Nahrungsergänzung

Grünalge Dunaliella salina: Wirkung und Nutzen

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Dunaliella salina ist eine Mikroalge und gehört zur Gruppe der Grünalgen (wobei das Wort „Gruppe“ taxonomisch nicht ganz richtig ist).

Diese einzellige Alge kommt in Gewässern vor, deren Salzgehalt weit über dem des Meeres liegt.

Die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem hohen Salzgehalt und der UV-Strahlung scheint auf den hohen Mengen an Carotinoiden zu beruhen, die die Alge auszubilden imstande ist. Von daher ist die Alge ein interessantes Objekt für die industrielle Erzeugung von Carotin, der Vorläufersubstanz von Vitamin A.

Theoretisch wäre Dunaliella auch ein interessantes Objekt zur Gewinnung von Glycerin. Denn die Alge produziert hohe Mengen dieser Substanz. Grund dafür ist das Fehlen einer stabilen Zellwand, die die Zelle gegenüber osmotischem Druck empfindlich macht.

Die Zellwand ist undurchgängig für Glycerin, welches die Zelle aus Stärke synthetisiert. Glycerin ist hygroskopisch, was heißt, dass es in der Lage ist, Wasser zu binden und in der Zelle einzubehalten. Ohne Glycerin würde die Zelle in dieser Umgebung „austrocknen“. Daher hatte es wohl einige Versuche gegeben, die Alge zur industriellen Gewinnung von Glycerin zu benutzen. Wie es aussieht haben letztendlich ökonomische Überlegungen die weitere praktische Umsetzung verhindert.

Obwohl die Alge zu den Grünalgen zählt, bequem sie sich wenig, dieser Farbe Ehre zu machen. Aufgrund der hohen Konzentrationen an Carotinoiden nimmt sie ein oranges bis rotes Aussehen an.

Das Carotin scheint die Alge vor der UV-Strahlung zu schützen.
Selbstverständlich versucht die Nahrungsergänzungsmittelindustrie diese Alge im besten Licht scheinen zu lassen. Die Marketingabteilung ergeht sich da in Lobeshymnen, die von der „besten Quelle für Carotine“ sprechen. Des Weiteren ist die Rede von einem hohen antioxidativen Potenzial, Verbesserung des Immunsystems, gesunder Haut und Augen und sogar einer prophylaktischen Wirksamkeit gegen Krebserkrankungen.

Die Realität wissenschaftlicher Betrachtung

Eines kann ich jetzt schon vorwegnehmen: Die großartigen Versprechungen der Marketingabteilung lassen sich wissenschaftlich nur sehr bedingt reproduzieren. Die Einschränkung beruht auf der Tatsache, dass es anscheinend keine Studie mit humanen Probanden gibt.

Meine Suche ergab nur Arbeiten, die entweder im Labor an zum Beispiel Zelllinien durchgeführt worden waren oder in vivo Arbeiten an Mäusen und Ratten. Aber auch diese Studien haben einen gewissen Stellenwert. Denn aus ihnen wird ersichtlich, welche biologisch interessanten Aktivitäten diese Alge möglicherweise bereithält.

Stress

In vivo antioxidant activity of carotenoids from Dunaliella salina–a green microalga.

In dieser Studie aus dem Jahr 2005 an Ratten untersuchten die Autoren die Wirkung von Dunaliella auf oxidativen Stress. Dazu wurden die Raten in 4 Gruppen eingeteilt. Die Gruppe A wurde mit 125 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht Dunaliella versorgt; Gruppe B mit 250 Mikrogramm Dunaliella; Gruppe C mit 250 Mikrogramm synthetischen Beta-Carotin; und Gruppe D bekam ein Toxin (Tetrachlormethan).

In allen Gruppen wurde dann eine Reihe von antioxidativen Markern getestet, wie Katalse, Superoxid-Dismutase und Peroxidase. Es zeigte sich, dass die natürlich erzeugten Carotinoide von Dunaliella einen signifikant besseren Effekt hatten bei der Beseitigung freier Radikale als die synthetischen Carotinoide. Daher vermuten die Autoren, dass sich die Alge als Nahrungsergänzungsmittel eignet.

Mein Fazit: Diese Arbeit ist insofern interessant, da sie zeigen konnte, dass synthetische Carotinoide nicht den biologischen Effekt mit sich bringen, die dem der natürlich gebildeten entspricht. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass auch andere synthetische Vitamine mit Skepsis zu betrachten sind.

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Krebs

Protective effect of Dunaliella salina (Volvocales, Chlorophyta) against experimentally induced fibrosarcoma on wistar rats.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2007 ist einer der ersten Arbeiten, die sich mit dem Einfluss von Dunaliella auf eine Krebserkrankung beschäftigt. Die Autoren lösten bei Ratten ein künstliches Fibrosarkom aus. Es handelt sich hierbei um eine Krebserkrankung/Tumor des Bindegewebes. Danach erhielten die Ratten 0,5 oder 1,0 Gramm Dunaliella. Daraufhin beobachteten die Autoren eine Abnahme einer Reihe von Markern und einen Rückgang des Tumorgewebes. Ein Vergleich mit einer Kontrollgruppe, die Cisplatin zusammen mit Vitamin E erhalten hatte, ergab eine deutlichere Verbesserung in der Algen-Gruppe.

Leberprobleme

Protective effects of Dunaliella salina–a carotenoids-rich alga, against carbon tetrachloride-induced hepatotoxicity in mice.

Auch hier handelt es sich wieder um eine Studie (2008) mit Mäusen. Die Tiere wurden entweder mit Dunaliella oder Silymarin versorgt. Der Beobachtungszeitraum betrug 8 Wochen. Gleichzeitig wurden beide Gruppen zweimal wöchentlich mit Tetrachlorid gefüttert, um eine Schädigung der Leber herbeizuführen.

Bei der Kontrollgruppe, die weder Dunaliella oder Silymarin erhalten hatte, zeigte sich ein signifikanter Anstieg von Leberenzymen und eine signifikante Abnahme antioxidativer Aktivitäten in der Leber. Die beiden anderen Gruppen zeigten gegenteilige Resultate: die Leberenzyme waren reduziert, und die antioxidativen Marker waren erhöht.

Die Tiere in der Dunaliella-Gruppe zeigten darüber hinaus deutlich weniger Leber-Läsionen. Die Autoren schlossen daraus, dass Dunaliella die Leber schützt, indem das antioxidative Potenzial erhöht und die Lipid-Peroxidation gesenkt wird.

Lungenkrebs

Ethanol extract of Dunaliella salina induces cell cycle arrest and apoptosis in A549 human non-small cell lung cancer cells.

Diese Laborstudie aus dem Jahr 2008 untersuchten Lungenkrebszellen, die mit einem Extrakt aus Dunaliella behandelt worden waren. Nach 24 Stunden sank die Zellproliferation um 25 Prozent. Nach weiteren 24 Stunden zeigte sich eine weitere Abnahme um 48 Prozent. Es stellte sich heraus, dass der Extrakt eine Apoptose und einen Zellzyklusarrest in der 1. Phase der Zellteilung induzierte. Daher glauben die Autoren, dass Dunaliella ein vielversprechendes antiproliferatives Potenzial besitzt.

Blutbildung und Leukämie

Cytotoxicity of algae extracts on normal and malignant cells.

Dieser Arbeit aus dem Jahr 2011 untersuchte die Effekte von Algenextrakten auf blutbildende Zellen und Leukämiezellen. Dazu wurden Alkoholextrakte von Dunaliella, Astaxanthin, Spirulina und AFA (Aphanizomenon flos-aquae) eingesetzt. Die verschiedenen Algen-Typen zeigten unterschiedliche hemmende Wirkung bei verschiedenen Krebszellenlinien. Hohe AFA Konzentrationen zum Beispiel unterdrückten die Aktivität von Knochenmarkzellen.

Dunaliella unterdrückte die Aktivität von CD 34+, ein Mucin, das von Vorläuferzellen zur Blutbildung gebildet wird. Analysen des Zellzyklus von Zelllinien der akuten myeloischen Leukämie ergaben einen Zellzyklus Arrest in der 1. Phase unter AFA. Zelllinien der chronischen lymphatischen Leukämie zeigten 24 Stunden nach Behandlung bei allen Extrakten eine Apoptose.

Die Autoren sehen eine signifikante Wirkung der Algenextrakte auf Leukämie-Zellen, aber auch hemmende Effekte bei gesunden blutbildenden Zellen.

UV Strahlenschäden

Protective effects of Dunaliella salina – a carotenoids-rich alga – against ultraviolet B-induced corneal oxidative damage in mice.

Diese Studie entstand im Jahr 2012. Die Autoren untersuchten das Potenzial von Dunaliella in Bezug auf die Verhinderung von UVB Strahlenschäden am Auge (Hornhaut). Dazu wurden die Augen von Mäusen bestrahlt, die im Anschluss über den Zeitraum von 8 Tagen Dunaliella bekamen. Die Tiere wurden danach geopfert und deren Hornhaut auf Schäden untersucht.

Es zeigte sich, dass die Tiere, die Dunaliella erhalten hatten, eine verminderte oxidative Aktivität zeigten und gleichzeitig eine erhöhte antioxidative Aktivität. Bei der Kontrollgruppe ohne Dunaliella ergab sich das genau umgekehrte Bild. Daher schlossen die Autoren, dass Dunaliella Schäden der Hornhaut durch UVB Strahlungen verhindern kann, indem Oxidation verringert und antioxidative Aktivitäten vermehrt werden.

Paracetamol

Hepatoprotective and Antioxidant Activity of Dunaliella salina in Paracetamol-induced Acute Toxicity in Rats.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2013 untersucht die leberschützende Funktion von Dunaliella in Bezug auf Paracetamol. Paracetamol gilt allgemein als gut verträglich und unproblematisch. Dieser Meinung schließen sich auch die Autoren an. Es ist aber bekannt, dass Paracetamol ein nicht zu vernachlässigendes leberschädigendes Potenzial besitzt.

Also hatten sich die Autoren zur Aufgabe gesetzt, die leberschützende und antioxidative Wirksamkeit von Dunaliella zu ermitteln. Probanden waren wieder einmal raten männlichen Geschlechts, die eine Überdosis Paracetamol erhielten, und daraufhin Leberschäden und oxidativen Stress zeigten. Dementsprechend waren die Leberenzyme erhöht. Gleiches galt für die Parameter für oxidativen Stress.

Eine Gruppe von Ratten wurde mit Dunaliella therapiert. Es kamen 500 und 1000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zum Einsatz. Eine weitere Gruppe erhielt Silymarin. In diesen Untergruppen sanken die Werte der Leberenzyme und Parameter für oxidativen Stress. Gleichzeitig erhöhten sich die Werte für die antioxidativen Kapazitäten. Die histologische Untersuchungen der Leber der Tiere zeigte, dass Dunaliella Zahl und Umfang der Läsionen signifikant reduzierte. Und es zeigte sich, dass die damit verbundenen Entzündungsprozesse ebenfalls signifikant abnahmen.

Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass Dunaliella einen signifikanten leberschützenden Effekt gegenüber durch Paracetamol verursachte Schäden ausübt. Grundlage des protektiven Effekts ist die Erhöhung von antioxidativ wirksamen Enzymen und die Hemmung von Lipid-Peroxidation.

Nochmal: Dunaliella und Leukämie

Dunaliella salina exhibits an antileukemic immunity in a mouse model of WEHI-3 leukemia cells.

Eine weitere Arbeit zur Frage, inwiefern Dunaliella in der Lage ist, einen Einfluss auf Krebserkrankungen wie Leukämie zu nehmen. Dieser Frage gingen 2014 taiwanesische Wissenschaftler nach. Sie bemerkten eingangs, dass Dunaliella bekannt dafür ist, dass es potente antioxidative Eigenschaften besitzt, und in der Lage ist, eine Apoptose einzuleiten. Was bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch aussteht, ist die Frage ob Dunaliella einen direkten antileukämischen Effekt ausübt oder ob es sich hier um immunmodulatorische Effekte handelt.

Zu diesem Zweck wurden Mäuse mit Leukämie untersucht. Die Tiere erhielten verschiedene Dosierungen von Dunaliella: 184, 369 und 922 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Alle Dosierungen verhinderten Metastasen in der Milz und verlängerten die Überlebenszeit der Tiere. Es zeigte sich weiter, dass Dunaliella eine Vergrößerung der Milz verhinderte. Die T-Zellen CD3 und B-Zellen CD19 vermehrten sich unter der Alge. Die Phagozytose der Makrophagen nahm signifikant zu und erhöhte das zytotoxische Potenzial der natürlichen Killerzellen. Weitere günstige Einflüsse konnten die Autoren in Bezug auf Interferon und Interleukin dokumentieren.

Daraus schlossen die Autoren, dass der Einsatz von Dunaliella bei Mäusen mit Leukämie so vorteilhaft ist, dass die Überlebenszeit verlängert wird, bedingt durch eine Modulation des Immunsystems der Tiere.

Dunaliella gegen Spirulina

Anti-inflammatory and immunomodulatory effects of Spirulina platensis in comparison to Dunaliella salina in acetic acid-induced rat experimental colitis.

Diese Arbeit ist insofern interessant, als hier zwei Algen miteinander verglichen werden: Dunaliella und Spirulina.

Das Ziel der 2015 veröffentlichten Arbeit war, die günstigen Einflüsse der beiden Algen bei einer experimentellen Colitis zu beurteilen.

Die Dosierungen betrogen 500 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, die Ratten verabreicht wurden, die an einer experimentellen Colitis ulcerosa litten. Die Läsionen im Dickdarm wurden untersucht, blutige Durchfälle und deren Häufigkeit, Darmgewicht und seine Länge, und die Veränderung des Körpergewichts der Testtiere. Weiter wurden untersucht Lipid-Peroxidation und oxidativer Stress durch die Erhebung von oxidativen und antioxidativen Markern im Darm. Das Gleiche galt für Marker, die den Grad von Entzündungsprozessen angaben.

Resultate: Die Schäden der Darmschleimhaut, und die biochemischen und histologischen Resultate zeigten, dass beide Algen einen signifikanten modulierenden Effekt auf die Colitis der Tiere ausübten. Grund für diese Wirksamkeit ist die signifikante Erhöhung der antioxidativen Enzyme und die gleichzeitige signifikante Abnahme beziehungsweise Hemmung der Lipid-Peroxidation und Entzündungsprozesse in den Darmschleimhäuten.
Eine weitere Gruppe von Tieren bekam zur Kontrolle Sulfasalazin, ein entzündungshemmender Arzneistoff zur Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die Algen eine bessere therapeutische Effizienz im Vergleich zu Sulfasalazin zeigen konnten, verbunden gleichzeitig mit einem wesentlich besseren Sicherheitsprofil in Sachen Nebenwirkungen.

Effektivität von Dunaliella

Antioxidant and cytotoxic activity of carotenes produced by Dunaliella salina under stress.

Eine ganz neue Arbeit (2016). Diese Laborarbeit untersuchte die Frage, unter welchen Bedingungen die Effektivität von Dunaliella zunimmt. Es zeigte sich, dass unter Stressbedingungen Dunaliella mehr Carotin ausbildet als unter normalen Bedingungen. Stressbedingungen heißt hier, dass der Salzgehalt der Umgebung, sowie Temperatur und der Stickstoffgehalt deutlich erhöht sind. Dies führt zu einer Erhöhung der Carotin-Produktion. Es scheint sich hier um einen Schutzmechanismus zu handeln, den die Alge unter diesen Bedingungen aktiviert.

Eine Laboruntersuchung mit Zelllinien von Brustkrebs zeigte, dass die Algen mit diesen deutlich erhöhten Carotin-Konzentrationen auch eine höhere zytotoxische Potenz gegenüber den Brustkrebszellen ausübten. Die Autoren sahen eine gleichzeitige Erhöhung antioxidativer Aktivitäten bei diesen Algen.

Fazit

Wie es aussieht, gibt es wenig Grund, sich für oder gegen diese Alge stark zu machen. Die hier besprochenen positiven Eigenschaften, vor allem gegenüber Krebserkrankungen, werden ausschließlich durch Laborstudien und Tierstudien belegt. Da würde ich sagen, dass andere natürliche Substanzen beziehungsweise Heilpflanzen und Heilpilze in der Dokumentation wesentlich weiter sind. Die bisherige Dokumentation für Dunaliella beschränkt sich im Wesentlichen auf zytotoxisches Potenzial bei Krebserkrankungen und antioxidatives Potenzial. Auch hier gibt es Algen, siehe Spirulina, und andere Heilpflanzen und Heilpilze, für die ähnlich gute, teilweise sogar bessere und umfassendere Wirkungen belegt sind.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Dunaliella eine interessante Spezies, da sie unter extremen Bedingungen gedeihen kann. Die damit verbundene gesteigerte Produktion an Carotin ist für die industrielle Gewinnung interessant. Aber dieser Schwerpunkt auf Carotin und Vitamin A qualifiziert die Alge noch lange nicht als eine Art „Super-Food“.

Fazit vom Fazit: Das, was Dunaliella kann, das können andere Heilpflanzen und -pilze ebenfalls, und das teilweise besser und umfassender.

weitere Algen-Arten und Gattungen:

Afa Algen – Blasentang – Blaugrüne Algen – Chlorella Algen – Klamath Algen – Kombu Algen – Nori Algen – Spirulina Algen – Wakame Algen

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Beitragsbild: fotolia.com – Foot of Jetty

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