommen. Ampullen oder Spritzen mit Phosphatidylcholin können hingegen zur Vorbeugung oder auch zur Behandlung von Fettembolien in der Chirurgie zum Einsatz kommen. [5]

Dabei sollen nach dem Einspritzen der Substanz überzählige Fettzellen zerstört werden. [6]

Bei den intravenös verabreichten Substanzen handelt es sich meist um eine Kombination von Phosphatidylcholin und Desoxycholsäure, die sich als besonders wirksam und gleichzeitig schonend erwiesen hat.

Nicht zuletzt wird Phosphatidylcholin auch als klassisches Mittel zur Entgiftung eingesetzt, insbesondere im Zusammenhang mit der Leberentgiftung.

Studien zu Phosphatidylcholin

Insbesondere im Zusammenhang mit der chronischen Darmerkrankung Colitis ulcerosa ist die Wirksamkeit von Phosphatidylcholin heute nachgewiesen. Professor Dr. Wolfgang Stremmel von der Universitätsklinik Heidelberg entwickelte mit seinem Team ein Granulat des Wirkstoffes in Kapselform, das im Rahmen einer doppelblinden Studie insgesamt 60 Patienten viermal täglich in Mengen von jeweils 1,5g erhielten.

Der Wirkstoff sollte die Fettschutzschicht des Darmes verstärken und somit Entzündungen reduzieren. Die Untersuchungsreihe ergab, dass rund die Hälfte aller Patienten, die das Granulat einnahmen, innerhalb von drei Monaten eine deutliche Verbesserung erfuhren: Neben einer Besserung der Entzündungen im Dickdarm ging auch die Stuhlfrequenz zurück sowie die Blutbeimengungen im Kot.

Darüber hinaus verbesserte sich bei den betroffenen Patienten das allgemeine Wohlbefinden. Als Nebenwirkung wurden vor allem Blähungen genannt. [1]

In einer weiteren Studie wies das Forscherteam aus Heidelberg nach, dass das Granulat zudem fähig ist, rund 80% der Patienten vom Kortison zu befreien – ein Medikament, das bei Colitis ulcerosa standardmäßig eingesetzt wird. [1]

Fazit

Die Substanz Phosphatidylcholin findet heute vielfach Anwendung bei verschiedenen Krankheitsbildern. Inwieweit sich die Anwendungsmöglichkeiten noch erweitern lassen und ob vor allem auch die Darreichungsformen noch optimiert werden können, bleibt abzuwarten.

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Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths

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