Und da sind sie wieder, die „hochmolekularen“ Ernährungsberater. Sie haben allen Grund zum Jubeln, denn es ist ihnen ein höchst wichtiger Fund in die Hände gefallen. Dieser Fund wurde am Deutschen Krebsforschungszentrum, am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg und des Universitätsklinikums gemacht.
Diesmal handelt es sich um Fett im Sonderangebot – äh… ich meine natürlich Fett im Überangebot und wie die Leber damit umgeht. Denn die Leber schmollt bei so viel Fett und lässt “wichtige Regulatorproteine” abschalten.
Und was bedeutet das jetzt für die Gesundheit?
Als erstes können wir aus berufenem Munde erfahren, dass Speckrollen um Hüfte und Bauch nicht schön, aber normal sind. Und sie sind nützlich dazu, denn: diese stellen Energiereserven für die mageren Jahreszeiten dar. Und sie sind lebenswichtig bzw. sie werden dafür gehalten. Angesichts übervoller Kühlschränke und Kalorienbomben allerorts frage ich mich wo diese mageren Jahreszeiten wohl sein sollen. Bei uns in Deutschland jedenfalls nicht.
Verwunderlich ist auch, dass vor noch nicht allzu langer Zeit der Speckbauch als Indikator für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesehen wurde. „Dick sein ist nicht gut“, hieß es. Aber nur dick sein im Bauchbereich sei eine katastrophale Prognose für den Besitzer des Bierbauchs.
Aber wir haben es ja mit einer neuen Entdeckung zu tun, die auf solche Kleinigkeiten keine Rücksicht nimmt. Denn wenn nicht nur der Bierbauch, sondern auch die Leber sich das Fett einverleibt, dann ist „Schluss mit Lustig“. Wir leiden dann an einer Stoffwechselstörung (mehr oder weniger).
Hier ist besonders das „Metabolische Syndrom“ (Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und erhöhte Zuckerwerte) zu nennen, das als typisches Kennzeichen eine Fettleber hat. Bei so viel Fett in der Leber kommt es dann zu Entzündungen und Zirrhosen.
Wir erfahren weiter, dass die Fettleber dann auch ein Indikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atherosklerose wird.
Also gaaanz viel früher – so vor 2 Monaten – war Übergewicht bzw. ein Bierbauch noch ein Indikator für mögliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Heute ist der Bierbauch nun ein Indikator für eine Fettleber, die ein Indikator für mögliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Oder in Kurzfassung: Der Bierbauch geht über die Leber auf das Herz.
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Wie kommt es denn nun zu einer Fettleber?
In erster Linie ist das Überangebot an Fetten, auch Triglyceride genannt, dafür verantwortlich zu machen. Die haben nämlich bei einer Studie mit Mäusen einen Ko-Aktivator, das TBL1 (Transducin Beta-like 1), in der Leber blockiert, worauf die Fettverbrennung in der Leber versagte. Statt also das Fett zu verbrennen, wurde es eingelagert und zack, die Fettleber war fertig.
Wir erfahren weiter, dass dieses Aktionsschema nur in der Leber stattfindet. In anderen Geweben des Organismus wird das TBL1 von den Triglycerid-Spiegeln nicht beeinflusst. Hier kann also eine Fettverbrennung ungehemmt weiter stattfinden.
Da erhebt sich natürlich bei mir sofort die Frage, wie dann ein Bierbauch zustande kommt, wo doch TBL1 keinen Einfluss auf eine mögliche Blockade der Fettverbrennung in diesem Bereich hat. Oder anders herum: Wenn TBL1 wirklich so enorm wichtig ist für eine herabgesetzte Fettverbrennung im betroffenen Gewebe, warum kommt es dann im Bauchbereich trotz unveränderter TBL1-Spiegel zu einer ausgesprochen starken Fetteinlagerung beim Bierbauch?
Wie dem auch sei: Der Leber fehlt es nun an TBL1-Proteinen und sie wird immer fetter. Man stellte auch fest, dass diese Beobachtungen für Mensch und Mäuse gelten, denn auch in menschlichen Lebern war TBL1 erniedrigt wenn die Fette erhöht waren.
Und so wird der Nutzen dieses Fundes auch schon thematisiert: Wenn die TBL1-Konzentrationen von Dicken bestimmt werden, dann könnte man denen mit hohen Werten eine Ernährungsberatung verpassen. Bingo! Und in nicht allzu ferner Zukunft wird es dann mit der Sicherheit des morgigen Sonnenaufgangs auch einen TBL1-Senker von der Pharmaindustrie geben, der alle Vielfraße glücklich weiterschlemmen lassen kann.
Und wie kommt man nun auf TBL1?
TBL1 wurde gegen Ende 1990 entdeckt. In diesem Zusammenhang entdeckte man eine Mutation des Genorts, der die Produktion des Proteins kontrolliert. Diese Mutation führte zu einem TBL1-Mangel und einer damit verbundenen altersbedingten Schwerhörigkeit bei den Betroffenen. Diese Entdeckung lässt natürlich jetzt vermuten, dass die Betroffenen nicht nur doof (altdeutsch für taub, siehe auch das Englische “deaf”) sind, sondern auch mit Fettleber rumlaufen, da die TBL1-Produktion aufgrund der Mutation gestört ist. Man könnte auch vermuten, dass diese “Mutanten” im Allgemeinen fettleibig sein müssen, da es ihnen ja an fettverbrennendem TBL1 mangelt. Aber darüber gibt es noch keine Berichte bislang.
Von daher finde ich es reichlich überdenkenswert, TBL1 für die Ausbildung einer Fettleber verantwortlich zu machen. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass hier Ursache und Wirkung wirkungsvoll vertauscht worden sind. Selbst wenn erhöhte Triglycerid-Konzentrationen zu einer Abnahme von TBL1 führen, muss das noch lange nicht heißen, dass Letzteres die Fettleber erzeugt. Der Bierbauch hat ja schließlich auch Fetteinlagerungen, trotz TBL1.
Wenn wir die Wissenschaft mal kurz außer Acht lassen und einen etwas logischeren Weg versuchen einzuschlagen, dann wird schnell klar, dass Übergewicht selten mit Messungen von irgendwelchen Werten, auch nicht mit Messungen des Bauchumfangs, vermieden bzw. beseitigt werden kann. Die Entdeckung von TBL1 ist mit Sicherheit von wissenschaftlicher Bedeutung. Dieses genetisch kontrollierte Protein aber sofort ausschlachten zu wollen für eine kommerzielle Gesundheitsnachsorge, ist zu früh und schießt vollkommen an den Bedürfnissen der Gesundheitsvorsorge vorbei.
Mein Fazit: Wer eine Fettleber vermeiden will, der sollte auf seine Ernährung und sein Bewegungsverhalten achten und nicht auf seinen TBL1-Pegel.
P.S.: Wer bereits Leberprobleme hat, dem kann ich mein Buch „Die biologische Lebertherapie“ empfehlen. Wenn Sie eher etwas abnehmen möchten: Fordern Sie doch meine kostenlose E-Mail Serie zum Thema Abnehmen an.
Weitere Informationen zur Leber hier im Blog:
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Beitragsbild: 123rf.com – Lorelyn-Medina
20. September 2018 um 20:26
Hallo Herr Graeber,
Die einzige Ursache für eine nichtalkoholische Fettleber sind Kohlenhydrate. Fetteinlagerung findet nur statt, wenn der Mensch einen chronisch erhöhten Insulinspiegel im Blut hat. Und dieser ist mit der üblichen westlichen, kohnenhydratbetonten Ernährungsweise zu 99 % gegeben.
Fette und Eiweiße hingegen werden auch ohne Insulin verstoffwechselt. Wer sich nur von Omega-3-Fettsäuren ernährt – d.h. von tierischen Fetten! – dessen Körper lagert keinerlei Energie ein. An Fleisch kann man sich niemals überessen. An Kohlenhydraten problemlos.
Der „Bierbauch“ und die „Fettarme“ kommen von zuviel Kohlenhydraten (Brot, Nudeln, Kuchen, Pizza, Kartoffeln, Reis, Bier, Zucker) und zu viel schlechten Fetten (Rapsöl- und Sonnenblumenöl, Soja) und beides in Kombination.
Wer sich hingegen ausschließlich von Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Salaten und Nüssen ernährt, wird niemals eine Fettleber bekommen, aber sich gleichzeitig mit allen notwendigen 82 Mikronährstoffen für ein langes Leben versorgen.
MfG
13. August 2018 um 19:10
Geehrter Herr Graeber !
ihre Infos sind Goldes wert !!!
hoffentlich machen sie noch lange so weiter, obwohl sie sicher von den ANDEREN sehr angegriffen werden
DANKE !!!!!!!!!
16. April 2016 um 12:02
Lieber Herr Gräber, immer wieder bringen Sie mich zum schmunzeln, Ihre Berichte sind einfach herrlich und bringen immer sooo viel Wahrheit ans Tageslicht, ich bewundere Sie sehr, haben Sie vielen Dank.
Nur noch eine kleine Frage: ist Ihnen das Naturmittel „feverfew“ gegen Migräne bekannt und ist es vielleicht unter einem anderen Namen in Deutschland erhältlich?
Mit freundlichen Grüßen
Hildegard Husseini-Linke
7. September 2014 um 20:13
Danke für die tollen Beiträge lieber Rene
10. Juli 2011 um 12:04
ein echt super artikel herr gräber. freue mich, dass du so intensiv auf die themen eingehst und kein detail auslässt. immer weiter so!
10. Juni 2011 um 07:26
Endlich mal jemand, der sich kritisch zu diesen „neuen“ Erkenntnissen äußert. Und wie sie ganz richtig erkennen, steckt mit Sicherheit die Pharmaindustrie dahinter, die gerne mal die ein oder andere Studie „sponsort“.
Bitte weiter so, Herr Gräber