Darmsanierung bei Babys und Kleinkindern? Im Ernst?
Nun, wenn Sie auf diese Webseite gekommen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie Fakten und Erfahrungen in Bezug auf eine Darmsanierung für Kinder, Babys und Säuglinge suchen.
Ich hatte bereits eine Fülle an Beiträgen über Darmgesundheit, Darm als wichtiger Bestandteil des Immunsystems und Behandlungen von Darmproblemen mit Hilfe einer Darmsanierung geschrieben.
Hier einige dieser Beiträge:
- Darmbakterien: Wichtige Helfer der Gesundheit
- Darmsanierung: Darmflora gut – Gesundheit gut
- Der Schlüssel zur Heilung einer Allergie – eine Darmsanierung?
- Darmsanierung – Warum die Sanierung des Darms wichtig ist
- Darmsanierung – Humbug oder wertvoll für die Gesundheit?
Aus diesen Beiträgen geht hervor, wie wichtig ein gesundes Darmmilieu für die Gesundheit des gesamten Organismus ist.
Denn ein verschobenes Darmmilieu beeinflusst nicht nur die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Speisebrei, der durch den Darm (Dünndarm) gleitet, sondern beeinflusst maßgeblich die Immunkompetenz des gesamten Immunsystems.
Oder mit anderen Worten: Schlechtes Darmmilieu = schlecht funktionierendes oder falsch agierendes Immunsystem. Es gibt eine ganze Reihe von allergischen Störungen, die direkt mit einem gestörten Darmmilieu assoziiert sind. Daher ist es nur logisch, solche Probleme mit einer Darmsanierung anzugehen.
Und die Praxis hat bisher gezeigt, dass es sich hier nicht um eine wenig evidenzbasierte „Wahnvorstellung“ handelt, sondern die Sache Hand und Fuß hat: Immunstärkung durch das Darm-Immunsystem.
Eine allergische Erkrankung, die nachweislich besonders gut auf eine Darmsanierung anspricht, ist die Neurodermitis. Auch hierzu hatte ich eine Reihe von Beiträgen veröffentlicht:
- Neurodermitis: Das Atopische Ekzem
- Neurodermitis – Was nun?
- Neurodermitis: Fakten und Studien
- Heilfasten bei Neurodermitis und anderen Hautkrankheiten
Bei Babys und Kleinkindern jedoch sind Maßnahmen, wie zum Beispiel das Heilfasten, keine gute Herangehensweise, um eine Neurodermitis zu behandeln. Auf der anderen Seite scheint es insofern gute Nachrichten zu geben, als dass eine Darmsanierung alleine bei den kleinen Patienten oft schon ausreicht, um der Lage Herr zu werden. Es sieht fast so aus, als ob eine Fehlbesiedlung des Darms der Kleinkinder der alleinige Grund/Ursache für die allergische Reaktion ist.
Die Schulmedizin sieht als Therapie topische Behandlungsformen vor, mit Salben, Cremes und Lotionen, die mehr oder weniger viel Kortison enthalten können. Aber es können sogar Substanzen zum Einsatz kommen, die man sonst eher in die Ecke der wenig evidenzbasierten Alternativen steckt, wie Nachtkerzenöl, Hanföl, Johanniskrautextrakt, Zink etc. Bei starkem Befall der Haut mit Bakterien, besonders Staphylococcus aureus, kommen Salben mit Antibiotika zum Einsatz. Die Kortisonsalben werden immer dann akut, wenn die Haut Entzündungen aufweist, was in den überwiegenden Fällen gegeben ist
Für eine orale Therapie kommen Antihistaminika zum Einsatz, um die immunologische Reaktion, auf die die Neurodermitis beruht, zu unterbinden beziehungsweise abzuschwächen.
Aber auch oral verabreichtes Kortison kann mit von der Partie sein.
Und wenn eine „schwere Form“ der Neurodermitis vorliegt, dann kommt auch Cyclosporin A zum Einsatz. Diese Substanz ist ein sogenanntes Immunsuppressivum, das in der Transplantationsmedizin zum Einsatz kommt. Es legt das Immunsystem soweit lahm, dass dieses nicht mehr in der Lage ist, fremdes Gewebe oder fremde transplantierte Organe abzustoßen. Die Nebenwirkungen scheinen aber schlimmer zu sein als die Neurodermitis selbst: Ciclosporin. Das sage ich nur: Herzlichen Glückwunsch!
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Babys und Neurodermitis
Es spricht viel dafür, dass beim Auftauchen einer Neurodermitis bei Babys im Alter von nur drei Wochen und auch später eine Fehlbesiedlung des Darms die Ursache der Störung ist. Der Heilpraktiker und niedergelassene Arzt Dr. Peter-Hansen Volkmann setzt hierfür Probiotika ein, die ein Spektrum haben, dass Dick- und Dünndarmkeime beinhaltet. Dazu kommt eine Kombination von Vitaminen, wie Vitamin B5, B6, B12, Folsäure (B9) und Vitamin D3.
Die praktische Verabreichung sieht dann so aus: Probiotika und Vitamine werden in ein wenig Muttermilch verrührt und auf der Brustwarze aufgetragen, so dass das Baby beim Stillen diesen nicht zu flüssigen Brei mit aufnehmen kann. Bei Kindern, die nicht gestillt werden, kann man diese Kombination in die normal temperierte (rund 37 °C) Milch mit in die Flasche geben und gut durchschütteln, damit sich diese Zugabe in der Milch gleichmäßig verteilt.
Die Behandlungszeit liegt bei nur drei oder vier Tagen. Während dieser Zeit wird dem Kind dreimal täglich eine Kapsel mit Probiotika gegeben, also die Menge, die ein Erwachsener auch bekommen würde. Das reicht meistens aus, um das Darmmilieu beim Kind zu regenerieren. Man muss davon ausgehen, dass aufgrund des kleineren Verdauungstrakts des Kindes auch weniger Darmbakterien vorliegen, die mit guten Probiotika viel schneller korrigiert werden können als dies bei einem Erwachsenen der Fall ist. Gleichzeitig kommt es bei Kleinkindern wie beim Erwachsenen zu den in den oben erwähnten Artikeln beschriebenen immunologischen Effekten, die von der Menge der zugeführten Probiotika fast unabhängig ist.
Laut Dr. Volkmann hält diese Therapie für einen langen Zeitraum an. Ob eine Fortführung der Gabe von Probiotika sinnvoll ist, das muss man dann von Fall zu Fall entscheiden. Für die Therapie empfiehlt Dr. Volkmann ein Präparat, das sich 3-Symbiose-Plus nennt. Eine Kapsel enthält jeweils 10 Milliarden Bakterien von drei Stämmen, Bifidobacterium lactis, Lactobacillus acidophilus sowie Streptococcus faecium. Dazu gesellen sich noch die bereits oben erwähnten Vitamine, Kieselerde und Saccharomyces cerevisiae (Backhefe).
Die Lebensfähigkeit der Bakterien wird verbessert, indem der Hersteller die Kapsel mit einer Ummantlung versehen hat, die den Inhalt vor Magen- und Gallensäure schützt. Erst im Dünndarm wird das Gros des Kapselinhalts freigegeben.
Kurze Wissenschaft
Die Webseite Probiotika: Darmflora okay – Neurodermitis ade? gibt einen guten Überblick über die Frage, ob Probiotika gute Behandlungserfolge gegen Neurodermitis bringen und inwieweit diese von der Wissenschaft bestätigt werden können.
Dazu eine Metaanalyse, obwohl ich kein Anhänger dieser „Studienform“ bin: Probiotics supplementation during pregnancy or infancy for the prevention of atopic dermatitis: a meta-analysis. – Diese Arbeit stellt fest, dass es einen moderaten Effekt von Probiotika auf die Erkrankung gibt. Dieser Effekt ist unabhängig, ob Mutter oder Kind oder beide Probiotika genommen haben. Auch die Frage, ob die Einnahme während oder nach der Schwangerschaft erfolgte, zeigte keinen signifikanten Unterschied im Behandlungsergebnis.
Ohne jetzt zu sehr auf die Studien und deren Qualität eingehen zu wollen, muss ich an dieser Stelle einwerfen, dass viele Studien, die dieser Fragestellung nachgegangen sind, von falschen Voraussetzungen ausgegangen sind. Und diese Voraussetzung war die Frage, ob man mit nur einem bestimmten Bakterienstamm als Probiotikum eine Neurodermitis verhindern oder behandeln kann. Und das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kaum möglich.
Denn unser Darmmilieu setzt sich nicht nur aus einer Bakterienart zusammen, sondern etlichen Tausenden, wovon einige Stämme zahlenmäßig besonders stark vertreten sind. Das sind unter anderem die Stämme, die in dem Präparat vorkommen, die Dr. Volkmann einsetzt.
Symbioflor 1, Symbioflor 2 und Pro Symbioflor sind in gewisser Weise vergleichbare Präparate, die aber in Phasen verabreicht werden und somit in verschiedenen Phasen verschiedene Bakterienstämme zur Entfaltung kommen lassen. Allerdings enthalten diese drei Präparate keine Vitamine oder Hefe. Die Vitamine in der fixen Kombination von drei verschiedenen Bakterienstämmen haben für die Praxis einen nicht zu leugnenden Vorteil – besonders für den Patienten, der nicht mit verschiedenen Probiotika „jonglieren“ muss. Und die beigefügten Vitamine sind ebenfalls unentbehrlich.
Fazit
Babys und Kleinkinder mit Neurodermitis können schnell und unkompliziert behandelt werden, ohne dabei der Chemie der Schulmedizin mit ihren oft garstigen Nebenwirkungen ausgesetzt zu sein. Für mich wäre diese Vorgehensweise das Mittel der ersten Wahl. Sollte sich kein Behandlungserfolg einstellen, dann bliebe zu erörtern, ob es sich hier wirklich um eine Neurodermitis handelt und/oder ob man schulmedizinische Therapien doch noch zum Einsatz bringt.
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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…