Immer mehr Menschen leiden in den Industrienationen an Übergewicht – besser gesagt: viele haben Übergewicht, einige leiden darunter.
Übergewicht. Was wird da nicht alles als „Ursache“ diskutiert…
Die Ursachen sind sicher im vielfältigen Nahrungsangebot zu finden, wobei besonders zu viele fett- und kalorienreiche Lebensmittel auf unserem Speiseplan stehen. Zum anderen bewegen wir uns wesentlich weniger als unsere Vorfahren.
Da wir noch dazu selbst im Winter in kuschelig geheizten Räumen sitzen, muss unser Organismus weniger Energie aufbringen, um unsere Körpertemperatur konstant zu halten.
Doch auch die immer wieder bemühte „Vererbung“ spielt eine Rolle bei der Entwicklung von Übergewicht. Menschen mit einer Veranlagung zum Dickwerden reagieren demnach stärker auf „Nichtstun“ und kalorienreiches Essen als andere.
Wer etwas dagegen tun möchte, kann zwischen den unterschiedlichsten Diäten wählen. Diese Diäten werden ja in fast jeder „Frauenzeitrschrift“ angeboten. Was ich im einzelnen davon halte finden Sie in meinem Beitrag: Nie wieder Diät.
Meiner Erfahrung nach, ist zum abnehmen nicht nur eine Ernährungsumstellung, sondern gleichzeitig ein gutes Fitnessprogramm notwendig. Durch eine gezielte „Verhaltensanalyse“ lernen Betroffene, ihre Essgewohnheiten zu verändern und auch auf Dauer beizubehalten.
Was für eine Rolle spielt das Fasten dabei?
Zunächst muss ich (wieder einmal) sagen: viele verwechseln Fasten mit einer Diät. Aber: Fasten ist keine Diät, und es dient auch nicht (ursprünglich jedenfalls) der Fettreduzierung.
Vielmehr geht es darum, durch den Verzicht auf feste Nahrung, unseren Körper zu regenerieren und zu reinigen. Dieser „Reinigungsaspekt“ wird im Volksmund oft als Entschlackung, Entsäuerung und Entgiftung verstanden. Darüber machen sich leider (auch sog. Autoritäten) immer wieder lustig. Ich habe jedoch den Eindruck gewonnen, dass genau diese „Autoritäten“ die Zusammenhänge des Fastenstoffwechsels und der physiologischen Reaktionen die im Fastenstoffwechsel ablaufen nicht vollständig durchdrungen haben.
Darüberhinaus kenne auch viele Religionen das Fasten beispielsweise als eine ritualisierte, wiederkehrende Periode (Fastenzeit), die die Menschen miteinander verbindet und sie mental stärkt.
Ein klarer Vorteil des Fastens gegenüber verschiedenen Diäten ist, dass die Übergewichtigen in der Zeit des Nahrungsverzichtes meist kein Hungergefühl entwickeln. Dies ist bei Diäten nicht der Fall, was den Betroffenen ein Durchhalten schwierig macht.
Der Begriff „Heilfasten“, der 1920 von Otto Buchinger ins Leben gerufen wurde, baut auf den positiven Aspekten des zeitweisen Nahrungsverzichts auf. Um seinen Patienten genügend Abstand vom Alltag zu bieten, empfahl er das Fasten in einer Klinik, in der das Personal auf ausreichend Bewegung, Ruhe für die Patienten und die Förderung der Ausscheidungsvorgänge achtet. Dabei stehen beim Heilfasten nach Buchinger nicht wie „früher“ nur Wasser und Tee, sondern auch Säfte, Gemüsebrühen und Honig zur Verfügung. Die Therapie wird je nach Vorerkrankung individuell angepasst.
In den 1970er Jahren empfahlen einige Mediziner eine über Monate andauernde Nulldiät zur Bekämpfung von Übergewicht. Da den Patienten weder Schulungen noch Fitnessprogramme angeboten wurden, kam es häufig zu Rückfällen. Anschließend wurde das Formula-Fasten ein Trend, wobei es angeblich auch zu Todesfällen gekommen sein soll, nachdem diese die Diät in Eigenregie ohne ärztliche Aufsicht durchgeführt hatten. Zwar wurden diese beiden Formen der Gewichtsreduzieren danach schnell wieder aufgegeben, doch noch immer verwechseln viele Menschen heute den Begriff Heilfasten mit der Nulldiät oder dem Formula-Fasten.
Hier muss ich unbedingt noch erwähnen, dass einige „Autoritäten“ eine regelrechte Panik schüren und eine Warnung vor dem Heilfasten aussprechen. Natürlich sollte man nicht einfach „drauf los fasten“. Man sollte schon wissen was man tut. Mehr dazu im Beitrag: Wer darf nicht fasten? Die aber immer wieder behaupteten „Todesfälle“ konnten jedoch in keinster Weise belegt werden. Hier wird mit dem Faktor Angst gespielt, was ich für Unverantwortlich halte. Welche Interessen dahinterstecken könnten, hat ein Leser für mich recherchiert. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag: Kritik, Gefahren, Nebenwirkungen und Todesfälle beim Fasten.
Obwohl ich ein Befürworter des Fastens bin, halte ich es in bestimmten Fällen für notwendig, den Verzicht auf feste Nahrung unter fachlicher Anleitung durchzuführen. Für einige chronische Kranke ist es wichtig, das Fasten zeitlich zu begrenzen und individuell auf die Erkrankung abzustimmen.
Nach dem Fasten folgt außerdem eine Zeit der langsamen Nahrungswiederaufnahme, bei der es darum gehen sollte, das Gewicht zu halten und die Ernährungsgewohnheiten umzustellen.
Kommen wir zurück zum Thema Fasten bei Übergewicht.
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Unterschiedliche Studien beweisen, dass Heilfasten dabei hilft, das Gewicht langfristig zu reduzieren.
So zeigt eine Untersuchung an 269 adipösen Patienten, die jeweils zwei bis drei Wochen stationär gefastet hatten, dass nach zwei Jahren noch 60 Prozent unterhalb des vorherigen Gewichts lagen. Eine Wiederholung des Fastens nach einem Jahr führte sogar zu einer nachhaltigen Gewichtsreduktion bei 72 Prozent der Patienten. Die Autoren gehen davon aus, dass das positive Erlebnis während des Heilfastens in Kombination mit der Beratung durch Fachkräfte hierfür verantwortlich ist (Lützner, H.: Erlebnisbetonte Impulse zur Veränderung des Konsumverhaltens in der diätetischen Behandlung des metabolichen Syndroms: Ergebnisse aus der 2-Jahres-Rehastudie Baden; Aktuelle Ernährungsmedizin 4; 1995).
In einer Fastenklinik wurden die Akten aller übergewichtigen Patienten kontrolliert, die in einem Zeitraum von 16 Jahren mindestens zehn Mal für zwei Wochen auf feste Nahrung verzichteten. Jeweils ein Drittel der Patienten reduzierte das Gewicht, hielt es konstant oder nahm sogar zu. Allerdings stieg das Körpergewicht des letzten Drittels nicht so stark an wie im bundesweiten Durchschnitt im gleichen Zeitraum. Es kommt also durchs Fasten nicht, wie bei vielen Diäten, zu dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt. Auch traten bei den untersuchten Personen keinerlei Zwischenfälle auf, wie dies bei der Nulldiät mehrfach beobachtet wurde (Herzversagen, Gallensteine oder anschließende Essstörungen). Die leichten Probleme – wie Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen und ein erniedrigter Blutdruck – ließen sich hingegen durch naturheilkundliche Mittel leicht beheben (Mayr, F.-X.: Die Darmträgheit; Verlag Neues Leben; 3; 1953).
Patienten mit rheumatoider Arthritis, die sich nach dem Fasten für 3,5 Jahre vegan und anschließend laktovegetarisch ernährten, verbesserten nicht nur die Symptome der Polyarthritis signifikant, auch das Gewicht normalisierte sich (Kjeldsen-Kragh, J.: Controlled trial of fasting and one-year vegetarian diet in rheumatoid arthritis; Lancet 338; 1991; S. 899-902).
Für die Fastenden bedeutet die Zeit des Nahrungsverzichtes keine Qual oder Entbehrung. Stattdessen berichten auch übergewichtige Menschen, die unter fachlicher Kontrolle fasten, von einem erhöhten Wohlbefinden, der Verbesserung der Stimmung und der körperlichen Konstitution (Peper E. et al.: Stationäres Heilfasten. Aktuelle und katamnestische Auswirkungen auf körperliches und emotionales Befinden, erlebte Veränderungen sowie Lebensqualität; Zeitschrift für Allgemeinmedizin; 1997; 73; S. 146–150).
Mittlerweile ist es nicht nur möglich, das Heilfasten stationär in Kliniken durchzuführen. Verschiedene Fastengruppen bieten fachliche und kompetente Hilfe fernab vom Alltag. Diese Gruppen werden nicht von Ärzten und Medizinern, sondern von Ernährungsberatern, Heilpraktikern oder sonstigen Fachleuten geleitet. Auch Fastenwandern wird immer beliebter, wobei hier neben der Gesundheit manchmal auch religiöse Aspekte eine Rolle spielen – meist steht jedoch die Bewegung eindeutig im Vordergrund.
Für Übergewichtige stellen diese Gruppentherapien eine gute Möglichkeit dar, die eigene Gesundheit langfristig zu verbessern. Denn das Fasten verändert das Gespür für Hunger- und Sättigungsgefühle. Gleichzeitig wirkt sich Fasten sehr positiv auf die Psyche aus, bringt Ruhe und Entspannung. Die „Askese“ gibt vielen Menschen einen ganz neuen Blick auf die wichtigen Dinge des Lebens. Die Gruppendynamik beim Heilfasten erhöht die Motivation, das Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Selbst auf ein emotionales Ungleichgewicht, das möglicherweise mit der Adipositas zusammenhängt, kann sich das Heilfasten sehr positiv auswirken.
Das Fasten hat sehr tiefgreifende psychisch-seelische und körperliche Erneuerungen zur Folge. Mehr dazu finden Sie in meinem Beitrag: Körperliche und seelische Umstimmung durch fasten. Die meisten Menschen ändern anschließend radikal ihr Konsumverhalten. Obwohl Heilfasten nicht zur Gewichtsreduktion bei Adipositas entwickelt wurde, kann es Übergewichtigen zu einer gesünderen Lebensweise verhelfen. Wird es korrekt und unter fachlicher Beratung durchgeführt, besteht kaum ein gesundheitliches Risiko durch das Heilfasten.
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Beitragsbild: pixabay.com – Bru-nO
22. März 2012 um 06:50
Endlich ein gut geschriebener Eintrag, besten Dank. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Generell finde ich die Seite gut zu lesen und leicht zu verstehen.