Es gibt Pflaster und es gibt Entgiftung. Und dann gibt es da noch Entgiftungspflaster. Pflaster werden in der Regel bei kleineren Verletzungen auf die Wunde „gepappt“, um die Blutung zu stillen, ein wenig die offene Wunde zu desinfizieren und diese vor der „schmutzigen“ Umwelt zu schützen. In diesem Beitrag will ich dieser Sache nachgehen.
Was macht ein „Entgiftungspflaster“?
Die Entgiftung selbst ist ein Prozess, bei dem im Organismus eingelagerte „Schlacken“ (=Entschlackung), also unerwünschte und oft schädliche Substanzen, mobilisiert und aus dem Körper ausgeleitet werden.
Was macht also das Pflaster? Stanzt man sich da Löcher in die Haut und klebt dann das Entgiftungspflaster drüber? Wartet man dabei, bis das Gift ins Pflaster sickert? Und dann ist man schwuppdiwupp –sein Gift los?
Die magische Magie der magischen Entgiftungspflaster!
Wenn man mal Im Internet sucht findet man „Unmengen“ an Anbietern für diese Art von Pflaster – mit noch größeren „Unmengen“ an nahezu unglaublichen Berichten über die unglaubliche Wirksamkeit der Pflaster.
Da werden Aussagen gemacht, dass Entgiftungspflaster in der Lage seien, „chronische Beschwerden, Entzündungen, Migräne, Gelenkschmerzen und Organschmerzen“ per Pflaster-Entgiftung zu „heilen“.
Wenn man die Pflaster über Nacht auf schmerzende Stellen klebe, dann seien angeblich die Schmerzen am folgenden Morgen wie verflogen. Und überhaupt bewerben die Anbieter ihre Pflaster als eine Art Allheilmittel beziehungsweise Garantie für ein noch nie erlebtes Wohlgefühl, da der verehrte Kunde für „nur“ knapp 2 Euro pro Pflaster über Nacht von allen Übeln dieser Welt befreit würde.
Und diese Leistung (die selbst im verwegensten Hollywood-Film nur mit High-Tech-Kanonen und ausgefeilten Strategien von Supermann alleine umgesetzt werden kann), diese Leistung erbringt hier ein kleines Pflaster – „über Nacht für eine natürliche Reinigung des Körpers, ganz ohne Anstrengung, und ohne chemische oder medikamentöse Zusatzstoffe.“ Wir sehen also: Hollywood lebt – nicht nur in L.A., sondern vor allem im Marketing von traditionellen und alternativen Legoland-Firmen, die „uns was verticken wollen“.
Kurze Anmerkung: Kritiker werden vielleicht einwenden, dass auch ich ja meine Bücher an den Mann / Frau bringen möchte und somit etwas “verkaufe”. Sicher, ich freue mich wenn jemand ein Buch kauft – das ist immer eine besondere Ehre. Auch “verkaufen” und “anpreisen” von Produkten ist nichts Schlechtes – im Gegenteil. Eine Vorraussetzung gäbe es da meiner Meinung nach aber schon: Wenn das Produkt ein Problem für den Kunden löst, ist das völlig in Ordnung. Damit wären wir wieder beim Nutzen der Entgiftungspflaster.
Also: Gesundheit und einen reinlichen Organismus – ganz ohne Anstrengung. Das ist das besondere Merkmal der Detox-Pflaster (wie die Dinger manchmal auch genannt werden). Wie macht man das? Erst einmal (natürlich ist dies der wichtigste aller Vorgänge für einen gesunden Körper), muss man das Pflaster kaufen. Damit ist man sein Geld auch erst einmal los, hat aber noch seinen Glauben an die Wirksamkeit des Produkts.
Da aber die Wirksamkeit nicht so offensichtlich zu sein scheint, wie zum Beispiel die “neue” Leber nach einer Transplantation oder das neue Gebiss vom Zahnarzt, muss ein Nachweis für die Wirkung erbracht werden, der dem Käufer / Kunden sofort ins Auge springt. Und dieser Wirknachweis soll z.B. die Verfärbung des Pflasters nach nächtlichem (= anstrengungsfreiem) Gebrauch sein.
Je dunkler das Pflaster würde, desto mehr hat es die Gifte aus dem Körper “gesaugt” und desto frischer hat sich der Anwender zu fühlen. Dazu wird der Anwender auch geneigt sein, denn seine Investition soll ja auch Früchte tragen, und sei es nur in der Einbildung, dass er weniger Gift mit sich rumschleppt und überhaupt glücklicher in den neuen Regentag schaut.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Heilfasten-Newsletter dazu an:
Die Garantie, dass diese Pflaster auch wirken, wird uns von einigen Anbietern wie folgt versichert:
„Unsere Wohlfühl-Entgiftungspflaster sind ein reines Naturprodukt und bestehen nur aus Pflanzenextrakten. Die Entgiftungspflaster sorgen quasi über Nacht für eine natürliche Reinigung des Körpers […]“
Aha – die Pflaster sind rein und Natur. Oder will man etwa sagen, dass nur Natur für die Produktion des Pflasters benutzt wurde? Sie bestehen ja nur „aus Pflanzenextrakten“. Heißt das, dass so ein Pflaster nichts anderes ist als eine Pflanze, die man in ein Pflaster verwandelt hat? Wer kann so etwas machen? Hat hier der große Houdini seine Hand mit im Spiel? Und um welche Extrakte handelt es sich hier? Tollkirsche, Fliegenpilz, E605?
Nun, es gibt einige Shops, die eine Aufzählung der Inhaltsstoffe abliefern. Hier eine Auswahl der “Wirksubstanzen”:
- Bambusbaum-Essig
- Baumessig anderer Baumarten
- getrocknetes & gemahlenes Bambusbaumharz
- roter Ginseng
- Amethyst
- Bergkristall
- organisches Germanium
- Turmalin
- Dextrin
- Chitosan
- Cayenne
- Agaricus
- Mariendistel
- Lavendel
- Algen
- Orangenölessenz
- natürliches Vitamin C
- natürliches Vitamin E
- sowie viele weitere Spurenelemente
Und diese Entgiftungspflaster (mit all diesen „Wohlfühl“-Extrakten), sollen dann bis zu 60 Nächte „auf jede beliebige Körperstelle“ geklebt werden. Meistens werden jedoch die Fußsohlen empfohlen, da es ja hier Reflexzonen gibt, die irgendwie vom Pflaster mit profitieren können. Bei den Entgiftungspflaster für die Füße (die ich gerade hier auf meinem Bildschirm flimmern habe), wären das dann stolze 114 Euro für diese besagten 60 Nächte. Das wäre auch in Ordnung, wenn hier ordentlich entgiftet würde. Und damit sind wir wieder bei der Frage nach der Wirkung…
Eine entscheidende Frage lautet also: Wieso entgiften all die oben genannten Wirkstoffe und wie gelangen sie in den Organismus?
Dumme Fragen, könnte man meinen. Bei einem Pflaster natürlich über die Haut, wie denn sonst? Ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht, nachzuforschen, ob alle diese Stoffe in ihrer molekularen Struktur so passend strukturiert sind, dass sie in der Lage wären, die Barriere Haut zu überwinden. In der Pharmazie bedient man sich dazu übrigens eines Tricks, indem man den zu applizierenden Wirkstoff an eine Trägersubstanz bindet, der die Hautbarriere überwinden kann und den eigentlichen Wirkstoff „hineinschmuggelt“. Öle & Fette sind hier oft eine gute Grundlage.
Aber wieviel Öl enthalten denn diese Entgiftungspflaster? Und werden all die oben genannten Stoffe an Öl gebunden und damit hautgängig? Vitamin C zum Beispiel ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Stoff, der sich so einfach durch die Haut schleusen lässt. Dafür ist die Substanz viel zu hydrophil (= wasserlöslich).
Und was passiert dann, wenn wirklich etwas von der Substanz aus dem Pflaster in den Organismus gelangt? Und wie viel davon ist in der Lage, die Hautbarriere überhaupt zu überwinden? Fragen über Fragen. Aber keine (für mich plausible) Antworten.
Zu all diesen Fragen habe ich nur folgende Antwort gefunden:
„Vor dem Schlafengehen wird auf jede Fußsohle je ein Pflaster geklebt und dann sollte es über Nacht einwirken. Durch die Inhaltsstoffe der Entgiftungspflaster wird automatisch der Körper angeregt sich zu entgiften und alle Blockaden werden abgebaut.“
Aha – wir haben irgendwann einmal einen Automaten in unseren Körper eingebaut bekommen, der für den Fall vorgesehen worden ist, dass wir uns irgendwann einmal ein Entgiftungspflaster aufkleben. In diesem Fall tritt der Automat in Aktion, angetrieben durch die Inhaltsstoffe des Pflasters, und sagt dem Körper, dass er sich anregen lassen soll, zu entgiften und auch noch alle Blockaden abbauen soll.
Anmerkung / Analogie: Diese Erklärung vom „automatischen anregen“ erinnert mich lebhaft an Heinz Erhardt (leider bereits 1979 verstorben). In einem seiner Witze geht es zwar nicht um Entgiftung. Aber die Abwehr von Einbrechern ist ja in etwa mit einer Entgiftung vergleichbar, da man in beiden Fällen unerwünschte Elemente entfernt haben möchte. Laut Heinz Erhardt hat dieser zur Bewachung seines Hauses eine Eule, einen Papagei und einen Hund (entspricht den Substanzen im Pflaster). Die Eule kann ja nachts im Dunkeln sehen, erzählte er. Und wenn nun ein Einbrecher (das unerwünschte Gift im Haus) „hereinströmt“, dann sieht die Eule den. Darauf hin weckt sie den Papagei, der ja reden kann. Und der Papagei sagt nun dem Hund, daß er bellen soll (automatische Anregung von Papagei und Hund zur Entgiftung des Einbrechers). Natürlich ist dies nur ein Witz vom guten, alten Erhardt. Leider ist die sehr ähnlich gestrickte (= erfundene) Erklärung für die Wirksamkeit der Entgiftungspflaster nicht als Witz gemeint, aber bestenfalls als solcher zu betrachten.
Wenn Sie sich einmal anschauen, was man bei einer Entgiftung alles zu beachten hat, dann werden Sie schnell einsehen, dass Eule, Papagei und Hund verpackt im Pflaster kein Mittel für ein erfolgreiches Entgiften sind.
Wenn Sie mehr erfahren möchten, wie ein erfolgreiches Entgiften durchgeführt wird (leider nicht unbedingt mühelos und ohne Anstrengung), dann lesen Sie einmal meinen Beitrag: Thema “Entgiftung”: Wie Sie mit einer Entgiftungskur richtig entgiften.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Heilfasten-Newsletter dazu an:
Der Wirknachweis ohne Wert
Ich höre sofort das Gegenargument, dass ein einmal gebrauchtes Entgiftungspflaster am folgenden Morgen sich schwarz oder zumindest dunkel verfärbt hat. Was ist da passiert, wenn nicht die ganzen schlimmen Körpergifte sich dort angesammelt haben?
Erstens ist es nicht unbedingt einsichtig, dass Gifte sich immer dunkel oder schwarz verfärben. Wenn wir es hier mit einer Verfärbung zu tun haben, dann liegt der Verdacht nahe, dass eine chemische Reaktion vorliegt, bei der etwas passiert ist, das den im Pflaster befindlichen Stoff so beeinflusst hat, dass er seine Farbe geändert hat. Etwas ähnliches passiert auch mit Grüntee, wenn man ihn über Nacht stehen lässt.
Morgens ist der dann zum Schwarztee „gereift“. Oder sind hier auch Giftstoffe über die Luft in den Grüntee geflogen und haben ihn verfärbt? Was hier passiert ist, im Tee als auch in den Pflastern, das ist die Oxidation durch den „reinen natürlichen“ Sauerstoff in der Luft, der den Tee und das Pflaster dunkel werden lässt. Wenn Sie also ein Pflaster auftragen, Nacht für Nacht, dann werden Sie auch nach 60 Jahren immer morgens mit einem schwarzen Pflaster aufwachen und der befriedigenden Illusion, Sie hätten letzte Nacht mal wieder etwas Tolles für ihre Entgiftung getan.
Fazit
Schöne Worte sind nicht wahr – wahre Worte sind nicht schön; sagte Laotse. Die schönen Worte und Bilder vom anstrengungsfreien Entgiften mittels eines Detox-Entgiftungspflasters (v.a. für die Füße) sind meines Erachtens sehr zweifelhaft. Ich rate eher dazu das Geld in Produkte zu investieren, zu denen bessere Erfahrungswerte und Studien existieren. Viele dieser Mittel beschreibe ich ja in verschiedenen Beiträgen. Oder würden Sie sich eine Alarmanlage für Ihr Haus kaufen, die aus einer Eule, einem Papagei und einem Hund besteht? Nein?
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter mit den “5 Wundermitteln” an:
Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…