Krankheiten

Heilfasten bei Herzproblemen?

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Generell wird Patienten mit Herzproblemen vom Fasten dringend abgeraten. Warum? Meine Praxiserfahrung sagt mir: Weil sich die allermeisten Ärzte mit dem Fasten nicht auskennen.

Viele Patienten sind sich auch nicht sicher, ob sie fasten sollen oder nicht, und fragen daher lieber erst einmal ihren Arzt, was ich auch für eine gute Idee halte. Aber eine “kategorische” Ablehnung halte ich nicht für sinnvoll. Vielmehr sollte man die Patienten zielführend beraten und genau schauen, wie es um den Patienten bestellt ist.

Fasten kann bei Herzproblemen durchaus sinnvoll sein

Fasten in Verbindung mit Sport und Konditionstraining kann sehr wirkungsvoll sein bei HerzschwächeArteriosklerose und Herzrhythmusstörungen.

Selbst Zustände nach einem Herzinfarkt sind grundsätzlich kein Grund kategorisch vom Heilfasten abzuraten. Auf diese Umstände wies bereits der erfahrene Fastenarzt Dr. Fahrner 1970 hin. (vgl. Fahrner H.A.: Indikationen und Gegenindikationen der Fastentherapie bei Koronarsklerose; Therapiewoche 6/20; 1970; S. 240).

Auch bei bestehenden Herzleiden und Kreislauferkrankungen ist eine Fastentherapie möglich. Sie sollte aber umso schonender und kürzer sein, je weiter fortgeschritten die Symptome, vor allem die Verkalkung der Herzkranzgefäße, sind. So raten Fastenexperten den betroffenen Patienten eindringlich, nicht gänzliche auf Nahrung zu verzichten, sondern den Körper ausreichend mit Gemüsebrühe, Obstsaft, Buttermilch, Getreideschleim und / oder Honig zu versorgen.

Außerdem ist es ratsam, nicht direkt mit der Fastenkur zu beginnen, sondern den Körper etwa eine Woche lang mit einer Vollwertdiät an die veränderte Nahrungsaufnahme zu gewöhnen. Einen direkten Einstieg ins Vollfasten (trotz fortgeschrittener Probleme an den Herzkranzgefäßen) beschreiben die Fachärzte übereinstimmend als zu riskant. Dieser Meinung kann ich mich nur anschließen, vor allem auch, weil diese Patienten in der Regel relativ viele Medikamente einnehmen.
(vgl. Kuhn Ch.: Fasten – eine ganzheitliche Therapie bei kardiovaskulären Risikofaktoren und Krankheiten; Z. Allg. Med. 63; 1987; S. 437-440; Van Itally Th.: Cardiac Dysfunction in obese Dieters: a potentially lethal complication of rapid, massive weight-loss; Amer. J. clin. Nutr. 39; 1984, S. 695)

Generell rate ich Patienten vor allem dazu, vor Fastenbeginn den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren und eine mögliche Übersäuerung abzubauen.

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Auch bei Herzrhythmusstörungen kann Fasten helfen

Herzrhythmusstörungen sind ein weiteres Leiden, bei dem eine Fastenkur differenziert betrachtet werden sollte. Die Herzrhythmusstörungen lassen sich in verschiedene Schweregrade einteilen. Fällt die Erregungsleiter des Herzens teilweise oder vollständig aus (AV-Block II beziehungsweise AV-Block III), so sollten die Betroffenen von einer Fastenkur absehen oder nur unter ärztlicher Aufsicht eine stufenweise Therapie mit vorangestellter Diät in Erwägung ziehen.

Bei Patienten mit Vorhofflimmern (AV-Block I) ohne weitere Kreislaufprobleme oder Komplikationen, die aber gleichzeitig unter Fettleibigkeit, Bluthochdruck oder erhöhten Bluttfettwerten (u.a. Cholesterinwerte) leiden, kann zum Beispiel ein modifiziertes Fasten wie zum Beispiel nach Buchinger-Fasten (oder auch nach meiner Heilfasten Anleitung) hingegen sehr schnell zu einer enormen Verbesserungen führen.

Die Einnahme von den Mineralstoffen Kalium und Magnesium (während des Fastens) kann dabei die teilweise vorübergehenden gehäuften Herzrhythmusstörungen die in der Therapie auftreten reduzieren oder verhindern.

Körperlich anstrengende Übungen während der Fastenkur und darüber hinaus sollten genau an den Gesundheitszustand angepasst sein. So gibt es Herz-Kreislauf-Patienten, die sich sportlich überfordern. Andere wiederum sind so ängstlich, dass sie sich viel zu wenig bewegen. In beiden Fällen hat sich ein Entspannungsverfahren bewährt, das entspannt und Stress abbaut. Ich empfehle das Autogene Training.

Armbäder und Fußbäder wirken sich ebenfalls positiv auf das Befinden der Betroffenen aus. Sehr häufig überschneiden sich bei den Patienten verschiedene Symptome. So hängen körperlicher Stress, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Herzmuskelschwäche meist eng zusammen.

Beim Fasten bemerken viele Betroffene direkt einen positiven Effekt, der sich aus der gesteigerten Herzleistung ergibt. Da die Patienten die Risiken, die mit einem Fasten verbunden sind, oft nicht selber einschätzen können, rate ich dazu, sich in einer Fastenklinik von ausgebildeten Ärzten und Fachkräften beraten zu lassen.

Fasten ist gut für das Herz

Nachdem ich bisher im Wesentlichen meine Erfahrungen beschrieben habe, komme ich zum noch erfreulicheren Teil. Denn es gibt zum Glück Wissenschaftler, die dieses Thema weiter untersucht haben.

Die aktuellste Studie ist die Arbeit von Dr. Ming-Hui Zou (Georgia State University) und seinem Team: https://www.cell.com/molecular-cell/fulltext/S1097-2765(18)30605-1. Die Forscher entdeckten erstaunliche Wirkungen von ß-Hydroxybutyrat.

Die Keto-Verbindung („Ketonkörper“) entsteht im Stoffwechsel während der Fettverbrennung, die beim Mangel an Kohlenhydraten bevorzugt abläuft. Der vom Körper selbst produzierte Stoff verzögert offenbar die Alterung der Blutgefäße. Deren Zustand ist der wichtigste Faktor, der das biologische Alter bestimmt. Gut konditionierte Gefäße sind auch die Voraussetzung für eine hervorragende Herzgesundheit.

Im Mausmodell zeigten die Wissenschaftler, dass ß-Hydroxybutyrat ein Protein aktiviert, das für Genexpression eine Rolle spielt. Dieser Okatmer-bindende Transkriptions-Faktor (Oct4) ist für die Embryonal-Entwicklung unabdingbar, weil er die Zell-Differenzierung steuert. Zou und seine Mitarbeiter konnten die Wirkung von ß-Hydroxybutyrat auf Oct4 in den Endothelzellen der Gefäße nachweisen.

Der Mechanismus minimiert die Anzahl gealterter Zellen an der Innenwand der Blutgefäße. Wahrscheinlich sind die Ergebnisse aus dem Tier-Experiment auch auf den Menschen übertragbar. So ist erklärbar, auf welche Weise eine Fastenkur die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems fördert.

Dr. James Brown vom Aston Research Centre for Healthy Ageing & School of Life und Health Sciences der Aston Universität in Birmingham kommt mit einigen seiner Kollegen zu einem bemerkenswerten Schluss: Fasten ist gut fürs Herz – und besonders dann, wenn schon eine Schädigung am Herzen vorliegt.

In einer Veröffentlichung unter dem Titel „ Intermittent fasting: a dietary intervention for prevention of diabetes und cardiovascular disease?“ untersuchen die Autoren den Zusammenhang zwischen intermittierendem Fasten und Diabetes und Übergewicht. Bei dieser Form des Fastens wird nur über sehr kurze Zeiträume gefastet, zum Beispiel jeden zweiten Tag. Am darauf folgenden Tag wird wieder normal gegessen. Das darf man nicht mit dem Vollfasten verwechseln, wie ich es auch in meiner Heilfasten Anleitung beschreibe!

Aber zurück zu der Studie. Diese beschäftigt sich erst einmal mit den Unmengen von „Schlankmacher-Pillen“ in Bezug auf Übergewicht. Die Abnehmmittel haben sich aber als unzuverlässig und reich an Nebenwirkungen erwiesen und seien mehr oder weniger rasch vom Markt verschwanden.

Persönliche Anmerkung: Das stimmt auch. In meinen Beiträgen zu verschiedensten Schlankheitsmitteln berichte dazu ja auch. Aber für jedes Mittel, das vom Markt verschwindet, erscheint sogleich ein Neues.

Eine andere Form der Bekämpfung von Übergewicht ist die bariatrische Operation, bei der operative Veränderungen im Magen-Darm-Trakt vorgenommen werden (zum Beispiel eine Magenverkleinerung). Aber solche chirurgischen Eingriffe beherbergen ebenfalls die Möglichkeit von Komplikationen und sind für den Betroffenen alles andere als unproblematisch.

Das intermittierende Fasten hat sich hier als die problemlosere Alternative entpuppt, die gleichzeitig die Morbidität (Anfälligkeit für Erkrankungen) der Betroffenen signifikant (= deutlich) herabsetzt. Dazu kommt noch, dass das intermittierende Fasten eine etwas bessere Compliance bei den Patienten zu haben scheint, da die „Hungerperioden“ sich in Grenzen halten und besser in den Griff zu bekommen sind. Somit konnte sich das intermittierende Fasten als eine ernstzunehmende Alternative für eine signifikante Reduktion von Übergewicht etablieren, ohne dass Komplikationen und Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Aber Fasten und intermittierendes Fasten sind nicht primär Instrumente zur Gewichtsreduktion, sondern haben in erster Linie einen spezifischen gesundheitlichen Einfluss auf den Fastenden.

Brown und seine Kollegen sahen in ihrer Arbeit einen signifikanten Einfluss des Fastens auf Diabetes Typ-2. Sie sprechen sogar von einer „Heilung“ von Diabetes Typ-2 durch das Fasten. Gleichzeitig sahen sie eine Verbesserung der Funktion der Bauchspeicheldrüse und eine Reduktion von versteckten Ab- beziehungsweise Einlagerungen von Triglyceriden. Grundlage dafür war ein „klassisches“ Langzeit-Fasten mit maximal 600 Kalorien pro Tag, was sich aber für eine Reihe von Typ-2-Diabetiker als zu rigide erwiesen hatte. Intermittierendes Fasten dagegen zeigte ähnlich gute Ergebnisse bei einer besseren Akzeptanz bei den Patienten.

Andere Parameter, wie Insulinresistenz und -konzentrationen im Blut, verbesserten sich ebenfalls unter dem intermittierenden Fasten, sowie die Reduktion von typischen diabetischen Spätkomplikationen. Bemerkenswert auch die Schlussfolgerung der Autoren, dass das intermittierende Fasten mindestens genau so gute Ergebnisse abliefert wie die bariatrische Chirurgie, ohne dabei die Risiken und Nebenwirkungen aufzuweisen wie sie bei einer Operation immer gegeben sind.

Übergewichtige haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Diabetes. Sie haben auch ein ungleich höheres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz und Gefäße). Alleine durch die Gewichtsreduktion durch intermittierendes Fasten wird dieses Risiko signifikant reduziert.

Aber beim Fasten scheinen noch andere Mechanismen zu greifen, die die gesundheitliche Relevanz des Fastens zusätzlich erhöhen:

Intermittierendes Fasten hat im Tierversuch gezeigt, dass es in der Lage ist, einen erhöhten Blutdruck und Herzfrequenzen unter Belastung zu senken. Andere Arbeiten zeigten Verbesserung von Cholesterinwerten, Triglyceriden, eine allgemeine Verbesserung von Blutdruckwerten und eine Verringerung der Dicke der Wände der Kopfschlagader (Carotis).

Das intermittierende Fasten hat zudem eine herzschützende Funktion. In Tierexperimenten zeigte sich, dass das Fasten vor ischämischen Attacken schützt, was auf dem durch das Fasten bedingten Anstieg von Adiponektin beruht. Übergewichtige haben in der Regel sehr niedrige Adiponektin-Spiegel, was mit ein Grund ist für deren oft zu beobachtende Insulinresistenz. Ein zu geringer Adiponektin-Spiegel erhöht das Risiko für Diabetes und Gefäßschäden.

Das intermittierende Fasten hat zudem einen günstigen Einfluss auf Interleukine (Il-6), Tumor-Nekrose-Faktor-α, und den insulinähnlichen Wachstumsfaktor (IGF-1, Somatomedin).

Während die Schulmedizin fast fanatisch versucht, das Cholesterin durch mehr als fragwürdige pharmazeutische Produkte in den Griff zu bekommen, scheint das intermittierende Fasten genau die Alternative zu sein, nach der die Schulmediziner vorgeblich suchen. Denn intermittierendes Fasten reduziert LDL-Cholesterin und Gesamt-Cholesterin in einem (natürlichen!) Umfang, der notwendig ist, um ein reduziertes kardiovaskuläres Risiko zu erzielen. Und meine regelmäßigen Leser und Patienten wissen sowieso, was ich von der “Cholesterin-Hysterie” halte. Mehr dazu in meinem Buch: Das Märchen vom bösen Cholesterin.

Fazit zur Studie: Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das intermittierende Fasten eine gute Methode für einen Gewichtsverlust für übergewichtige und adipöse Patienten mit Diabetes Typ-2 ist. Gleichzeitig verbessert sich die kardiovaskuläre Gesundheit dieser Patienten und reduziert Diabetes bedingte Komplikationen bis hin zur Beseitigung des Diabetes. Diese Art der Behandlung ist in den Augen der Autoren außerordentlich kostengünstig und nahezu frei von Nebenwirkungen.

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Auch eine fastenähnliche Diät wirkt sich positiv aufs Herz aus:

Weil viele Ärzte das Fasten bei Herz-Problemen ablehnen und Patienten davon auch nicht begeistert sind, hat Dr. Valter Longo eine sanfte Fasten-Methode entwickelt. Der Wissenschaftler von der Universität in Los Angeles hat eine „fasting mimicking diet“ (FMD, Fasten-imitierende Diät, „Scheinfasten“) entwickelt, die bereits an Freiwilligen getestet wurde. An 5 aufeinanderfolgenden Tagen besteht die Ernährung aus einer strengen Reduktions-Kost. Am ersten Tag sind nur 1090 Kcal erlaubt, an den nächsten 4 Tagen der monatlichen Kurzkur nur 725 Kcal. Den Rest des Monats ist Essen nach Belieben erlaubt.

In der Studie wurde an gesunden Menschen untersucht, wie sich Longos FMD auf den Körper auswirkt. Die Teilnehmer sollten die FMD 3 Monate einhalten. Die Freiwilligen wurden vor und nach der Diät untersucht und Stoffwechsel-Parameter ermittelt: Fasting mimicking diet and markers/risk factors for agung, diabetes, cancer, and cardiovascular disease

Die 71 Teilnehmer, die die Studie bis zum Schluss begleiteten, zeigten deutliche Verbesserungen ihrer gesundheitlichen Konstitution. Sie nahmen im Durchschnitt 2,6 kg ab, wobei der Bauchumfang sich um 4,1 cm verringerte. Der BMI reduzierte sich um 2,1 Einheiten und der Blutdruck ging um 4,5 zu 3,1 mmHG zurück. Bemerkenswert war, dass die Blutfette sich bei denjenigen Teilnehmern verbesserten, die zu Beginn der Studie erhöhte Werte zeigten. Betrug die Triglycerid-Konzentration am Anfang mehr als 100 mg/dl, sank der Wert im Mittel um 19,1 Einheiten. LDL-Werte über 199 mg/dl fielen um 6,2 Einheiten.

Bei allen Studien-Teilnehmern sank der IGF 1 (Insulin-like Growth Factor) um 21,7 bis 46,2 ng/ml . Das Peptid ist an der Krebsentstehung beteiligt.
Fazit dazu: die Ergebnisse sind zwar nicht als statistisch signifikant zu bezeichnen, liefern aber Hinweise darauf, dass die FMD die Herzgesundheit unterstützt.

In einem weiteren Beitrag gehe ich (noch einmal) genauer der Frage nach, ob Fasten für das Herz gefährlich ist, siehe:  Ist Fasten gefährlich für das Herz?

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