„Die Paviane von Kapstadt ernähren sich von den Abfällen der Menschen. Das bekommt ihnen nicht gut.“
Dies vermittelt uns ein Beitrag der Zeitung „Die Rheinland-Pfalz“[1] vom 1. September 2020.
Und am 23. August 2020 erschien bereits ein Beitrag in der südafrikanischen Zeitung „Citizen“[2], der sich sogar auf eine Studie bezog. Der Titel dieses Beitrags hier lautet (übersetzt):
„Die Paviane in Kapstadt könnten ein Risiko für Diabetes haben, da sie menschliche Abfälle durchsuchen, sagt eine Studie.“
Fette und faule Paviane…
Es gibt sogar eine Studie[3] die beobachtete, dass eine Reihe von Pavianen lethargisch und übergewichtig waren und schlechte Zähne aufwiesen. Und es gibt in Südafrika ein intensives „Management-Programm“ für Paviane. Aber dennoch gibt es einzelne Paviane und Gruppen, die sich nach wie vor durch Müll und Abfall wühlen, aber auch in Häuser eindringen und dort gelagerte Nahrungsmittel stehlen.
Die dort gefundenen Nahrungsmittel zeichnen sich durch eine große Menge an raffinierten Kohlenhydraten und gesättigten Fetten aus: also Zucker und Fett.
Dass „Industrie-Zucker“ alles andere als harmlos ist, hatte ich ja in den vergangenen Jahren bereits mehrfach beschrieben. Hier noch einmal die wichtigsten Beiträge zu diesem Thema, die belegen, dass von „Harmlosigkeit“ keine Rede sein kann:
- Reizdarm und Zucker – Gibt es Zusammenhänge?
- Zucker – der süße Kassenschlager
- Zucker – Noch giftigere Wahrheiten die niemand hören möchte
- Zuckersucht – Millionen Zuckersüchtige – nur keiner merkt es: Die Falle und der Ausstieg
- Bauchspeicheldrüsenkrebs, Zucker und Genkontrollen
Und weil ich das Thema „Zucker“ für besonders bedeutsam halte, habe ich dazu auch ein Buch verfasst, in dem ich nicht nur zeige wie Zucker krank macht, sondern wie man sich auch von einer Zuckersucht befreien kann: Zucker – Wie uns Zucker krank macht.
Zurück zu den Pavianen:
Die Autoren beschreiben diese Form der „Menschen-Ernährung“ als (mögliche) Grundlage für Übergewicht, Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes. Darum versuchten sie herauszufinden, ob diese Paviane ebenfalls Zeichen von Insulinresistenz aufwiesen.
Dazu verglichen sie 17 dieser „Räuber“ mit 7 Pavianen einer Kontrollgruppe auf eine Reihe von Markern, die mit Insulinresistenz und Diabetes einhergehen. Dabei sahen sie, dass die Paviane, die sich vermehrt mit menschlichen Nahrungsmitteln versehen hatten, im Schnitt 4 kg schwerer waren als die Paviane der Kontrollgruppe. Außerdem zeigten sie einen schlechteren Zahnstatus als die Kontroll-Paviane. Die anderen Parameter unterschieden sich nicht, mit Ausnahme des Parameters für Insulinempfindlichkeit, der in der Verumgruppe signifikant geringer (um 43 %) ausfiel als in der Kontrollgruppe.
Die Autoren schließen aus diesen Beobachtungen, dass die Paviane, die sich vermehrt auf menschliche Nahrungsmittel spezialisiert haben, ein höheres Risiko haben, eine Insulinresistenz zu entwickeln, die mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche gesundheitliche Implikationen hat wie beim Menschen.
Die Arbeit veröffentlichte dazu eine Grafik zum Abstract, der diesen Sachverhalt noch einmal grafisch verdeutlicht:
Das Bild zeigt noch einmal das deutlich höhere Gewicht der „Stadt-Affen“ auf der einen Seite und den deutlich reduzierten Parameter für die Insulinresistenz (IRS-1) auf Seiten der „Land-Affen“.
Und es zeigt die Schlussfolgerung (conclusion), die lautet, dass der Zugang zu Nahrungsmitteln mit hoher Kaloriendichte die Stadt-Paviane dem Risiko einer Entwicklung einer Insulinresistenz aussetzen könnte.
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Die „Kritik“ darf nicht fehlen
Im „Citizen“ Beitrag kommt dann eine Vertreterin von „Baboon Matters“ zu Wort. Sie meint, dass es schwierig sei, zu bestimmen, ob die Stadt-Paviane übergewichtig und insulinresistent werden. Warum? Weil sie angeblich noch keine insulinresistente oder übergewichtige Paviane gesehen haben will.
Ich denke persönliche Beobachtungen, vor allem in Bezug auf Insulinresistenz, dürften mehr als fragwürdig sein. Denn eine Insulinresistenz lässt sich nicht durch den bloßen Augenschein feststellen. Und auch die von den Forschern festgestellte durchschnittliche Erhöhung des Körpergewichts von um 4 kg ist faktisch nachvollziehbar und keine Frage der persönlichen Beobachtung.
Wenn man dann noch mit in Betracht zieht, dass die größte Pavian-Art (und damit die schwerste) 40 kg wiegt, dann wären 4 kg bereits 10 % des Normalgewichts. Die in der Studie einbezogenen Tiere wogen deutlich weniger. Die kleinsten Pavian-Arten wegen um die 14 kg. Die in der Studie untersuchten Tiere wogen 33 kg bei den Stadt-Tieren und 29 kg bei den Land-Tieren. Auf dieser Basis betrug der Gewichtszuwachs bereits knapp 14 %.
Die Dame beanstandet weiter, dass es sich hier nicht um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung handele, da der Gewichtsunterschied von 2 oder 3 kg, wie in der Studie berichtet, nicht genug sei, um festzustellen, dass die Tiere übergewichtig seien oder an Diabetes litten.
Auch hier lässt sich fast spielend leicht feststellen, dass, aus welchem Grund auch immer, die Zahlen herabgespielt werden. Denn die Forscher berichteten von 4 kg und nicht von 2-3 kg Gewichtszuwachs. Zudem haben die Forscher nie behauptet, dass der Gewichtszuwachs mit Diabetes gleichzusetzen ist. Ziel der Untersuchung war die Bestimmung der Insulinresistenz, die von der Kritikerin mit keinem einzigen Wort erwähnt wird.
Sie bezweifelt auch die Zucker-Hypothese, die für die schlechten Zähne der Stadt-Paviane aufgestellt wurde. Vielmehr sieht sie schlechte Zähne auch bei anderen Pavianen. Für sie scheint Zucker also kein Faktor zu sein, obwohl diese Hypothese heute als Tatsache allgemeine Anerkennung genießt. Ich denke, dass Ihr Zahnarzt dies ebenfalls bestätigen kann.
Zum Schluss bringt sie noch ein Beispiel, warum Stadt-Paviane, die in menschliche Behausungen eindringen und dort Nahrungsmittel und Nahrungsmittelreste aus dem Müll stehlen, überhaupt nicht übergewichtig werden können. Denn sie werden oft mit Luftgewehren vertrieben und müssen dann, um zu überleben, so schnell wie möglich die Flucht ergreifen. Und das würde eine Menge an Kalorien verbrennen.
Selbstverständlich erfahren wir nicht, wie viele Kalorien auf einer Flucht verbrannt werden. Wir wissen nur von starker körperlicher Aktivität von Sportlern, dass der Verbrauch von Kalorien keinen signifikanten Beitrag liefert, um das Gewicht zu kontrollieren oder gar zu senken, wenn nicht gleichzeitig eine entsprechende gesunde Ernährung vorliegt.
Warum es so schwer ist, abzunehmen, und warum das Kalorienzählmodell vollkommen unrealistisch ist, das habe ich in meinem Buch „Warum wir fett werden“ beschrieben:
Aus ähnlichen Gründen ist letztlich auch das Fasten ungeeignet, um dauerhaft an Gewicht zu verlieren: Fasten und Abnehmen?
Noch deutlicher gehe ich auf dieses Thema unter diesen Beiträgen ein:
Und in diesem Beitrag zeige ich genauer, warum körperliche Bewegung bei der Gewichtsabnahme keine große Rolle spielt im Gegensatz zu einer entsprechenden Ernährung:
Ich nenne hier einige Beispiele, die dies belegen.
Zum Beispiel muss man eine Stunde intensiv laufen, um die Kalorien von einem Big Mac plus einer Portion Pommes-Frites abzuarbeiten. Ich bin überzeugt, dass die Flucht der Paviane vor den wütenden Hausherren nur einen Bruchteil einer Stunde dauert.
Eine Stunde intensiv tanzen sind erforderlich, um drei Gläser Wein zu antagonisieren. Und eine Stunde intensives Fahrradfahren sind erforderlich, um zwei Donuts zu „verbrennen“.
Zwei Donuts beziehungsweise vergleichbare Süßwaren, die sich im Haus finden lassen und von den Affen verzehrt werden, dürften keine Seltenheit sein. Ich möchte jetzt nicht ironisch behaupten, dass die Affen nach Verzehr von zwei Donuts an Gewicht zulegen, weil sie kein Fahrrad für die Flucht zur Verfügung haben.
Aber auch ein Sprint außer Reichweite der Luftgewehre in eine sichere Entfernung wird mit Sicherheit, auch ohne Fahrrad, keine Stunde dauern, sodass hier ein beträchtlicher Überschuss an Kalorien vorliegen müsste, wenn man dem Kalorienzählmodell folgen wollte.
Außerdem ist die Logik, dass die Paviane beim Stehlen von Futter in menschlichen Behausungen aufgrund der dauernden Flucht vor den Menschen eine negative Kalorienbilanz hinnehmen müssen, unsinnig. Wenn dem so wäre, dann würden die Paviane darauf verzichten, sich in ein solches risikoreiches Abenteuer zu stürzen und zum Schluss dennoch keinen Nutzen daraus zu ziehen. So viel Intelligenz haben diese Tiere. Denn ohne dieses Vermögen wären sie sehr wahrscheinlich schon längst ausgestorben.
Warum die Kritikerin von „Baboon Matters“ diese kruden Hypothesen verbreitet, das ist kaum nachvollziehbar. Der Beitrag selbst gibt zum Schluss sehr diplomatisch eine mögliche Erklärung: Falls die Wissenschaftler mit ihren Beobachtungen doch Recht haben sollten (Gewichtszunahme und Insulinresistenz bei den Stadt-Pavianen), dann wäre dies ein Zeichen für eine mangelnde Effizienz der Arbeit von „Baboon Matters“. Und damit wäre auch die Existenzberechtigung dieses Vereins möglicherweise infrage gestellt.
Fazit
Zucker schadet nicht nur Menschen.
In Südafrika gibt es jetzt Hinweise, dass auch Paviane ähnliche gesundheitliche Probleme entwickeln können wie die Menschen, wenn ein hohes Maß an zuckerhaltigen Nahrungsmitteln konsumiert werden. Ein weiterer Beitrag, der der Zuckerindustrie nicht schmecken dürfte.
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