Mykotherapie nennt man die Lehre von der Heilung mit Pilzen. Heilung durch Pilze (sog. Heilpilze) ist den meisten Menschen kein Begriff. Die meisten kennen Heilkräuter, Wadenwickel oder evtl. auch einen Quarkwickel als “Schätze der Naturheilkunde” – Heilpilze kennen aber die wenigsten. Und genau darum geht es in diesem Beitrag. Zunächst stelle ich die wichtigsten Heilpilze kurz vor und danach gehe ich auf deren Wirkung bei verschiedenen Beschwerden und Krankheiten ein.
Zunächst einige “allgemeine Worte” zu den Heilpilzen.
Auffallend ist, dass die Heilpilze, die in der traditionellen chinesischen Medizin einen besonders hohen Stellenwert haben, vor allem Ganoderma, Cordyceps, Lentinus usw., vor allem, weil diese eine breite Palette an Indikationen abdecken (dazu weiter unten gleich mehr).
Dies ergibt eine eigenartige Konstellation für die Schulmedizin, bei der man gewohnt ist, mit einem Medikament nur eine oder bestenfalls einige wenige Erkrankungen therapieren zu können. Von daher stoßen solche Erkenntnisse eher auf Misstrauen als auf hoffnungsvolle Freude, dass man hier möglicherweise einen „Stein der Weisen“ gefunden haben könnte. Aber das ist ja nichts Neues… Die Pharmaindustrie hat vor allem ein Interesse an Medikamenten, die man patentieren kann.
Es bleibt aber die Frage, warum eine Reihe von Heilpilzen eine so große Palette an medizinischen Indikationen abdecken kann?
Um diese Frage zu beantworten, kommt uns Hippokrates mit seinem berühmten Spruch „Lasst Nahrung eure Medizin sein und Medizin eure Nahrung“ zur Hilfe. Denn besonders in der Schulmedizin wird der regenerative und protektive Effekt einer gesunden Nahrung immer noch unterbewertet. Aber gerade hier zeichnen die Heilpilze sich besonders aus.
In Deutschland gelten die Pilze als Nahrungsmittel und deren Extrakte als Nahrungsergänzungsmittel.
Und noch eine Anmerkung: wegen dieser Wirkpalette stehen die Heilpilze auf der “Abschussliste” der Pharmaindustrie. Dazu hatte ich bereits im Jahr 2012 berichtet: https://naturheilt.com/blog/heilpilze-auf-abschussliste/
Welche Heilpilze gibt es?
Mandelpilz (Agaricus blazei murrill)
Der Mandelpilz (Agaricus blazei murrill) stärkt das Immunsystem. Er findet vor allem Anwendung bei Krebsleiden. Der Pilz wirkt anregend auf die Blutbildung im Knochenmark. Auch die Leber wird in ihrer Entgiftungsfunktion unterstützt und die Milz in ihrer Blutreinigungsfunktion angeregt. Positiver Einfluss wurde auch auf den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel festgestellt.
Judasohr (Auricularia)
Das Judasohr (Auricularia) gilt als “Blutverdünner”. Man kennt den Speisepilz auch unter dem Namen “chinesische Morchel”. Nachgewiesen ist eine Immunstabilisierende Wirkung, sowie die Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes. Auricularia besitzt Schleimhautstärkende Eigenschaften. Der Pilz reguliert den Milchsäurehaushalt und hilft, nach körperlicher Anstrengung einen Muskelkater zu verhindern.
Schopftintling (Coprinus comatus)
Der Schopftintling (Coprinus comatus) findet Verwendung bei Diabetes mellitus. Er senkt die Blutzuckerwerte ohne den Körper zu belasten. Der Pilz enthält viele Biovitalstoffe, die das Arteriosklerose-Risiko mindern können. Er findet Verwendung bei Hämorrhoiden und zur Verdauungsförderung. Auch eine Hemmung des bösartigen Geschwulstwachstums im Binde- und Stützgewebe wurde beobachtet.
Cordyceps-Pilz
Der Cordyceps-Pilz, der die Nierenfunktion unterstützt gilt als Energielieferant für Körper und Geist. Er beschleunigt die Regeneration, stimmuliert das Immunsystem und wirkt sexuell anregend wie ein natürliches Aphrodisiakum. Auch die sportliche Leistungsfähigkeit vor dem Sport wird durch ihn gefördert, während er nach dem Sport regenerierend wirkt. Cordyceps Pilze werden erfolgreich gegen Depressionen eingesetzt.
Schmetterlingsporling (Coriolus)
Der Schmetterlingsporling (Coriolus) stärkt das Immunsystem und hemmt die Tumorbildung. Er wirkt antiviral und gilt als natürlicher Schutz gegen Grippeviren. Vorbeugend eingenommen kann er vor den Influenzaerregern schützen.
Er aktiviert die zelluläre Abwehr und regt die Antikörper-Produktion an. Die antiviralen Eigenschaften wurden auch gegenüber Herpes, Zytomegalie und HIV beobachtet. Daneben wirkt Coriolus auch antibakteriell und antifungal und hat blutdrucksenkende und blutzuckersenkende Eigenschaften. Mehr zu diesem Pilz lesen Sie in meinem Beitrag: Coriolus – Wirkung und Studien.
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Igelstachelbart (Hericium)
Der Igelstachelbart (Hericium) ist ein wohlschmeckender Speisepilz. Der Stimmungsaufhellend wirkende Pilz verhindert Unruhe und Schlafstörungen. Er findet seinen Einsatz bei Magenbeschwerden und Darmproblemen.
Des Weiteren findet Hericium Verwendung in der Krebstherapie. Der Pilz wirkt Methastasenhemmend und stärkt das Immunsystem. Hericium enthält Substanzen, die den Nervenwachstumsfaktor stimulieren. Bakterielle Entzündungen werden durch Hericium gehemmt, Neurodermitis und andere Hauterkrankungen können positiv beeinflusst werden.
Klapperschwamm (Maitake)
Der Klapperschwamm (Maitake) wird bei Tumorerkrankungen wirkungsvoll eingesetzt. Außerdem beeinflusst er den Fettstoffwechsel und Bluthochdruck im positiven Sinne. Man setzt ihn sowohl zur Gewichtsreduzierung als auch begleitend zur Chemotherapie ein und als Prophylaxe, um gesunde Körperzellen vor dem Einfluss von Umweltgiften zu schützen. Maitake reduziert die Einlagerungen von Fett in der Leber. Durch seinen hohen Gehalt an Ergosterol wird die Kalziumaufnahme gefördert und Rachitis und Osteoporose vorgebeugt.
Eichhase (Polyporus)
Der Eichhase (Polyporus) wirkt harntreibend, stärkt das lymphatische System, verhindert Wassereinlagerungen und kann Ödeme auflösen. Der Pilz hat eine krebshemmende Wirkung, wirkt herzstärkend und sorgt für eine bessere Durchblutung.
Er findet seinen Einsatz in der Vor- und Nachsorge von Erkrankungen, bei denen die Lymphdrüsen entfernt wurden. Positiv wirkt er auch bei Hauterkrankungen, die mit der Überlastung des lymphatischen Systems im Zusammenhang stehen.
Glänzende Lackporling (Reishi)
Der Glänzende Lackporling (Reishi) sorgt für eine höhere Sauerstoffaufnahme im Blut mit positiven Auswirkungen auf den Herzmuskel. Der Pilz stärkt die Leber und unterstützt ihre Entgiftungsfunktion. Er wirkt ausgleichend auf das Immunsystem und kommt bei Allergien, Entzündungen und Immunschwäche zum Einsatz.
Schmerzen und Hauterscheinungen bei Herpes-Symptomen werden reduziert. Allergien kann durch die rechtzeitige Einnahme vorgebeugt werden. Auch bei akuter und chronischer Hepatitis kann der Reishi eingesetzt werden, zudem werden Krankheitssymptome, deren Ursachen im Nikotingenuss liegen reduziert. Ausführlich zum Reishi berichte ich im Beitrag: Der Reishi Pilz.
Shiitake-Pilz
Der Shiitake-Pilz sorgt für festes Bindegewebe, verhindert Gefäßschäden und ein damit verbundenes Arteriosklerose-Risiko. Medizinisch dient er als Immunstabilisator und zur Behandlung von Durchblutungsstörungen. In Japan wird Magenkrebs mit dem Pilz therapiert.
Shiitake senkt den Cholesterinspiegel und ist wohl auch in der Lage Ablagerungen in den Arterien (Arteriosklerose) zu verhindern oder zumindest vorzubeugen. Erfolgreich eingesetzt wird der Pilz auch zur Behandlung von Tinnitus und Migräne. Auch gegen Grippeviren wurde seine Wirksamkeit bestätigt.
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In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht der Heilpilze in welchen Bereichen diese “überzeugen”:
Hinweis: Zum Vergrößern bitte auf die Tabelle klicken.
Wenn man sich diese Tabelle ansieht, erhebt sich die Frage, warum eine Reihe von Heilpilzen eine so große Palette an medizinischen Indikationen abdecken kann?
Um diese Frage zu beantworten, kommt uns Hippokrates mit seinem berühmten Spruch „Lasst Nahrung eure Medizin sein und Medizin eure Nahrung“ zur Hilfe.
Denn besonders in der Schulmedizin wird der regenerative und protektive Effekt einer gesunden Nahrung immer noch unterbewertet. Aber gerade hier zeichnen die Heilpilze sich besonders aus.
Heilpilze: Eine Apotheke im Miniformat!
Fast jeder der in der oben genannten Tabelle aufgelistete Pilz kann mit 200 bis 500 verschiedenen biologisch wirksamen Substanzen aufwarten.
Dies sind nicht nur Vitamine, Proteine (Aminosäuren), Enzyme usw., wie sie in den „normalen“ Speisepilzen vorkommen. Darüber hinaus zeichnen sich Heilpilze vor allem durch Substanzen aus, die ausgesprochen medizinischen Charakter besitzen: verschiedene Polysaccharide (beta-Glukane z.B.), Triterpene, Antioxidantien, Nukleoside wie Adenosin usw.
Da die naturwissenschaftliche Forschung sich mit diesen Pilzen erst seit weniger als 20 Jahren intensiver befasst, ist es nicht verwunderlich, dass fast wöchentlich neue Polysaccharide, Triterpene oder andere interessante Komponenten entdeckt werden. Mit diesem Aufgebot an entdeckten und noch unentdeckten Komponenten sind die Heilpilze ein wahres „Super-Food“, ein Nahrungsmittel der Superlative.
Polysaccharide z.B. sind inzwischen bekannt für ihre Fähigkeit, das Immunsystem zu „modulieren“. Das findet seinen praktischen Ausdruck in sich widersprechenden Aktivitäten: Bei einem schwächelnden Immunsystem sieht man eine Stärkung; bei einem überschießenden (Allergie z.B.) sieht man eine Dämpfung. In beiden Fällen kommt es zu einer Harmonisierung bzw. Optimalisierung des Immunsystems.
Diese Effekte jedoch kommen vom Organismus selbst. Dies ist der Unterschied zu Medikamenten der Schulmedizin, die selbst direkt in das biochemische Gefüge des Organismus eingreifen und wie ein Vorschlaghammer alles „behandeln“, was in ihr Reaktionsmuster passt.
Die Polysaccharide dagegen stimulieren oder dämpfen nur die Aktivitäten des Immunsystems, ohne gravierende grundlegende Veränderungen in der Biochemie des Organismus zu erzwingen. Andere Polysaccharide haben inzwischen gezeigt, dass sie Tumorzellen vernichten können. Sie bewirken entweder ein Abschalten des Stoffwechsels der Tumorzellen oder deren programmierten Selbstmord (Apoptose). Auch hier gehen diese Polysaccharide sehr selektiv vor, indem nur Tumorzellen betroffen sind und keine normalen, gesunden Zellen. Polysaccharide sind auch für den anti-diabetischen Effekt der Heilpilze verantwortlich. Sie wirken blutzuckerstabilisierend und helfen bei der Wirkung von Insulin.
Triterpene (organische Säuren) haben gezeigt, dass einige Formen von ihnen einen blutdrucksenkenden Effekt ausüben. Sie zeigten dabei biochemische Ähnlichkeiten mit ACE-Hemmern. Aber auch Triterpene haben einen zytotoxischen Einfluss auf Tumorzellen. Ihnen werden auch anti-metastatische, anti-entzündliche, anti-bakterielle, anti-virale Eigenschaften zugesprochen.
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Eine besonders wichtige Eigenschaft der Heilpilze sind ihre Antioxidantien. Sie zeichnen sich nicht nur durch einen besonders hohen Gehalt an Antioxidantien aus, sondern die qualitative Seite sticht ebenfalls besonders hervor. Der Körper stellt dauernd seine eigenen Antioxidantien her, besonders Glutathion, das wohl das stärkste aller Antioxidantien ist und jede Form von oxidativem Stress beseitigt. Mit der Aufnahme von anti-oxidativ wirksamen Vitaminen (C und E) helfen wir unserem Organismus, schneller mit den freien Radikalen aufzuräumen.
Die exogenen Antioxidantien, wie die Vitamine, sind aber im Vergleich zu Glutathion deutlich schwächer, da sie als Elektronengeber wesentlich weniger Elektronen „im Angebot“ haben. (Freie Radikale verbinden sich mit anderen Molekülen, um ihre fehlenden Elektronen aufzufüllen und verändern damit die Funktion des Moleküls).
Heilpilze haben nicht nur einen besonders hohen Gehalt an Antioxidantien. Sie haben auch die qualitativ hochwertigsten Antioxidantien, wie Polyphenole und Selen, die man bislang kennt. Eins sticht hier besonders hervor. Und das ist das Ergothionein. Es wird inzwischen als ,,Super-Antioxidans” gehandelt, da es anscheinend in der Lage ist, ähnlich wie Glutathion, fast jede Form von oxidativem Stress zu beseitigen.
Es handelt sich hierbei um eine Aminosäure mit einem Schwefelatom. Es hat eine so hohe elektrische Ladung (ein Zeichen für einen großen Elektronenvorrat), dass es nur über spezielle Transportmechanismen in das Innere einer Zelle gelangen kann. Ergothionein kann nicht vom Organismus hergestellt werden. Es gibt überhaupt nur wenige Organismen, die in der Lage sind, diese Aminosäure zu produzieren. Und dies sind einige Actinobakterien und nicht hefeartige Pilze, hier vor allem die Heilpilze. Damit können wir nur von den anti-oxidativen Eigenschaften dieser Aminosäure profitieren, wenn wir in unserem Speiseplan vermehrt auf Heilpilze zurückgreifen.
Es gibt zwar auch Ergothionein in Fleisch und Leber von Tieren und in einigen Pflanzen. Die Konzentrationen liegen aber weit hinter denen der Heilpilze zurück (ca. um den Faktor 40). Da es keine Hinweise darauf gibt, dass Tiere und Pflanzen diese Aminosäure selbst herstellen können, kann die Anwesenheit von Ergothionein in den Pflanzen und Tieren nur mit einer Aufnahme von Pilzteilen erklärt werden. Eine der wichtigsten Aufgaben von Ergothionein scheint der Schutz der DNA vor oxidativem Stress zu sein. Wenn sich diese Annahme in der Folge praktisch bestätigen würde, dann hätten wir eine weitere Erklärung für die prophylaktische Potenz der Heilpilze gegen Krebserkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen (https://www.sciencedaily.com/releases/2005/09/050912080429.htm).
Denn epidemiologische Studien konnten zeigen, dass Pilzesser (Speisepilze mit einbezogen) ein geringeres Krebsrisiko haben als Menschen, die nur gelegentlich auf ein Pilzmenü zurückgreifen. Cancer Research UK hatte sich mit diesem Thema schon vor Jahren auseinander gesetzt ( https://info.cancerresearchuk.org/news/archive/pressrelease/2002-08-18-mushrooms-may-work-wonders-in-cancer-treatment-and-prevention).
Die Autoren bemerken: „The average cancer death rate in the Prefecture was one in 600. But the rate dropped to one in 1000 among farmers who produced edible mushrooms“ – auf deutsch: “Die durchschnittliche Todesrate für Krebserkrankungen in der Präfektur (in Japan) lag bei 1 zu 600. Die Rate jedoch fiel auf 1 zu 1000 bei den Farmern, die Speisepilze züchteten”.
Es ist interessant zu sehen, dass die Krebserkrankungen und deren Mortalität in Asien per se geringer zu sein scheinen. Laut Unterlagen von Cancer Research UK starben im Jahr 2009 über 156.000 Menschen in Großbritannien an Krebs. Das ist bei einer Bevölkerung von knapp über 62 Millionen ein Verhältnis von 1 zu 400 (gegenüber 1 zu 600 bei der japanischen Bevölkerung ohne Pilze).
Noch interessanter erscheint die Beobachtung, dass selbst die günstigeren Bedingungen bzw. das geringere Krebsrisiko durch eine langfristige Einnahme von Speisepilzen verbessert werden kann. Untersuchungen über diesbezügliche Effekte bei Heilpilzen liegen (leider) noch nicht vor. Wenn Speisepilze eine günstige Ausgangslage verbessern können, dann müssten Heilpilze einen noch profunderen Effekt zu Tage bringen.
Einfluss auf die Darmbarriere (Leaky-Gut)
Aber es geht noch mehr! Mich interessierte vor allem auch die Wirkung bei bestimmten Darmbeschwerden. Allesn voran dem Leagy-Gut-Syndrom (welches selbst den meisten Medizinern unbekannt ist – und noch viel schlimmer, dessen naturheilkundliche Therapie). Beim Leaky-Gut-Syndrom, wird die Darmschleimhaut so „durchlöchert“, dass unverdaute Nährstoffe, Bakterien und Toxine fast unverändert in den Blutkreislauf, beziehungsweise in die erste Leberpassage geraten können.
Ich fand zum Thema Leaky-Gut und Heilpilze zunächst folgende Studie: Effects of polysaccharide from mycelia of Ganoderma lucidum on intestinal barrier functions of rats. Diese Arbeit untersuchte den Barriereeffekt im Darm von Ratten. Den Barriereeffekt, und was es damit auf sich hat, hatte ich in „Die Bedeutung der Darmflora“ beschrieben. Eine weitere Barriere im Darm ist die Schleimhaut, die Pathogene und unerwünschte Stoffe an einer Aufnahme in den Organismus hindert. Ist diese Barrierefunktion in Mitleidenschaft gezogen, dann kann es zu immunologischen Reaktionen kommen, wie Entzündungen im Darm.
Die chinesischen Wissenschaftler untersuchten in der vorliegenden Studie aus dem Mycelium von Ganoderma isolierte Polysaccharide, die oral 100 mg/kg Körpergewicht über den Zeitraum von 21 Tagen gegeben wurden. Untersucht wurde die Barrierefunktionen der Darmschleimhäute der Tiere, die mechanische Barriereleistung, die immunologische Barriere und die biologische Barrierefunktion der Schleimhäute.
Resultate: Die Polysaccharide erhöhten signifikant Occludin (ein Protein, das an der Bildung von Tight Junctions beteiligt ist und Zwischenräume zwischen Zellen, in diesem Fall Epithelzellen der Schleimhaut, abdichtet und somit vor dem Austrocknen schützt), NF-kB (ein Transkriptionsfaktor und bedeutsam bei der Immunantwort; wirkt entzündungsfördernd) und Immunglobulin A im Ileum.
Interleukin 2 (ein Zytokin, das Makrophagen aktiviert und bei Infektionen aktiviert wird), Interleukin 4 (Zytokin, das die Produktion von Th1-Zellen, Interferon, Makrophagen etc. bremst und entzündungshemmende Eigenschaften hat) und Interferon-gamma wurden erhöht. Diamin-Oxidase (DAO – ein Enzym, das Histamin und biogene Amine abbaut. Ein Mangel bewirkt eine Histamin-Intoleranz) wurde gesenkt. Die Ratten, die die Ganoderma-Polysaccharide erhielten, zeigten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Ganoderma eine deutlich höhere Vielfalt an Mikroorganismen im Darm.
Die Polysaccharide schienen zudem in der Lage zu sein, die Populationen von unerwünschten Firmicutes zu dezimieren und erwünschte Bacteroides zu fördern.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass die Polysaccharide von Ganoderma Mycelium in der Lage sind, Schäden in der Barrierefunktion der Darmschleimhäute zu beheben und zu regulieren.
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Einfluss auf Bauchspeicheldrüsenentzündung
Eine nur wenige Wochen vor der “Leaky-Gut-Studie” veröffentlichte Ratten-Studie untersuchte den Einfluss von Ganoderma Polysacchariden auf eine chronisch verlaufende Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) und den Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora: Effects of Ganoderma lucidum polysaccharides on chronic pancreatitis and intestinal microbiota in mice.
Die Gabe der Polysaccharide, so berichten die Autoren, verbesserte signifikant die Pankreatitis der Tiere durch die Senkung von Lipase, Interferon-gamma, TNF-alpha und durch eine signifikante Anhebung von SOD (Superoxid-Dismutase) und den gesamten anti-oxidativen Aktivitäten.
Des Weiteren zeigte sich, dass die Gabe der Polysaccharide zu einer deutlichen Veränderung von Zusammensetzung und Vielfalt der Darmflora führte. Es kam zu einer relativen Zunahme von Firmicutes und einer Abnahme von Bacteroides Stämmen. Auf dem Gattungs-Level zeigte sich unter den Polysacchariden eine Zunahme von nützlichen Bakterien wie Milchsäurebakterien, Roseburia und Lachnospiraceae.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass die Polysaccharide von Ganoderma Mycelium ein mögliches therapeutisches Potential haben bei der Vorbeugung und Behandlung einer chronischen Pankreatitis, welches auf einer vorteilhaften Veränderung der Darmflora beruht.
Zwischenfazit: Diese beiden Arbeiten zeigen, dass der Heilpilz hier Wirkungen zu haben scheint, die man sonst eher von einem Probiotikum erwartet. Besonders auffallend ist die Fähigkeit der Polysaccharide, die Zusammensetzung und Vielfalt der Darmflora zu verändern. Dabei kommt es zum Teil zu sogar gegenläufigen Effekten. Ob dies physiologische Anpassungen an die Bedürfnisse des Organismus im gegebenen Krankheitsstadium sind, ist nur zu vermuten. In beiden Fällen wurden von den Autoren Verbesserungen der jeweils untersuchten Störungen beobachtet.
Vom Krankenbett auf die Rennbahn
Heilpilze haben aber nicht nur was mit Krankheiten zu tun, die sie heilen oder verhüten. Einige der Heilpilze scheinen so gut zu funktionieren, dass sie selbst bei austrainierten Menschen noch zu einer Optimierung von Leistungen führen können. Dies ist für eine Reihe von Heilpilzen unter wissenschaftlicher Beobachtung an Tiermodellen demonstriert worden. Aber auch Rennpferde sind mit z.B. Cordyceps versorgt worden, was zu einer physischen Leistungssteigerung und zu einer verbesserten mentalen Leistungsbereitschaft führte.
Furore machte die chinesische Nationalmannschaft der Leichtathletinnen 1993. Die Frauenmannschaft brach damals 5 Weltrekorde im Langlauf bei dem nationalen Wettbewerb in Peking. Die Mannschaft geriet damals in den Verdacht, unzulässige Dopingmittel eingenommen zu haben. Der Trainer der Mannschaft jedoch erklärte, dass die Sportlerinnen auf seine Anweisung hin lediglich täglich Cordyceps einnahmen. Und wenn Sie in die Tabelle sehen, dann sieht man, was der bewirkt.
Die Angaben wurden allerdings weitestgehend angezweifelt und auf Dopingmaßnahmen zurückgeführt. Die Labortests der Wissenschaftler, die gezeigt hatten, dass Mäuse Leistungssteigerungen nach Einnahme von Heilpilzen verzeichneten, sind dagegen jedoch als abgesichert anzusehen und frei von Dopingversuchen. Das gleiche gilt auch für die Berichte von Rennpferden und deren Leistungssteigerung nach Cordyceps-Einnahme.
Achtung Heilpilze?!
Bei der Einnahme von Heilpilzen gibt es einige Hinweise zu berücksichtigen. Pilze sind potente Entgifter, was für unseren Organismus eine besonders erwünschte Eigenschaft ist. Aber sie entgiften nicht nur unseren Organismus, sondern saugen gierig schon zu „Lebzeiten“ Verunreinigungen in der Luft, im Boden und Wasser in sich auf. Damit könnte ein Heilpilz schon auf dem Ladentisch mit Schwermetallen und Giften aller Art vorbelastet sein, je nachdem wo er gezüchtet wird.
Optimal sind Züchtungen in einem “sterilen” Treibhaus. Leider werden die meisten Pilze in China z.B. im Freiland gezüchtet und weisen damit schon einen bedingten Grad an Verunreinigungen auf. Pilzzuchten im Freiland in der Nähe von industriellen Anlagen sind in der Regel stark belastet, so dass ein Verzehr nicht zu empfehlen ist.
Es gibt immer wieder die Frage, was denn nun besser sei:
Extrakt oder frischer, ganzer Pilz?
Der frische Pilz ist bis zu einem gewissen Grad eine „Mogelpackung“, denn er enthält zwischen 75 und 92 Prozent Wasser. Dafür gibt es aber reichlich Ballaststoffe, die für die Darmflora als Präbiotika dienlich sind. Falls aber die Notwendigkeit vorliegt, die eigentlichen Wirksubstanzen konzentriert einzunehmen, dann empfiehlt sich ein Extrakt.
Denn die gleiche Menge an Wirkstoff über den ganzen Pilz aufzunehmen, überfordert den Magen. Extrakte werden in der Regel in einem Verhältnis von 1 zu 20 aus dem frischen Pilz gewonnen (20 kg frischer Pilz ergeben 1 kg Extrakt). Die Extraktionsverfahren benützen entweder heißes Wasser oder Äthanol. Nachteil dieser Extraktionsverfahren ist, dass das heiße Wasser nur die wasserlöslichen Bestandteile extrahiert, der Äthanol nur die fettlöslichen.
Es gibt mittlerweile auch Hersteller, die ihre Extrakte herstellen, indem sie nur das Wasser und die Ballaststoffe entfernen. Danach sind diese Extrakte ebenfalls in einem Verhältnis von 1 zu 20 konzentriert. Es mag schade um die Ballaststoffe sein, aber für therapeutische Zwecke sind sie weniger entscheidend. Hier kommt es auf hohe Wirkstoffkonzentrationen an, die man mit den ganzen Pilzen aufgrund der einzunehmenden Menge kaum erreichen kann.
Gibt es Nebenwirkungen?
Heilpilze sind nebenwirkungsarm. Überdosierungen gibt es nicht, so dass man gerade zu Beginn einer Pilzeinnahme höhere Dosen einnehmen kann und sollte, um möglichst rasch eine Sättigung des Organismus mit den Wirkstoffen des Pilzes zu erreichen. Die Einnahme ist optimal auf einen nüchternen Magen, da die Resorption der Wirkstoffe unbeeinträchtigt von anderen Nährstoffen ablaufen kann. Es kann anfänglich zu leichten Problemen kommen, da die Heilpilze rasch mit der Entgiftung von Gewebe beginnen.
Die schwächsten Gewebe bzw. Organe reagieren dann am deutlichsten. Diese Beobachtung wurde von der traditionellen chinesischen Medizin als ein diagnostisches Mittel angewandt, um das erkrankte Organ und seine Meridiane zu identifizieren. Heute wird dieser Effekt als „Scanningeffekt“ bezeichnet, der nach wenigen Stunden bis Tagen abgelaufen ist. Sollten die Scanningeffekte allerdings besonders unangenehm sein,dann empfiehlt es sich, die Anfangsdosis zu verringern (halbieren).
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 5.8.2023 umfassend ergänzt.
Beitragsbild: Fotolia.com – C. Siamphoto