Die Leberamöbiasis ist eine Infektionskrankheit, die durch Entamoeba histolytica verursacht wird. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Kolitis (akut oder chronisch verlaufende Entzündungen des Dick- oder Grimmdarmes), die durch schmerzhaften Abgang blutig-schleimiger Stühle gekennzeichnet ist, häufig aber auch nur leichte Symptome zeigt.
Vorkommen, Ursachen und Formen
In den Industriestaaten Europas sowie den USA liegt nach einschlägigen Erhebungen die absolute Infektionshäufigkeit für diese Krankheit etwa zwischen 1% und 10%, in einigen Gegenden des Südens sogar bei nahezu 40%. Der Anteil der Keimträger überschreitet in den Tropen häufig 50% der Gesamtbevölkerung.
Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme von Nahrungsmitteln und Getränken, die durch Zysten der Amöbe aus Fäkalienresten verseucht sind. Dauerausscheider, vor allem unter Nahrungsmittelhändlern, stellen auch zu Zeiten, in denen sie nicht an Diarröh leiden, die wesentlichsten Infektionsquellen dar. Außer über eine Verseuchung von Nahrungsmitteln mit dem Erreger kann eine Übertragung auch durch unmittelbaren Kontakten mit unsauberen Händen erfolgen.
Was und wie geschieht das? (Pathogenese)
Die infektiöse Form des Parasiten ist die Zyste, die auch in geformten Stühlen gefunden wird und außerhalb des Körpers bei Zimmertemperatur 2-4 Wochen lebensfähig bleiben kann. Nach Aufnahme und Passage durch den Magen erreichen die Zysten den Dünndarm, in dem sie freie Trophozoiten (Gewebsformen) bilden. In Körperhöhlen und Geweben vermehren sie sich durch einfache Teilung. Für das Wachstum und die Vermehrung sind Bakterien oder deren Produkte notwendig.
Als erste Läsionen entstehen kleine Abszesse, vor allem im Bereich der Magenschleimhaut. In einem späteren Stadium bilden sich Geschwüre mit rauer Oberfläche. Bei einem milden Verlauf der Erkrankung finden sich die Läsionen nur vereinzelt und isoliert. Sie können sich jedoch ausbreiten und miteinander verschmelzen. Solche Vorgänge können unter Umständen Blutungen, Ödeme und zum Absterben des Organs oder einzelner Organteile führen.
Diese Vorgänge beschränken sich jedoch auf die Magenschleimhaut, sofern die Parasiten die Darmmuskulatur nicht durchdringen. Schaffen sie dies, kommt es in der Folge zu einer Perforation und die Amöben wandern in die Äste des Pfordadersystems ein. Von hier aus werden sie in die Leber verschleppt, wo ein Großteil der Erreger vernichtet werden kann.
Überlebt jedoch eine größere Anzahl und vermehrt sich, können sie eine Hepatitis sowie einzelne oder mehrere Leberabszesse verursachen. Viele Leberabszesse sind sekundär mit Darmbakterien infiziert. Aus der Leber kann sich die Krankheit durch direktes Fortschreiten der Erreger in das Brustfell, die rechte Lungenhälfte und den Herzbeutel weiter ausbreiten.
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Symptome
Ein Leberabszess ist meist auf eine intestinale Infektion zurückzuführen. Relativ am häufigsten finden sich Leberabszesse bei erwachsenen männlichen Personen. Eine diffuse, amöbenbedingte Hepatitis kann ein Vorzeichen einer Abzessbildung sein. Diese meist solitären Abszesse werden gewöhnlich im rechten Leberlappen gefunden, aber auch multiple Abszesse und Abszesse im linken Leberlappen sind nicht selten. Die Abszessbildung erfolgt schleichend.
Die Symptome können jedoch abrupt einsetzen. Sie bestehen aus Schmerzen oder Unbehagen in der Lebergegend, die gelegentlich zur rechten Schulter ausstrahlen und in charakteristischer Weise durch Bewegung verschlimmert werden. Auch kommt es zu unregelmäßig auftretenden Fieberschübe, Schweißausbrüchen, Frösteln, Übelkeit, Erbrechen, Schwächegefühlen und Gewichtsverlust.
Eine Gelbsucht tritt, wenn überhaupt, nur in abgeschwächter Form auf. Ist ein Abszess vorhanden, ist die Leber meist vergrößert und weich, manchmal aber auch nicht tastbar. Röntgenaufnahmen zeigen einen fixierten Hochstand und eine Minderbeweglichkeit der rechten Zwerchfellkuppel.
Eine Leber-Szintigraphie (Untersuchung der Leberfunktion und der Leberdurchblutung) zeigt die Ausdehnung des Abszesses. Dieser kann die Bereiche unterhalb des Zwerchfells, in die rechte Brustfellhöhle, die rechte Lunge und andere benachbarte Organe perforieren. Bei einem Leberabszess besteht gewöhnlich eine Erhöhung der Anzahl weißer Blutkörperchen. Bei ca 33% der Patienten werden Amöben im Stuhl nachgewiesen.
Der Inhalt eines Leberabszesses ist eine eingedickte, zähflüssige Masse, die aus abgestorbenen Gewebsresten besteht.
Diagnose
Zur Diagnose eines Leberabszesses ist zunächst eine ausführliche Anamnese notwendig. Hierbei wird abgefragt, in wie weit der Patient sich in naher Vergangenheit in Risikosituationen begeben hat und ob Risikoerkrankungen vorgelegen haben. Hierbei sind vor allem Reisen in Risikoländer, aber auch Kontakt zu Tieren wichtige Informationen. Bei der körperlichen Untersuchung fällt dem Arzt meist die klopf- und druckempfindliche Leber auf. Durch eine Blutuntersuchung können ggf. Antikörper nachgewiesen werden. Mit Ultraschall oder CT kann die genaue Lage und Größe des Abszesses bestimmt werden.
Therapie
Liegt ein Leberabszess aufgrund einer bakteriellen Infektion vor, wird zunächst mit Hilfe von Antibiotika behandelt werden. Gleichzeitig müssen jedoch der Abszess und die darin enthaltenen Bakterien ausgespült werden. Reicht diese Maßnahme nicht aus, muss ein operativer Eingriff vorgenommen werden.
Prognose
Mögliche Komplikationen bei einem Leberabszess sind Streuungen des Erregers in den Blutkreislauf. So können entfernte Organe mit dem Erreger infiziert werden. In seltenen Fällen kommt es zu einem Durchbruch des Abszesses in die Lunge oder den Bauchraum. Bauchfellentzündungen sind eine mögliche Folge.
Grundsätzlich ist die Prognose bei einem Leberabszess jedoch sehr gut. Bei rechtzeitiger Behandlung klingt diese Erkrankung meist vollständig ab.
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Beitragsbild: fotolia.com – Tonpor Kasa