Die Vollwerternährung ist ein ernährungsphysiologisches Konzept, dass im Laufe der Geschichte eine Reihe von Anhängern gefunden hat und bis heute auch noch hat.
Wir finden die verschiedensten Bezeichnungen dafür, denn jeder dieser Befürworter modifizierte seine Theorien für eine gesunde Ernährung in dem Maße, wie er die Bezeichnung für sein System modifizierte.
Am Anfang stand der Vegetarismus
Die „Ernährungsphilosophen“ bzw. Ernährungsreformer des 19. Jahrhunderts propagierten den Vegetarismus. Aufgrund der Industrialisierung beobachteten und bemängelten sie den Qualitätsverlust der Nahrungsmittel, die in einem Zuviel an Fleisch, Fett Zucker und Gewürzen bestand. Ihre Alternative dazu waren möglichst unbehandelte Lebensmittel.
Theodor Hahn, Louis Kuhne, Sebastian Kneipp, Maximilian Bircher-Benner (der Erfinder des Müsli), Werner Kollath usw. setzten pflanzliche Kost in den Mittelpunkt ihrer Ernährungslehre. Rohkost bzw. Vollwertkost galt bei allen als die wertvollste Ernährungsweise, Fleisch entweder gar nicht oder aber in bescheidenen Maßen.
1953 wurde dann die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegründet. Sie führte den Begriff vollwertige Ernährung ein. Ein Jahr später wurde die Internationale Gesellschaft für Nahrungs- und Vitalstoff-Forschung (IVG) gegründet, die den Begriff zu Vollwert-Ernährung modifizierte.
Die IVG zieht in ihr Konzept zusätzlich biologische Düngebedingungen mit ausreichender Versorgung mit Mineralien und Spurenelementen mit ein, inklusive einer gesunden, natürlichen Tierhaltung.
Ende der 1970er Jahre wurde an der Universität von Ernährungswissenschaftlern um Claus Leitzmann eine Ernährungslehre entwickelt, die sich weitestgehend auf die Konzepte von Kollath, IVG usw. lehnte.
Auch sie nannten ihre Lehre Vollwert-Ernährung. Sie berücksichtigten ökologische und sozioökonomische Aspekte bei ihrem Ernährungsplan. Auch ist die pflanzliche Kost als wertvoller anzusehen als die Tierische.
Fast zeitgleich entwickelte Max Otto Bruker eine Ernährungslehre, die auf den Konzepten Kollaths aufbaut. Er nannte seine Ernährungsrichtung dann Vollwertkost. Eine Variante davon ist die Schnitzer-Kost nach Johann Georg Schnitzer.
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Der Streit um des Kaisers Bart
Wie die verschiedenen Bezeichnungen der verschiedenen Ernährungslehren schon belegen sind die Verschiedenheiten derartig geringfügig, dass man sie schon als vernachlässigbar bezeichnen kann. Allen Ernährungslehren, ob Vollwertkost, Vollwert-Ernährung, Vollwerternährung, Rohkost etc., ist gemeinsam, dass unbehandelte und pflanzliche Nahrungsmittel als höherwertig anzusehen sind.
Es wird jedoch gestritten, wie weit man mit dem Nichtbehandeln gehen soll, da es Personen gibt, die eine ideale vollkommene Rohkost nicht vertragen können.
Aber hier wissenschaftlich allgemeingültige Richtlinien aufstellen zu wollen, halte ich für unmöglich. Es kann aber als gesichert angesehen werden, dass „natürliche“ Kost, roh bzw. nur wenig behandelt als gesünder anzusehen ist als das, was die kommerzielle Lebensmittelindustrie anzubieten hat.
Von daher sollte ein jeder seinen persönlichen Verträglichkeitsgrad in Sachen Rohkost herausfinden und dementsprechend sich „vollwertig“ ernähren.
Über das “Nein” zur Vollwerternährung
Bei so viel Bewegung in der Ernährungsszene lassen die Kritiker nicht lange auf sich warten. So glauben sie, dass das Vollwertkost-Konzept wissenschaftlich widerlegt sei, weil die Behauptung, ursprüngliche Nahrung sei gesünder als verarbeitete, wissenschaftlich nicht nachweisbar sei.
Dazu sei gesagt, dass die Behauptung, die Erde sei eine Kugel und keine Scheibe, auch wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, denn eine ernstzunehmende Wissenschaft beschäftigt sich nicht mit der Neuerfindung von allen möglichen Rädern. Selbst die DGE propagiert den vermehrten Verzehr von Obst und Gemüse und empfiehlt nur einen gedrosselten Konsum von Fertiggerichten, Fast Food und Fleisch.
Diese Empfehlungen kommen von einer Organisation, die dem Veganismus und vielleicht auch dem Vegetarismus eher skeptisch gegenüber steht.
Auch das Argument, dass viele Nahrungsmittel nur im gekochten Zustand genießbar sind, zieht nicht wirklich. Die Tatsache, dass ich keine Kartoffeln roh genießen kann, hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass ein roher Apfel gesünder ist als ein Apfel im Apfelkuchen. Selbst in der Natur weichen Tiere, die bekanntlich nicht kochen gelernt haben, nur auf die Nahrungsmittel aus, die sie auch verdauen können.
Damit sollte auch die Richtung der Vollwerternährung klar sein: sie propagiert nicht, auch die letzte Kartoffel roh zu essen, egal ob sie bekömmlich ist oder nicht. Sie propagiert dagegen, viele rohe Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die im rohen Zustand bekömmlich sind. Die, die man kochen sollte, sollten dann auch gekocht werden.
Fazit
Die Vollwert-Experten sind sich einig, gleichgültig aus welchem Jahrhundert sie stammen: Vollwert hat vollen Wert in der Ernährung, unabhängig, ob man das Konzept mit oder ohne Bindestrich schreibt. Die Kritiker haben nur insofern Recht, wenn sie den ideologisierten Rohkost-Fanatismus kritisieren wollen. Der altbekannte Mittelweg ist auch hier mal wieder der Goldene.
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Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths