Abb1: getrocknete Goji Beeren. Die Goji-Beere wird bereits seit 2000 Jahren aufgrund ihres Geschmacks und ihrer besonderen Heilkräfte regelrecht vergöttert. Ich biete meinen Kindern diese Berren (zusammen mit Mandeln) als “Naschis” an. Eine ideale Alternative zu den “schädlichen” Süßigkeiten.
Goji-Beeren (der Gattung Lycium barbarum) sind kleine, rote Beeren, die ihren Ursprung in Zentralasien haben und als die nährstoffreichsten Früchte der Welt bezeichnet werden.
Sie enthalten hohe Konzentrationen an Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweißen und essenziellen Fettsäuren.
Hierzulande sind sie unter dem Namen Gemeiner Bocksdorn, Hexenzwirn,Teufelszwirn oder Chinesische Wolfsbeere bekannt. Bei uns wird der sommergrüne Strauch teilweise als Ziergewächs angepflanzt und ist vor allem im Osten Deutschlands oft verwildert an Zäunen und Mauern anzutreffen.
Die Beeren gibt es heute in verschiedenen Sorten. Darunter sind Rassen, die süße Früchte hervorbringen, deren Zuckergehalt allerdings nicht an den von gezüchteten Erdbeeren heranreicht. Auch eher sauer schmeckende Beeren kommen vor. Neben den genetischen Besonderheiten beeinflussen auch das Klima und die Bodenverhältnisse den Geschmack.
Je sonniger der Standort, umso süßer sind die Früchte, wohingegen ein saurer Boden oder Wassermangel die Pflanzen zur Bildung von Bitterstoffen anregt. Herbe Goji-Beeren können die meisten Menschen dann nur noch als Mischung mit anderen Früchten genießen.
Wegen der “Heilkräfte” der Goji-Beeren sollen beispielsweise die Hunzas (ein Volk, das den Himalaya bewohnt) jährlich Feiertage zu Ehren dieser Beere abhalten. Sie wird als Frucht der Langlebigkeit bezeichnet; Und die Hunzas sollen im Schnitt ja ungefähr 100 Jahre alt werden.
Die Chinesen verspeisen die Beeren traditionell bei hohem Blutdruck, bei Augenbeschwerden und Diabetes. Außerdem wird der Heilpflanzen in China nachgesagt, das Immunsystem zu stärken und Krebs vorzubeugen, beziehungsweise entgegenzuwirken. Andere Völker wiederum behaupten, dass die Goji-Frucht dem Menschen bei regelmäßigem Verzehr Kraft, Schönheit, Ausdauer und Gesundheit verleiht.
Aufgrund dieser Beschreibungen neigen viele Menschen dazu, die Eigenschaften der Goji-Beere als Mythos abzustempeln. Jedoch beweisen sowohl neuere als auch ältere wissenschaftliche Studien, dass die Beschreibungen der Kräfte, die diese Beere angeblich auszeichnen sollen, nicht so weit hergeholt sind.
Inhaltsstoffe, Wirkung und Studienlage
Goji-Beeren enthalten eine hohe Menge an Vitaminen wie zum Beispiel Vitamin C, Vitamin A, Vitamin B1 und Vitamin B2. Desweiteren weisen sie einen hohen Mineralgehalt auf. Dazu gehören u.a. Eisen, Kupfer, Magnesium, Kalzium, Natrium, Kalium, Nickel und Chrom. Ebenfalls zu erwähnen ist der hohe Anteil an lebenswichtigen Aminosäuren. Wissenschaftler gelangten bei der Untersuchung der Goji-Beere zu dem Ergebnis, dass diese einen sehr hohen Anteil an Antioxidantien besitzt (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15742346).
Antioxidantien sind nachweislich ein guter Schutz gegen die sogenannten “Freien Radikale” (chemische Oxidationsmittel), welche die Hauptursache für menschliches Altern und für die Veränderung oder Zerstörung gesunder Körperzellen darstellen. Auch scheinen die Goji-Beeren die Haut – unter anderem aufgrund der antioxidativen Eigenschaften – vor UV-Strahlung zu schützen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20354657). Dies wurde allerdings bisher nur in Mäuseversuchen bestätigt.
Auch die menschlichen Nervenzellen der Netzhaut erhalten, laut einer Studie aus China, einen guten Schutz durch den Extrakt von Goji-Beeren (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23141579).
Zu den gleichen Ergebnissen kommt eine andere Forschergruppe, die in Versuchen mit Ratten feststellte, dass Goji die Nervenfasern bei Grünem Star vor der Zerstörung schützen kann (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17045262).
Da Goji-Beeren außerdem reich an Zeaxanthin und Lutein sind, schützen sie das menschliche Auge gleich auf mehrfache Weise (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15705234): Denn die organischen Farbstoffe, die als Pigmente im Gelben Fleck der Netzhaut benötigt werden, schützen das Auge zusätzlich vor einer zu hohen Lichteinstrahlung. Diese Wirkung kann auch der Makuladegeneration vorbeugen, weswegen Menschen über 60 die Pigmente aufnehmen sollten.
Ebenfalls wird auch von westlichen Wissenschaftlern angenommen, dass Lycium barbarum das Immunsystem stärkt und bei der Bekämpfung von Tumoren hilft (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15099534).
Überhaupt gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die in den Beeren enthaltenen Polysaccharide bei der Krebstherapie helfen können (unter anderem https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19735167).
Weitere Studien belegen, dass die Goji-Beere eine starke “Anti Aging”-Wirkung auf den menschlichen Körper hat und die Haut vor dem Altern bewahrt (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15693720).
Der Goji-Beere wird auch eine entzündungsehemmend Eigenschaft nachgesagt sowie eine förderliche Wirkung auf den Muskelaufbau. Im Gegenzug sollen die Inhaltsstoffe die Fettverbrennung steigern. Zudem können einige Verbindungen aus dem Sekundärstoffwechsel der Pflanze Nahrungsfette binden, die dann einfach ausgeschieden werden. Daher sollen Goji-Beeren auch beim Abnehmen helfen.
Diese Effekte tragen auch zur Regulation der Blutfette einschließlich des Cholesterins bei und die Arteriosklerose im Zaum gehalten. Daneben sollen einige Wirkstoffe der Goji-Beere die Fließeigenschaften des Blutes verbessern. Auch die Verdauung und der Schlaf werden optimiert und die körperliche Kondition gesteigert.
Aus diesen Gründen kann die Goji-Frucht tatsächlich (in gewisser Wiese) als Wundermittel der Natur bezeichnet werden.
Die Verwendung der Goji-Beeren
Verwendung findet die Beere hauptsächlich getrocknet in Müsli oder Salaten. Der Verzehr der Beere in Form von Goji-Saft, Goji-Tee, Goji-Schokolade oder Goji-Extrakt ist mittlerweile ebenfalls angesagt.
In konzentrierten Goji-Säften und den Trockenfrüchten ist der Wirkstoffgehalt höher als in Frischware. Dies muss im Hinblick auf kleine Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen oder Durchfall berücksichtigt werden. Ursache ist dann zu viel Eisen und Vitamin C.
Etwa 50 Gramm getrocknete Beeren oder höchstens ein Glas Konzentrat sind dann das Maximum pro Tag. Die frischen Beeren können dagegen in beliebigen Mengen verzehrt werden. Mit einer diuretischen Wirkung muss dann allerdings gerechnet werden, die aber nicht bedenklich ist – sofern genug Wasser getrunken wird.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) verwendet die getrockneten Goji-Beeren vornehmlich als Wein, Absud oder als Tinktur. In Asien werden die trockenen Früchte aber auch beim Kochen eingesetzt und, wenn es sich um süße Varianten handelt, roh gegessen. Die jungen Blätter des Nachtschattengewächses können wie Gemüse zubereitet werden.
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Riskante Inhaltsstoffe?
Doch stehen Nachtschattengewächse schnell unter einem General-Verdacht: Enthalten Goji-Beeren toxische Alkaloide wie die Tollkirsche, das Bilsenkraut oder der Stechapfel?
In diesen verwandten Arten kommen die Alkaloide Scopolamin und Atropin vor. Diese Stoffe sind als psychotrope Drogen bekannt und können sogar zum Tod durch Herzstillstand führen.
Ob solche Gifte in den roten Beeren enthalten sind, wollte der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer wissen. Seine Untersuchungen ergaben, dass Scopolamin und Atropin tatsächlich in den Früchten der Heilpflanze nachweisbar sind. Doch sind die Konzentrationen so gering, dass ein Gesundheits-Risiko nicht zu erwarten ist.
Frühere Berichte über hohe Atropin-Gehalte in Goji-Beeren gehen nach Ansicht Pollmers auf Verwechslungen zurück. Offenbar werden rote Beeren anderer Pflanzen als Goji gehandelt, wodurch sich für den Verbraucher ein Problem ergibt. Er muss absolut sicher sein, die richtigen Früchte zu erhalten. Und dazu muss er sie erkennen können oder dem Händler vertrauen.
Nun gedeiht der Gemeine Bocksdorn auch in unseren Breiten und kann daher im Garten angepflanzt werden. Im Fachhandel für Ziergewächse ist das Nachtschattengewächs kein ungewöhnliches Angebot mehr. Doch die stark wuchernde Pflanze macht viel Arbeit und wird von Naturschützern als Problem gesehen. In Biotopen verdrängt der Gemeine Bocksdorn andere Kräuter und ist schwer auszumerzen.
Pollmer berichtete über seine Untersuchungen im April 2016 im Deutschlandradio Kultur.
Wechselwirkungen mit Medikamenten
Bestandteile der Goji Beere vertragen sich nach neueren Erkenntnissen nicht mit bestimmten Arzneimitteln. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte berichtet über Fälle, bei denen es zu Blutungen bei Patienten kam, die bestimmte Gerinnungshemmer (Cumarin-Antikoagulantin wie z.B. Marcumar) einnahmen. Bereits drei bis vier Tassen Goji Tee oder zum Beispiel 30ml Gojisaft konnten bei mit Cumarin behandelten Patienten schwere Blutungen auslösen. Warum das so ist, ist noch nicht bekannt. Wenn Sie also Cumarin-Antikoagulantien wie zum Beispiel Marcumar einnehmen, sollten Sie mit Goji-Produkten extrem vorsichtig sein.
Belastung mit Pestiziden
Mittel die ein so breites Wirkungsspektrum wie Goji aufweisen werden (wie immer) rasch als “Mittel gegen Alles” angepriesen. Der Anbau der Pflanze wird kommerzialisiert, was auch fast immer den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden zur Folge hat. So ist es nicht verwunderlich, dass 13 von 14 Proben konventionell angebauter Goji-Produkte vom CVUA wegen Überschreitung der zulässigen Höchstmenge von Pestiziden beanstandet wurde.
Vorsicht bei Allergien
Menschen mit einer Lebensmittel-Allergie sollten beachten, dass es zu Kreuz-Reaktionen kommen kann. Einige Antigene der Goji-Beere sind denen einiger anderer Lebensmittel sehr ähnlich. Wer auf diese Obst- und Gemüsesorten allergisch reagiert, sollte vorsichtig sein: Kiwis, Pfirsiche, Tomaten und Nüsse. Allergien gegen Traubenkrautpollen (Ambrosia) und gegen Latex bedeuten ebenfalls ein erhöhtes Risiko, auch gegen Goji-Beeren allergisch zu sein.
Goji-Beeren selbst anbauen
Die robuste Wolfsbeere ist absolut winterhart und gedeiht auch in unseren Breiten prächtig. Allerdings vertragen die Pflanzen keine stauende Nässe. Dagegen lieben sie viel Wärme und Sonne. Im April oder Mai gräbt der Goji-Liebhaber ein 30 cm tiefes Loch, in das er die Stauden pflanzt, nicht ohne eine gute Portion Kompost als Starthilfe hineinzugeben. Eine Wurzelsperre verhindert eine allzu üppige Ausbreitung im Garten.
Die Ernte kann mit einigen Schnitt-Techniken gesteigert werden. Jede Pflanze sollte höchstens sieben Zweige behalten, am besten die stärksten, während die übrigen abgeknipst werden. Alle verbleibenden Zweige dürfen nur bis zu einer Länge von 60 cm auswachsen. Dafür werden sie zweimal in der Wachstumsperiode entsprechend geschnitten.
Von August bis Oktober ist Erntezeit. Gepflückt werden sollten die Beeren aber nicht zu voreilig, sonst können sich die Vital- und Wirkstoffe nicht ausreichend bilden. Die Früchte können auch ruhig an der Strauch trocknen. Eine Alternative zu dieser einfachen Konservierungs-Technik ist die Wärmebehandlung bei 50° C im Backofen. Einfrieren oder Saft aus den Beeren pressen geht auch.
Bleibt nur noch die Frage, welche Sorte zum persönlichen Geschmack am besten passt. wer die Beeren frisch genießen möchte, kultiviert beispielsweise die Zuchtrassen “Big & Sweet”, “Sweet Lifeberry” oder “So Sweet”, die durch eine angenehme Süße ausgezeichnet sind. Die Sorte „Chinense“ ist besser für die Liebhaber von säuerlichen Früchten geeignet. Wer eine besonders unkomplizierte Kultivierung wünscht, pflanzt „Turgidus“ oder „L22“, die auf starke Resistenz gegen Pflanzenschädlinge gezüchtet worden sind.
Fazit
Für die Goji-Beere liegen eine ganze Reihe überzeugender Belege und Studien vor, die diese Frucht in den Bereich der “Superfrüchte” heben. Trotz der Hinweise aus den Studien (die bereits vorliegen), wird die Goji-Beere von einigen Medizinern und Pharmakologen als Quacksalberei verurteilt.
Aber das ist (und war) bei zahlreichen anderen Pflanzen, Früchten und Pilzen oft ebenfalls so. Ich persönlich halte die Gojibeere für hilfreich, aber keinesfalls für das “Supermittel”; hier gehen einigen Vermarktern mit entsprechenden Werbeversprechen tatsächlich die Gäule durch. Patienten die Blut-Gerinnungshemmer einnehmen, sollten sich unbedingt vorher therapeutischen Rat holen, wenn sie diese Früchte essen möchten.
Angesichts der Pestizidbelastung der Beeren sind zahlreiche Vermarkter dazu übergegangen ihre Produkte als “schadstoffkontrolliert”, “unbehandelt” oder in “Bio-Qualität” anzupreisen. Inwieweit dies auch wirklich zutrifft, ist schwierig zu prüfen.
Wer sich für Goji-Beeren interessiert sollte zudem darauf achten, keine Fälschung zu kaufen: Nur die Lycium barbarum Beeren, bzw. deren Zuchtrassen sind die “echten” mit den oben beschriebenen gesundheitlichen Vorteilen. Auch vor dem Kauf ganz anderer Beeren als den deklarierten sollte sich der Verbraucher ebenfalls hüten.
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Beitragsbild: fotolia.com – baibaz