Fasten und Muskelwachstum – Ein Balanceakt zwischen Aufbau und Abbau

Wenn es um den Einfluss des Fastens auf das Muskelwachstum geht, betreten wir ein Terrain voller Widersprüche. Seit 25 Jahren begleite ich Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Vitalität, und das Fasten ist eines der faszinierendsten Werkzeuge in diesem Bereich. Es birgt große Potenziale für die Selbstheilung des Körpers. Doch eine Frage kommt immer wieder: Was ist mit den Muskeln beim Fasten?

Und die „Fastenkritiker“ führen auch diesen Punkt als Kritik immer wieder an. Schauen wir also mal hin.

Der schmale Grat zwischen Muskelabbau und -aufbau

Fasten bedeutet, dem Körper über einen bestimmten Zeitraum keine oder nur sehr wenige Kalorien zuzuführen. Dabei beginnt er, auf gespeicherte Energiereserven zurückzugreifen. Fettreserven sind dabei bevorzugte Quellen, doch auch Muskelprotein kann als Energiequelle herangezogen werden, wenn die Fastenperiode zu lange andauert oder nicht durch adäquate Ernährung und Training begleitet wird. Im Beitrag Fasten & Fastenphysiologie – Was passiert beim Fasten eigentlich? gehe ich ausführlicher darauf ein.

Positive Effekte des Fastens auf die Muskulatur

  1. „Schlankere Muskeldefinition“
    Durch das Fasten werden die Glykogenspeicher in den Muskeln abgebaut. Das kann zu einer besseren Definition und einer magereren Muskelstruktur führen – ein Effekt, den viele Sportler gezielt nutzen, um ihre Körperkonturen zu schärfen.
  2. mTOR-Stimulation und Proteinsynthese
    Ein entscheidender Faktor für das Muskelwachstum ist der mTOR-Signalweg, der für die Proteinsynthese verantwortlich ist. Nach einer Fastenperiode kann die gezielte Aufnahme von mindestens 30 Gramm hochwertigem Protein diesen Weg besonders effektiv stimulieren und damit das Muskelwachstum optimieren.
  3. Testosteronsteigerung bei Männern
    Studien zeigen, dass intermittierendes Fasten die Testosteronwerte bei Männern um bis zu 1300 % steigern kann. Testosteron ist einer der Haupttreiber für Muskelwachstum und -erhalt. Diese Hormonantwort kann besonders bei moderaten Fastenfenstern wie dem Intervallfasten von 13 bis 15 Stunden beobachtet werden. Siehe dazu:
  4. Verbesserte Insulinsensitivität
    Insulin ist das Schlüsselhormon für den Nährstofftransport in die Muskelzellen. Ein gesunder Insulinhaushalt bedeutet, dass der Körper Nährstoffe effizienter in die Muskeln schleusen kann, was sich langfristig positiv auf den Muskelaufbau auswirkt.

Die Schattenseite des Fastens – Gefahr des Muskelabbaus

  1. Kataboler Zustand
    Während des Fastens schaltet der Körper auf Energiesparmodus und beginnt, alternative Energiequellen zu erschließen. Besonders bei längeren Fastenphasen kann der Körper Muskelprotein abbauen, um Aminosäuren für die Energiegewinnung zu nutzen. Aber das stimmt nur bedingt, siehe mein Beitrag: Ist Fasten gefährlich weil Körpereiweiß verbraucht wird?
  2. Cortisolanstieg
    Langes Fasten kann die Ausschüttung von Cortisol, dem Stresshormon, erhöhen. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel fördert den Muskelabbau und hemmt gleichzeitig den Muskelaufbau.
  3. Abnahme der Muskelmasse bei übertriebenem Fasten
    Wer über Wochen hinweg Kalorien unterdrückt oder zu lange Fastenintervalle wählt, riskiert den Abbau der hart erarbeiteten Muskulatur. Besonders Sportler, die Kraft- und Sprinttraining betreiben, sollten darauf achten, ihre Fastenphasen nicht zu lange zu gestalten.

Wie sich Fasten und Muskelaufbau sinnvoll kombinieren lassen

  • Proteinzufuhr nach dem Fasten optimieren:
    Nach dem Fasten sollte eine ausreichende Menge an hochwertigem Protein konsumiert werden, um die Muskelproteinsynthese anzukurbeln und den Muskelabbau zu minimieren. Mehr dazu in meinen Beiträgen: Welches ist das beste Protein / Eiweiß?
  • Krafttraining als Schutzschild nutzen:
    Regelmäßiges Krafttraining ist der entscheidende Faktor, um Muskelmasse während des Fastens zu erhalten. Besonders das Training mit schweren Gewichten setzt starke anabole Reize, die den Abbau von Muskelprotein verhindern. Aber Achtung! Auch hier gibt es einiges zu beachten: Sport und Fasten
  • Moderates Fasten statt radikaler Entbehrung:
    Die optimale Fastendauer hängt vom individuellen Ziel ab. Ein 16:8-Intervallfasten (16 Stunden fasten, 8 Stunden essen) kann Vorteile für Fettabbau und Muskelwachstum kombinieren, während mehrtägiges Fasten gezielt eingesetzt werden sollte, um Regenerationsprozesse zu aktivieren.
  • Individuelle Anpassung statt starrer Dogmen:
    Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Fasten. Während Marathonläufer oft Muskelmasse verlieren, um ihre Energiebereitstellung zu optimieren, profitieren Sprinter und Kraftsportler von einem gezielt eingebauten Fasten mit angepasster Nährstoffzufuhr.

Fazit – Fasten als Werkzeug, nicht als Selbstzweck

Fasten ist ein mächtiges Instrument, das, richtig angewendet, die Muskelgesundheit fördern kann. Wer es jedoch übertreibt oder nicht mit der richtigen Ernährung und dem passenden Training kombiniert, riskiert Muskelverluste. Ein bewusster und individueller Ansatz ist der beste Weg, um von den regenerativen Effekten des Fastens zu profitieren, ohne dabei die mühsam aufgebaute Muskelmasse zu opfern. Denn eines ist sicher: Der Körper braucht Nahrung – nicht nur in Form von Kalorien, sondern auch in Form kluger Strategien, um gesund und stark zu bleiben.

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Fasten gegen Depressionen? Licht am Ende des Tunnels...

Die SCD Diät – Eine spezielle Kohlenhydratdiät (SCD) für den Darm?

Ich dachte ich kenne schon jede Ernährungsform. Aber die SCD? Die war mir vom Begriff her neu. Aber es ist eigentlich „Altbekanntes“ – dazu aber gleich mehr. Seit über 25 Jahren arbeite ich mit Menschen, die an chronischen Verdauungsproblemen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und entzündlichen Darmerkrankungen leiden. Viele von ihnen haben eine Odyssee hinter sich: endlose Arztbesuche, Medikationen, Diäten, die versprechen zu helfen, und am Ende doch nur Enttäuschung bringen.

In all diesen Jahren habe ich eines gelernt: Wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät, zieht das eine Lawine an gesundheitlichen Problemen nach sich. Doch es gibt Wege, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Was könnte die SCD dazu leisten?

Der vergessene Faktor: Mikroorganismen im Darm

Es ist längst bekannt, dass unser Darm ein hochkomplexes Ökosystem ist, in dem Billionen von Bakterien leben. Die meisten sind unsere Verbündeten, unterstützen die Verdauung, produzieren Vitamine und halten Krankheitserreger in Schach. Dazu hatte ich ausführlicher hier geschrieben: Darmbakterien im Fokus: Wie sie Krankheiten beeinflussen und warum sie wichtig sind

Doch wenn das Gleichgewicht kippt (sei es durch falsche Ernährung, Antibiotika oder chronischen Stress), dann gewinnen pathogene Bakterien die Oberhand. Die Folgen sind weitreichend: Durchfälle, Blähungen, Bauchschmerzen und Entzündungen bis hin zu schweren Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarmsyndrom.

Ein entscheidender Faktor, der dieses bakterielle Gleichgewicht beeinflusst, ist die Art der Kohlenhydrate, die wir zu uns nehmen.

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Warum Kohlenhydrate den Darm ins Ungleichgewicht bringen können

Kohlenhydrate sind nicht gleich Kohlenhydrate. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einfachen und komplexen Kohlenhydraten:

  • Einfache Kohlenhydrate (Monosaccharide) wie Glukose, Fruktose und Galaktose bestehen aus einzelnen Zuckermolekülen und können ohne zusätzliche Verdauungsprozesse direkt vom Dünndarm aufgenommen werden.
  • Komplexe Kohlenhydrate (Disaccharide und Polysaccharide) wie Laktose, Saccharose oder stärkehaltige Lebensmittel müssen erst durch Enzyme aufgespalten werden, bevor sie verwertbar sind.

Das Problem: Viele Menschen mit Darmerkrankungen haben nicht ausreichend Enzyme, um diese komplexen Kohlenhydrate zu verdauen. Die unverdaute Nahrung verbleibt im Darm und wird zur perfekten Nahrungsquelle für pathogene Bakterien. Diese vermehren sich rasant und setzen durch den Fermentationsprozess Gase und toxische Stoffwechselprodukte frei, die Entzündungen und Reizungen der Darmschleimhaut verstärken.

Die SCD als Ausweg aus dem Teufelskreis?

Die spezielle Kohlenhydratdiät (SCD) setzt genau an diesem Punkt an. Ihr Prinzip ist simpel und zugleich tiefgreifend: Erlaubt sind nur die Kohlenhydrate, die ohne aufwendige Verdauung direkt aufgenommen werden können.

Das bedeutet konkret:

? Erlaubt sind Monosaccharide wie Honig, Obst, Gemüse und fermentierte Milchprodukte wie laktosefreier Joghurt.

? Nicht erlaubt sind alle Disaccharide und Polysaccharide – also Getreide, Kartoffeln, Zucker, verarbeitete Lebensmittel und herkömmliche Milchprodukte.

Durch diese strikte Auswahl wird den pathogenen Bakterien die Nahrungsgrundlage entzogen. Diese verhungern buchstäblich, und die Darmflora kann sich erholen. Zumindest berichten mir das jetzt Patienten.

Mehr als eine Diät: Ein langfristiges Heilkonzept

Die SCD ist jedoch keine kurzfristige Ernährungsumstellung, sondern eine nachhaltige Strategie zur Darmheilung. Denn selbst wenn sich die Beschwerden verbessern, bleibt das Risiko eines Rückfalls hoch. Die pathogenen Mikroorganismen können monatelang in einer Art „Dornröschenschlaf“ verharren und bei der ersten Gelegenheit wieder aufflammen.

Deshalb gilt die Faustregel: Mindestens ein Jahr nach dem Verschwinden der letzten Symptome muss die SCD strikt eingehalten werden. Erst dann ist der Darm stabil genug, um eventuell langsam und vorsichtig andere Lebensmittel wieder einzuführen.

Geht es auch anders?

Meines Erachtens Ja!

SCD oder doch lieber FODMAP?

Während die SCD für viele Menschen mit chronischen Darmerkrankungen eine lebensverändernde Lösung darstellt, gibt es auch andere Ernährungsansätze, die individuell besser passen können.

Die FODMAP-Diät beispielsweise basiert auf der Idee, bestimmte fermentierbare Kohlenhydrate gezielt zu reduzieren, um Blähungen und Verdauungsprobleme zu lindern. Sie ist wissenschaftlich gut untersucht und bietet eine individuellere Herangehensweise, da nach einer Eliminationsphase getestet wird, welche Lebensmittel gut vertragen werden. Ich hatte dazu hier geschrieben: FODMAP – die Diät gegen das Reizdarm-Syndrom?

Fazit zur SCD: Ich halte den Ansatz für interessant und potenziell wirksam. Persönlich tendiere ich eher zur FODMAP-Diät, da sie flexibler ist und individuell angepasst werden kann. Letztlich muss jedoch jeder für sich selbst herausfinden, welche Ernährungsweise am besten zu ihm passt. Der Schlüssel zur Darmgesundheit liegt nicht in einer einzigen Lösung, sondern in der sorgfältigen Anpassung der Ernährung an die individuellen Bedürfnisse des Körpers.

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den „5 Wundermitteln“ ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…