Diät

Die Amapur Diät im Test: Wirkung und Bewertung

Erfahrungen aus der Naturheilpraxis von René Gräber

René Gräber
René Gräber

Amapur, die sogenannte “Schweizer Stundendiät” der Berlinerin Peggy Reichelt, zählt zu den Formula-Diäten. Die Produkte wie Snack-Riegel, Tütensuppen und Protein-Pulver für Shakes waren bis Ende 2020 noch erhältlich.

Aus der Naturheilpraxis von René Gräber

Wie sollte Amapur funktionieren?

Jedes Mal, wenn wir Kohlenhydrathaltiges zu uns nehmen, wird Insulin ausgeschüttet, – bei gleichzeitigem Anlegen von Fettdepots. Ein ausgeglichener Insulinhaushalt bildet die Basis für erfolgreiches Abnehmen.

In den 1970er Jahren entdeckte der Mediziner Hans Desaga, dass eine kontinuierliche Gabe winziger Mengen Zucker entsprechend wenig Insulin benötigt. Die Bauchspeicheldrüse produziert geringere Mengen des Stoffwechsel-Hormons, wodurch die Fettsynthese abnimmt.

Die Desaga-Formel bildet das Prinizp der zweiphasigen Amapur-Stundendiät: Kontinuierlich essen, aber mit Maß und in kleinen Portionen. Maximal “durften” 1.000 kcal täglich aufgenommen werden – bei einer derartigen Unterversorgung nimmt wohl jeder ab.

Wer mit Amapur abnehmen wollte, verzehrte jede Stunde einen speziellen, kohlenhydratarmen und ballaststoffreichen Snack, der zur Hälfte aus Kohlenhydraten, zu 20 Prozent aus Fett und zu 30 Prozent aus Eiweiß besteht. Diese kalorienarmen zwölf Minimahlzeiten sollten dem Stoffwechsel auf die Sprünge helfen und für eine gute Fettverbrennung sorgen. Eine dauerhafte Stoffwechselregulierung sollte hier Jo-Jo-Effekte vermeiden.

Die Snacks waren Teil von Diätstartpaketen, die in dieser Phase die gesamte Ernährung gewährleisten sollen, – hergestellt aus natürlichen Zutaten, farbstoff-, konservierungsmittel- und transfettfrei.

War diese erste Phase mit Gewichtsreduktion erfolgreich absolviert, sollte in Phase 2 eine nachhaltige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten erfolgen. Dazu diente das Amapur-Diätbuch und der vierwöchige Ernährungsplan, der auf traditionelles, aber gesundes Essen mit fünf kleinen Mahlzeiten täglich ausgerichtet war. Ergänzend wurden normale Nahrungsmittel mit Amapur-Produkten kombiniert.

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Kochen oder Zubereiten entfiel ganz

Zum Amapur-Paket gehörten Müslis, Kekse, Frappés und Suppen. Hauptbestandteil der Produkte war Guar, ein sättigender und angeblich cholesterinbindender Bohnenextrakt. Guar sollte auch die Resorption von Glucose bremsen, wodurch der glykämische Index des Traubenzuckers “manipuliert”, also gesenkt werden sollte.

Beide Effekte des Bohnenmehls konnten Forscher in wissenschaftlichen Studien aber nicht nachweisen. Bestenfalls kann Guar satt machen – mehr aber nicht.

Wie erfolgreich war Amapur?

Amapur warb mit einer Studie einer Schweizer Anti-Aging-Klinik und dem Qualitätssiegel der Swiss Society for Anti-Aging Medicine and Prevention (SSAAMP )für sein als Stoffwechselkur bezeichnetes Diätprogramm.

Und selbstverständlich mit den Erfolgsberichten Amapur-Erfahrener: Berichtet wurde von anfänglichen Gewöhnungsproblemen an ungewohnt kleine Rationen und häufiges Trinken (drei Liter pro Tag) sowie leichter Mattigkeit, der mit Kaffee und Gemüsebrühe (ein Tipp aus der Amapur-Broschüre) entgegengewirkt wurde.

Startprobleme seien später aber guter Fitness und einem Bedürfnis nach Sport und Bewegung allgemein gewichen. Die Ernährungsumstellung mit weiterhin kleinen Mahlzeiten, viel Flüssigkeit und viel Obst und Gemüse habe gut funktioniert, von der deutlichen Gewichtsabnahme gar nicht zu reden.

Junge Mütter lobten die schnell purzelnden Schwangerschaftspfunde. Gestresste Berufstätige begrüßten, dass sie sich um Einkauf und das Zubereiten von Mahlzeiten nicht länger kümmern mussten.

Und die Presse?

Men´s Health nannte Amapur ein „unkompliziertes Ernährungskonzept“ und ließ ihren hauseigenen Grafiker kurzerhand zum Test antreten.

Die Vogue lobte besonders den Nutzen der Diät für die Gesundheit: Die Schweizer Qualität mit biologisch einwandfreien Inhaltsstoffen garantiere eine „gesunde, nachhaltige Gewichtsreduktion“.
Männer sollten bis zu fünf Kilogramm in zehn Tagen, Frauen im gleichen Zeitraum bis zu drei Kilogramm abnehmen.

Fazit

Einige Aspekte der Diät waren durchaus sinnvoll: mehrere aber kleinere Mahlzeiten am Tag. Hilfreich waren dabei sicher auch die Vitalstoffe in den Produkten, die in ähnlicher Form auf dem Diät-Markt in Vielzahl erhältlich sind (schieres Guarkernmehl wird für unter 10 Euro pro Kilo angeboten).

Allerdings ist eine vollwertige Ernährung ohne Zucker sinnvoller und kostengünstiger. Auf die Begrenzung auf 1.000 kcal kann man getrost verzichten, wenn die Kost nur aus Shakes und Müsliriegeln besteht. Das bereitet den besten Boden für den Jo-Jo-Effekt.

Die geplante dauerhafte Ernährungsumstellung wird dann sehr schwierig. Die Alternative lautet hier: Heilfasten.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 04.01.2021 aktualisiert

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