Franz Konz war ein sogenannter „Sachbuchautor“, der sich den Themen Steuern und Gesundheit verschrieben hatte. Ob er sich dabei auch wirklich „verschrieben“ hatte, muss sich noch herausstellen. Denn Steuern und Gesundheit gehören nicht unbedingt in die gleiche Kategorie.
Als „Experte“ für Steuerrecht und Autor von Steuerratgebern hatte er jedenfalls enormen Erfolg. In den 1950er Jahren brachte er einen Steuerratgeber heraus, der so erfolgreich war, dass er ins Visier der Behörden geriet, die ihn der Steuerhinterziehung bezichtigten.
Es ist nicht bekannt, ob die Verurteilung zu 17 Monaten Gefängnis mit zu seinem sich verschlechternden Gesundheitszustand beigetragen hat. Anfang der 1960er Jahre wurde er mit Magenkrebs diagnostiziert. Geheilt hat er sich selbst, nach eigenen Aussagen, indem er seine Ernährungsgewohnheiten radikal auf eine strenge Rohkost umstellte, die er „Urkost“ nannte.
Franz Konz war in seinen Büchern zu Steuern und Gesundheit nicht gerade zimperlich in seiner Ausdrucksweise, wenn es darum ging, die Behörden und Schulmedizin mit „Kosenamen“ zu versehen. Die Steuerbehörden betrachtete er als eine Art „Eunuchen ohne Haß und ohne Liebe“, was ihm zudem noch eine Klage wegen Beleidigung der ehrenwerten Staatsdiener einbrachte.
Danach galt er als eine Art „Popstar“ unter den Steuerratgebern. Seine Bücher, wie der „Große Konz“, der „Neue Konz“, dann der Klassiker „Tausend ganz legale Steuertricks“, erreichten eine Auflage von über 5 Millionen Büchern.
Warum sich ein erfolgreicher Buchautor in Sachen Steuern und Steuertricks danach der Gesundheit in Buchform zuwendete, das kann man nur vermuten. Denn Experte sein in Sachen Steuern ergibt nicht zwangsläufig, dass sich dieser Experte auch in gesundheitlichen Fragen ebenso gut auskennen muss. Ich vermute einmal, dass seine Erkrankung und die eigenen Bemühungen bei ihm den Ausschlag gegeben haben, die an sich erfahrene Vorgehensweise als Beleg für ein Therapieverfahren zu betrachten.
Mit anderen Worten: Wenn er sich durch die Ernährungsumstellung von Magenkrebs selbst heilen kann, dann muss das auch für den Rest der Menschheit gültig sein = Rohkost ist die natürlichste Form der Ernährung und damit auch in der Lage, Krankheiten zu heilen. Darum wurde diese Ernährungsweise von ihm auch „Urkost“ getauft.
In Wikipedia gibt es eine Webseite, die ihn als „Gesundheitsratgeber“ beschreibt. Seine Äußerungen zu AIDS und HIV, die dort zitiert werden, erinnern mich an eine Art „Sozial-Darwinismus“, dem zufolge Krankheiten beim Menschen genau die treffen, die ausgemerzt werden müssen, weil sie schwach und daher „nicht lebenswert“ sein sollen.
Er spricht hier von „Abfall“ und dem kranken Menschen als einem „Abfallkübel“, der durch die Viren entsteht, die wiederum sogar einen göttlichen Auftrag haben, die Krankheiten und „Abfallkübel“ zu produzieren.
Und Kranke seien „Abschaum der Menschheit“, da sie gegen die Natur gerichtet leben und darum erkrankten. Es wäre eine Zumutung, diese auf „Kosten der Allgemeinheit“ zu versorgen. Wenn ich dann noch etwas von „Erdfasten“ lese, dann drängt sich bei mir sofort die Assoziation von „Blut und Boden“ auf.
Erdfasten – ein steuerlich vorteilhaftes Therapieverfahren?
Konz war überzeugt, dass seine „Urkost“ ohne Fleisch die Ernährungsgewohnheit unserer Vorfahren darstellte. Der Grund: Der Mensch sieht nicht aus wie ein Löwe, also ist er kein Fleischfresser.
Anders herum könnte man einwenden, dass der Mensch in der Regel auch nicht aussieht wie eine Ziege. Also wäre er dieser Logik zufolge auch kein Pflanzenfresser. Aber etwas muss man ja essen.
Zumindest seine Vorstellungen von Ernährung sind, um es etwas zurückhalten auszudrücken, mehr als befremdlich (fast „eunuchenhaft“), da hier zum Beispiel die Pflanzen, die gegessen werden sollen, nicht nur roh verzehrt werden müssen, sondern auch noch ungewaschen, was die auf den Pflanzen ansässigen Mikroben erhält, und ohne die der Mensch erkrankt. Nach meinen Erfahrungen jedoch erlangt der Mensch seine Probiotika auf ganz anderen Wegen.
Und vor allem nicht erst mit ungewaschenem Gemüse und Obst. Ohne Probiotika wäre der Mensch schon in sehr jungen Jahren nicht lebensfähig. Eine vegane Ernährung ist auch keine Neuerfindung durch Herrn Konz.
Ob der Verzicht auf Fleisch jedoch die Lösung des Problems darstellt, das hatte ich hier schon einmal diskutiert: Fleisch Essen oder Fleisch nicht Essen? und Vegetarier sind weniger gesund als Fleischesser? Und haben eine niedrigere Lebensqualität?
Meister Konz ist dann aber doch nicht konsequent vegan, denn er empfiehlt nicht nur die Mikroben auf Obst und Gemüse mitzuessen – mitsamt den Herbi- und Insektiziden und was sich sonst noch an Ablagerungen auf dem Obst etc. befindet. Nein, er empfiehlt allen Ernstes auch den Verzehr von Kleinstlebewesen, die sich auf dieses Obst und Gemüse verirrt haben, also Würmer im Apfel, Ameisen auf dem Salat, Schnecken, Kakerlaken etc., was halt die Mutter Natur als Beilage für uns erfunden hat.
Gesund ist also, wenn ich Kakerlaken zum Gemüse esse. Ohne Kakerlaken bekomme ich dann Krebs?
Ein weiteres „Ingrediens“ ist der Verzehr von Erde. Aha, wir nähern uns langsam dem eigentlichen Thema: Erdfasten… Mir ist jetzt nicht vollkommen klar, ob die Erde eine Ernährungsgrundlage darstellt oder nur eine Zugabe bei Fasten ist.
Ich konnte leider keine originale Fastenpläne im Internet ausmachen. Lediglich in zwei Blogs gab es nähere Angaben dazu: https://roh-macht-froh.de/2010/06/11/fastenexperiment/ und https://www.urkostforum.de/viewtopic.php?f=2&t=11377&start=15. Es ist etwas verwirrend.
Denn ich weiß jetzt immer noch nicht, ob Erde nur eine Zutat ist, die beim Fasten genommen wird. Oder sollte, so wie ich das verstanden habe, auch während der Nicht-Fastenzeit mit in den Ernährungsplan aufgenommen werden.
Wie es sich für mich darstellt, ist die Urkost von Konz und das Erdfasten fast ein und dasselbe. Vielleicht wird beim Erdfasten etwas mehr Heilerde zu sich genommen. Aber auch das ist nichts überwältigend Neues. Altes zu dieser „Neuigkeit“ habe ich hier diskutiert: Heilerde – Wirkung, Anwendung und Nutzen und Heilerde.
Aber im Gegensatz zur Auffassung von Konz bewirkt die Heilerde ein Binden von schädlichen Substanzen im Darm, die dann durch den Stuhlgang ausgeschieden wird. Laut Konz soll die Erde angeblich dazu beitragen, dass anorganische Stoffe vom Körper aufgenommen werden und somit einen Beitrag zur Ernährung leisten. Aber auch hier lässt sich sagen, dass die Aufnahme von Mineralstoffen in den Organismus anders erfolgt als über den Verzehr von „Bauschutt“.
Fazit
Ein Steuerberater ist nicht deshalb ein guter Gesundheitsberater, nur weil er gut bei Steuern beraten kann. Die eigene Genesung als Grundlage für eine neue Medizin herzunehmen, ist ebenso unwissenschaftlich wie die Bemühungen der Schulmedizin, ihre Produkte aufgrund einer einzigen Meta-Analyse mit 10 Probanden als effektiv und sicher zu qualifizieren.
Denn dem eigenen Erfolg durch dieses Ernährungs- = Therapieverfahren steht zum Beispiel der Tod eines 16 Monate alten Jungen im Jahr 2004 entgegen, der von seinen Eltern nicht zum Arzt gebracht worden war, da der „Glaube an Konz“ eine schulmedizinische Behandlung in jedem Fall verbot (Kind verhungert: Bewährungsstrafen für Veganer-Eltern).
Bei aller Kritik an der Schulmedizin, die ich sogar in bestimmten Aspekten mit Herrn Konz teile, gibt es auch hier Bereiche, die die Qualitätsmerkmale einer erfolgreichen Medizin in sich tragen und Patientenleben nicht durch Zufall oder Gesundbeten retten. Wer das bestreitet, wie zum Beispiel Herr Konz, scheint eher ein Ideologe zu sein.
Wie ideologisch die Konz´sche Behandlungsmethode ist, wird auf der Webseite von Dr. Peglau (Anregungen zu einem (selbst)bewussteren Leben), einem Psychoanalytiker, gezeigt. Urkost und Erdfasten auch noch als die Lösung aller Probleme und die Rettung der Welt zu propagieren, das geht selbst dem Psychoanalytiker und Konz-Befürworter entschieden zu weit.
Fazit vom Fazit
Erdfasten hat mit Gesundheitspflege wenig zu tun. Dafür erhöht die dahinter steckende Ideologie die Glaubensbereitschaft der Konz-Anhänger, die nicht nur sein Steuerberater-Buch kaufen, sondern auch sein Urkost-Buch. Übrigens: Franz Konz starb am 23. April 2013 im Alter von fast 87 Jahren.
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Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN SAENKUTRUEANG
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 26.03.2015 aktualisiert.