Seit geraumer Zeit kursiert im Netz das Gerücht, dass inzwischen Bananen aus dem Labor verkauft werden. Unklar bleibt in diesem Zusammenhang, was „aus dem Labor“ jetzt genau zu bedeuten hat. Sind das Bananen, die auf wundersame Weise im Reagenzglas gezüchtet wurden? Oder sind das Bananen, die genetisch verändert wurden, wie wir dies von einer Reihe von Nutzpflanzen aus der „Gentechnik-Hexenküche“ kennen? [1]
In den sozialen Medien, zum Beispiel Telegram, kursieren dann Bilder mit Warnungen wie dieses:
Neben einem fehlerhaften Englisch (es muss „which“ heißen und nicht „wich“) sieht man hier die Warnung, dass „#4011“ angeblich aus dem Labor kommen soll, zur Sicherheit in Deutsch und in Englisch.
Gibt es Labor-Bananen wirklich? Was ist dran an den Gerüchten? Oder gibt es sogar eindeutige Belege für deren Existenz?
Bananarama und der Tanz der Zahlen
Die in der oben gezeigten Abbildung aufgeführten Codes von #94011 und #4011 sind leider nicht die einzigen Zahlen, die für verschiedene Bananensorten infrage zu kommen scheinen. Ein Beitrag vom August 2014 (der im April 2017 aktualisiert wurde) von „Bananalabel Catalog“ gibt die Codes für eine Reihe von Bananensorten Preis [2].
Auch hier taucht die Nummer 4011 auf, allerdings nicht als „Labor-Banane“, sondern als die Bananensorte „Cavendish yellow“. Zur Frage der Labor-Bananen bzw. genetisch modifizierten Früchte weist der Beitrag folgendes zu berichten:
Die vier Zahlen, auch kurz PLU Code („price look-up code“) genannt, bezeichnet konventionell gewachsene Lebensmittel. Eine zusätzliche 8 vor diesem PLU Code bezeichnet eine genetisch veränderte Nutzpflanze. Eine vorausgehende 9, wie dies auch in der in Telegram gezeigten Abbildung zu sehen ist, verweist auf ein ökologisch erzeugtes Produkt. Laut Aussagen des Beitrages ist also ein „#4011“-Produkt nicht unbedingt ein GMO-Produkt, sondern eine durch konventionellen Anbau gezüchtete Banane. Eine durch Genmanipulation gezüchtete Banane würde die Nummer #84011 tragen.
Allerdings, so Wikipedia, ist die Kennzeichnung genetisch veränderter Produkte durch die „8“ vor der PLU-Nummer wieder abgeschafft worden bzw. wurde nie in die Praxis umgesetzt. Das heißt, dass es anscheinend keine Kennzeichnung für genetisch modifizierte Früchte etc. gibt. Denn die 83000er Nummern bezeichnen ebenfalls konventionelle Produkte (die meist mit den entsprechenden Methoden, also Herbiziden, Pestiziden etc. erzeugt werden). Und die 84000er Nummern stehen für Bio-Produkte.
Was sich anscheinend nicht verändert hat, das ist die „9“ vor der PLU-Nummer als Kennzeichnung für einen biologischen Anbau. Die Rücknahme der Absicht, gentechnisch manipulierte Lebensmittel durch die „8“ zu kennzeichnen, hat zu einigem Wirrwarr geführt. Wie leicht dieses Wirrwarr zu voreiligen Schlüssen zu führen scheint, beweist „Mimikama“ in seinem Beitrag vom November 2016 [3].
Hier folgern die Autoren von „Mimikama“:
„Somit erledigt sich der Mythos, dass es sich bei 8XXXXer Nummern um gentechnisch manipulierte Lebensmittel handeln. Danke an Frank, der an dieser Stelle sehr aufmerksam war!
Wir freuen uns immer über Leser, die wie wir hinter die Kulissen schauen und nicht alles für bare Münze nehmen!“
Ich dagegen würde mich freuen, wenn „Mimikama“ nicht alles für bare Münze nehmen würde und den Verzicht auf die Kennzeichnung von genetisch veränderten Lebensmitteln nicht mit dem Verzicht auf genetisch veränderten Lebensmitteln verwechseln würde. Denn der Verzicht der Kennzeichnung heißt nicht automatisch, das ist jetzt keine genetisch veränderten Lebensmittel mehr gibt, sondern diese möglicherweise in die Kategorie der traditionell erzeugten Lebensmittel subsumiert werden, ohne dass man näher auf den Unterschied zwischen genetisch veränderten und traditionellen Zuchtbedingungen aufmerksam macht.
Das würde für unser Schaubild aus Telegram heißen, dass die #4011-Banane genetisch verändert sein kann aber nicht sein muss, da es diese spezifische Kennzeichnung nicht gibt. Also geht man auf Nummer sicher, wenn man eine #94011-Banane einkauft, die aus biologischer Produktion hervorgegangen ist. Denn die schließt eine genetische Veränderung der Frucht kategorisch aus.
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Neue Erkenntnisse zu den PLU-Nummern?
„Chip“ veröffentlichte im September 2021 seine Version, was die Nummern auf Obst und Gemüse zu bedeuten haben [4]:
Hier lernen wir, dass die #4011 immer nur für Bananen steht. Die erste Ziffer oder die ersten beiden Ziffern würden dann etwas über den Anbau der Lebensmittel aussagen. In der Praxis sieht das dann so aus:
Bei einem 4-stelligen PLU-Code handelt es sich um ein Lebensmittel aus dem traditionellen Anbau mit Dünger, mit Herbiziden, mit Pestiziden etc.
Ein 5-stelliger Code, der mit einer „9“ startet, bezeichnet Lebensmittel aus biologischem Anbau, wie gehabt.
Der Beitrag erwähnt auch noch einmal, dass die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel durch einen 5-stelligen Code, beginnend mit der „8“, nicht umgesetzt wurde.
Und das Wirrwarr um 5-stellige Codes, die mit „8“ beginnen, aber nicht genetisch modifizierte Lebensmittel kennzeichnen, wird vervollständigt durch die „83“ für Lebensmittel aus traditionellen Anbau und die „84“ für Lebensmittel aus biologischem Anbau. Es bleibt aber weiterhin ein Geheimnis, warum ein zusätzliches Zahlensystem herangezogen wird, um zwischen den beiden Anbauarten zu unterscheiden, wo es mit den 4-stelligen Zahlen bereits ein derartiges System gibt?
Fazit
Wie es aussieht, ist die Bezeichnung #4011 keine Kennzeichnung für eine Banane aus dem Reagenzglas. Wegen der fehlenden Kennzeichnungspflicht für genetisch modifizierte Nutzpflanzen kann diese Nummer für ein Produkt stehen, welches genetisch verändert wurde, aber nicht sein muss. Jedenfalls kennzeichnet diese Nummer ein Produkt, welches unter traditionellen, industriellen Produktionsbedingungen erstellt wurde, also unter Einsatz von Dünger, Chemie etc.
Wie es momentan aussieht, kann nur die Kennzeichnung mit der „#9“ vor dem PLU-Code Gewissheit verschaffen, dass man es hier nicht mit Produkten aus traditioneller Aufzucht und/oder gentechnisch veränderten Varianten zu tun hat, sondern mit Produkten aus biologischer Produktion.
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Quellen: