Glucosamin (als bio-aktive Form: Glucosaminsulfat) und Hyaluronsäure gehören zu den Chondroprotektiva – Substanzen, die geeignet sind, verschlissenen Knorpel bei Gelenkerkrankungen wie Arthrose zu schützen und den Verschleiß zu verlangsamen bzw. aufzuhalten.
Ob sie auch imstande sind, verschlissene Knorpel gänzlich neu aufzubauen, ist bisher noch nicht eindeutig belegt. Glucosamin (Glucosaminsulfat) gilt als wirksamste und gleichzeitig unbedenklichste Hauptsubstanz bei Behandlung von Arthrose-Symptomen.
Bei Glucosamin handelt es sich um einen Mukopolysaccharid, einen Aminozucker, lebenswichtiger Baustein nicht nur für Knorpel, Bänder, Sehnen und Knochen, sondern für Bindegewebe, Arterienwand und Haut.
Auch Chondroitin ist eine molekulare Zuckerverbindung und gehört zur Basisausstattung der Knorpel, basierend auf Glucosamin. Glucosamin ist allerdings 250 mal so klein, – daher kann es den Verdauungstrakt besser passieren und vom Körper unmittelbarer (als Glucosaminsulfat, in Verbindung mit dem Salz der Schwefelsäure) verwertet werden.
Ein gesunder, junger Körper ist problemlos in der Lage, Glucosamin aus der Nahrung zu synthetisieren, während diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Erschwerend kommt der Mangel an Glucosamin in modernen Nahrungsmitteln hinzu: Knorpeliges und Bindegewebsartiges ist im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten kaum noch Teil der Esskultur.
Glucosamin und seine Vorstufe Hyaluronsäure haben die Aufgabe, Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere) zu bilden. Die Gelenkschmiere ist zwar flüssig, aber dennoch viskos, so dass sie bei Bewegungen nicht einfach aus dem Gelenk herausgepresst wird.
Hyaluronsäure als Grundbaustein des Bindegewebes ist in Knochen- und Hautgewebe, im Glaskörper des Auges und in der Nabelschnur zu finden.
Seine Eigenschaft, extrem viel Wasser zu binden, sorgt zum einen für die Elastizität der Gewebe. Auf der anderen Seite ist das Wasser – und damit das hyaluronsäurehaltige Gewebe – kaum zusammenpressbar. Der menschliche Glaskörper beispielsweise besteht nur zu zwei Prozent aus Hyaluronsäure und zu 98 Prozent aus gebundenem Wasser.
Ist die körpereigene Insulin- oder auch Kortisonproduktion aus dem Gleichgewicht, ist davon auch die Hyaluronsäure betroffen: Die ursprünglich eher zähe Synovialflüssigkeit wird dünn, so dass die Knorpel aneinander reiben. Die Knorpel schrumpfen und werden brüchig.
Degenerative Veränderungen des Knorpels sind von Entzündungen, Schmerzen und Steifigkeit begleitet. Doch damit muss man sich nicht abfinden: Knorpel, Sehnen, Bänder wie Bindegewebe können sich bei Vorhandensein der Baustoffe Hyaluronsäure, Glucosamin und Chondroitin regenerieren.
Bei dem aus Glykosaminoglykanen, Wasser und Kollagen bestehenden Knorpel handelt es sich um verdichtetes Bindegewebe, dessen Zellen in einer festen Matrix verbunden sind.
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Doch bei dem Transport von Baustoffen in den Knorpel gibt es ein Problem: Er ist nicht durchblutet.
Wie sollen die zur Regeneration notwendigen Stoffe hineingelangen?
Über die Nahrung aufgenommenes und zum Teil aus Glucosaminsulfat hergestelltes Chodroitinsulfat bindet mittels elektrischer Ladung Wasser im Bindegewebe und sorgt für die Entstehung einer gewebebindenden gallertartigen Masse mit einem hohen Anteil an Hyaluronsäure. Das Bindegewebe gewinnt an Elastizität.
Auch auf das Chondroitinsulfat wirkendes Vitamin C spielt hier eine nicht unwichtige Rolle: Das bindegewebswichtige Protein Kollagen kann nicht nur produziert, sondern auch stabilisiert werden.
Und: Chondroprotektiva wirken entzündungshemmend. Viele Patientenberichte belegen einen spürbaren Rückgang von durch Knorpelverletzung oder Verschleiß hervorgerufenen Schmerzbeschwerden. Schwellungen gehen zurück, die Beweglichkeit der (Knie-)Gelenke nimmt zu.
Viele Patienten bemerken deutliche Fortschritte bereits nach achtwöchiger Behandlungszeit; auch Kurzzeitstudien zeigten gute Ergebnisse. Studien mit Placebo-Kontrollgruppe belegen rapide Verbesserungen hinsichtlich Schmerzempfinden, Funktion und verbesserter Beweglichkeit von 20 bis 25 Prozent unter der Gabe von Glucosaminsulfat.
Auf der anderen Seite zeigen einige Studien, dass auch bei den Kontrollgruppen in den ersten Wochen nach Behandlungsbeginn ein deutlicher Placeboeffekt auftreten kann (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9818665).
Bei einer langfristigen Befragung von 115 Patienten ergab sich ein eindeutiger Nutzen durch in das Kniegelenk injizierte Hyaluronsäure. Die Schmerzen waren nach der Therapie über lange Zeit stark vermindert (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16703251).
Interessant ist, dass dieser Effekt länger anhielt, als die Hyaluronsäure in dem Gelenk verbleibt. Man darf daher annehmen, dass Glucosaminsulfat beziehungsweise Hyaluronsäure imstande ist, den Knorpel quasi umzustrukturieren und die Gelenkfunktion nahezu wieder herzustellen imstande ist. Der Stoff wirkt ähnlich wie das die Beweglichkeit verbessernde Ibuprofen. Auch für Diabetes-Typ-II-Patienten würde ich die Einnahme von Glucosaminsulfat als unbedenklich einstufen.
Diese Sache mit Diabetes und Glucosamin ist übrigens auch sehr interessant. Im Mai 2010 berichtete Life Extension über eine Studie, die sich mit der Verringerung der Streblichkeit (Mäuseversuche) durch die Anwendung von Glucosamin und Chondroitin über einen Zeitraum über fünf Jahre beschäftigte. In der Ausgabe von Nature Communications erschienen die Untersuchungsergebnisse von Michael Ristow und seinen Kollegen an der Universität Jena, die eine Erklärung dafür liefern, warum Glucosamin eine solche Wirkung besitzt: In einer früheren Studie wies Dr. Ristow bereits die Verkürzung der Lebensdauer von Spulwürmern nach, die mit einem hohen Anteil von Kohlehydraten ernährt wurden.
Dagegen zeigte sich bei der einer Reduzierung des Anteils von Kohlehydraten in der Nahrung eine höhere Lebenserwartung. Nun führte Dr. Ristow, zusammen mit seiner Forschungsgruppe, die Untersuchungen fort. Er gab Fadenwürmern Glucosamin, ein Derivat der D-Glucose. Die Lebensdauer der Würmer erhöhte sich um 5 Prozent. Bei der Gabe von Glucosamin an Mäusen erhöhte sich die Lebensdauer um fast 10 Prozent.
Dr. Ristow fand neben einer hemmenden Wirkung auf den Kohlehydratstoffwechsel heraus, dass die Gabe von Glucosamin eine Low-carb-Diät positiv unterstützt. In zwei neueren epidemiologischen Studien über mehr als 77.000 untersuchte Personen zeigte sich, dass die Gabe von Glucosamin auch bei Menschen die Mortalität reduziert. Bei der Nahrungsergänzung mit Glucosamin konnten keine relevanten Nebenwirkungen beobachtet werden – aber das war auch bereits meine Beurteilung der Subsatanz.
Wie werden Chondroprotektiva verabreicht?
Man kann Hyaluronsäure drei- bis achtmal wöchentlich direkt in das Kniegelenk einspritzen; die Wirkungsdauer ist allerdings recht unterschiedlich und nicht alle Patienten sprechen auf die Behandlung in gleicher Weise an.
Oft kann man beobachten, dass beim ersten Injektionszyklus die Wirkung wesentlich besser ist als bei darauffolgenden Behandlungen. Die Injektion ins Gelenk wird auch Viskosupplementation genannt. Sie kann ambulant in einer Arztpraxis erfolgen.
Eine Alternative bietet die Einnahme in Tablettenform. Auch intraartikuläre Injektionen in das Kniegelenk sind vergleichsweise erfolgsversprechend. Eine Hyaluronsäure-Therapie kann auch an jedem anderen Gelenk durchgeführt werden – Hüftgelenke beispielsweise sollten vor der Verabreichung über Röntgen oder Ultraschall untersucht werden.
Die gespritzten Präparate zeigen sehr geringe Nebenwirkungen, denn sie werden bakteriell erzeugt und lösen daher nur selten allergische Reaktionen aus.
Insgesamt werden die fermentierten Medikamente zur Injektion in die Gelenke als sehr gut verträglich und sicher eingestuft (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17115489).
Gelegentlich kommt es zu Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle. Man kann Hyaluronsäure auch aus Hahnenkämmen gewinnen. Patienten, die auf Vogelproteine allergisch reagieren, sollten diese Medikamente vermeiden.
Präparate in Kapsel- und Tablettenform können bei wenigen Patienten zu Magen-Darm-Problemen oder Appetitlosigkeit führen.
Außerdem gibt es Mittel, bei denen die Hyaluronsäure mit speziellen Verfahren modifiziert und stabilisiert wurde. Diese Veränderung kann teilweise bis zu 30 Prozent betragen. Die Medikamente werden unter anderem in der ästhetischen Medizin – etwa für Brustvergrößerungen oder für eine Faltenreduktion – genutzt, finden aber auch bei der Injektion in die Kniegelenke Anwendung.
Denn die Quervernetzungen schützen die Hyaluronsäure vor einem enzymatischen Abbau, wodurch sie wesentlich länger im Gewebe erhalten bleibt.
Trotz teilweise nachgewiesener Erfolge werden die Kosten der innovativen Hyaluronsäure-Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen derzeit leider nicht übernommen. Das mag schließlich daran liegen, dass es immer wieder Studien gibt, die der Hyaluronsäure lediglich einen geringen oder überhaupt keinen Nutzen zuschreiben (zusammengefasst in www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22868835 und in https://www.arznei-telegramm.de/register/0204039.pdf). Ich sehe durchaus einen Nutzen des Glucosaminsulfats, vor allem wenn dieses zusammen mit Chondroitinsulfat gegeben wird. Letztlich ist es eine Preisfrage ob man auf diese Mittel setzen möchte. Ich meine: Wenn Geld keine Rolle spielt, rate ich dazu auf bei Mittel zu setzen: Glucosamin und Chondroitin.
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Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths