Viele Patienten die Abnehmen wollen und Probleme damit haben, meinen, dass die Schilddrüse schuld sein könnte.
Und wenn man sich näher damit beschäftigt, dann könnte man zur Aufassung kommen, dass Abnehmen und eine gleichzeitige Störung der Schilddrüsenfunktion, speziell die Schilddrüsenunterfunktion, ein aussichtsloses Unterfangen zu sein scheint.
Dies gilt auch, wenn man sich sorgfältig ernährt und sich an die Ratschläge des behandelnden Arztes hält und seine Schilddrüsenmedikamente regelmäßig zu sich nimmt.
Was soll da noch helfen?
Inzwischen weiß jeder, dass die Schilddrüse für die Regulation des Stoffwechsels verantwortlich ist. Oder mit anderen Worten: Wenn die Schilddrüsenfunktion abnimmt, nimmt der Bauchumfang zu.
Der Umkehrschluss wäre, dass eine Normalisierung der Schilddrüsenfunktion über zum Beispiel Medikamente die Sache mit dem Abnehmen leichter machen müsste. Was läuft hier falsch, wenn man beim Abnehmen trotzdem keine Erfolge erzielen kann?
Die Schilddrüse allein kann es nicht sein
Im Gegensatz zur holistischen Medizin tendiert die Schulmedizin dazu, einen Aspekt aus einer Reihe von physiologischen Vorgängen herauszupicken und diesen dann als alleinige Ursache für eine Erkrankung verantwortlich zu machen. Meistens ist dieser eine Aspekt alles andere als eine Ursache, sondern nur ein Symptom eines Komplexes von Ursachen.
Dementsprechend wäre es ebenso kurzsichtig, nur die Schilddrüse und dessen Fehlfunktion als die alleinige Ursache für Übergewicht anzusehen. Vielmehr haben auch Schilddrüsenprobleme eine Ursache, die wohl kaum in sich selbst begründet ist.
Entzündungsprozesse!
Ein wichtiger Mitspieler in diesem Spiel von Ursachen und Symptomen sind die Entzündungsprozesse. Zum einen können Entzündungsprozesse Ursache für die Fehlfunktion von einer Reihe von Organen, so auch die Schilddrüse, sein. Zum anderen haben Entzündungsprozesse einen negativen Einfluss auf Stoffwechselvorgänge, unabhängig von der Schilddrüse, sodass auch bei einer medikamentös „optimal eingestellten“ Schilddrüse kein deutlicher Effekt bei der Gewichtsreduktion zu sehen oder zu erwarten ist.
Diese „optimal medikamentös eingestellte“ Schilddrüse liegt für den Schulmediziner in der Regel dann vor, wenn die Laborwerte von TSH, T3 und T4 stimmen. Oft wird nur TSH bestimmt, welches immer dann hoch ausfallen soll, wenn es an T3 und T4 mangelt. Aber dieser postulierte direkte Zusammenhang entspricht nicht immer den biologischen Tatsachen. Sogar die Bestimmung von T3 und T4 kann unter Umständen irreführend sein, speziell bei T3, wenn nicht eine explizite Untersuchung durchgeführt wird, die zwischen T3 und rT3 unterscheidet.
Bei dem rT3 handelt es sich um ein Isomer von T3 (reverses T3), dass biologisch weniger bis überhaupt nicht aktiv ist im Vergleich zum „normalen“ T3. Das heißt, dass bei entsprechend hohen rT3 Konzentrationen, die einen guten T3-Laborbefund abgeben, dennoch eine Unterfunktion der Schilddrüse vorliegt.
Jod als Lösung?
Und auch Megadosen von Jodpräparaten, die angeblich die Lösung des Problems sein sollen, sind in der Regel wenig hilfreich bis lebensgefährlich. Die täglich benötigte Menge liegt ungefähr bei 70 Mikrogramm. Die offiziellen Empfehlungen lauten, je nach Land, 150-200 Mikrogramm für Jugendliche und Erwachsene, etwas mehr für Schwangere und stillende Mütter.
Keinesfalls sollten mehr als 1100 Mikrogramm pro Tag eingenommen werden, da Jod mit einer Halbwertszeit von etwas über 50 Tagen relativ lange verfügbar ist und Megadosen keinen gesteigerten Effekt, dafür aber gesteigerte Nebenwirkungen mit sich bringen. Eine dieser Nebenwirkungen ist eine reflektorische Schilddrüsenunterfunktion als Antwort auf eine zuvor übermäßig gesteigerte Schilddrüsenfunktion.
Wo also liegt die Lösung, wenn nicht in Medikamenten und schulmedizinischer Betreuung? Die Antwort kann nicht lauten, je nach Schwere der Schilddrüsenerkrankung auf Medikamente und ärztlichen Rat zu verzichten. Sie kann aber auch nicht lauten, sich nur auf diesen Lösungsweg zu verlassen.
Weil Entzündungsprozesse hier eine zentrale Rolle zu spielen scheinen, was von der schulmedizinischen Behandlung überhaupt nicht oder nur in Ausnahmefällen mit berücksichtigt wird, ist es wichtig, etwas gegen diese Entzündungsprozesse zu unternehmen. Und dies beginnt mit einem Lebensstil, der die Ursachen für Entzündungsprozesse ausklammert.
Die Ernährung spielt hier eine zentrale Rolle. Ich hatte schon, um ein extremes Beispiel zu nennen, am Beispiel Schweinefleisch gezeigt, dass ein regelmäßiger Konsum die Menge an Arachidonsäure so zunehmen lässt, dass der Organismus durch die Flut dieser Säure zur Ausbildung von Entzündungsprozessen „gezwungen“ wird.
Die Lösung hier ist wieder einmal, seine Ernährung so umzustellen, dass mehr Obst und Gemüse auf dem Tisch erscheinen. Eine vollständige Verbannung von Fleisch halte ich nicht unbedingt für erstrebenswert. Aber der gute alte Brauch meiner Großeltern, nur am Sonntag und zur Feier des Tages Fleisch auf den Mittagstisch zu stellen, ist eine gute Leitlinie. Weitere hilfreiche Faktoren sind: Ausreichend erholsamer Schlaf, körperliche Bewegung (nicht zu heftig, wenn man sich bislang zu wenig bewegt hat), eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine Einschränkung von Kohlenhydraten, insbesondere Zucker.
Stress, vor allem Dauerstress, ist ebenfalls ein „hervorragendes“ Rezept, an Gewicht zuzulegen. Dies geschieht über eine Mobilisierung von Triglyceriden und deren konzentrierter Einlagerung in Fettzellen, die sich bevorzugt im Bauchbereich befinden.
Ein entsprechendes Stressmanagement kann hier wertvolle Hilfe leisten. Hier gibt es eine Reihe von Alternativen, wie autogenes Training, Meditation, Yoga, Taichi, Qigong etc. Diese Verfahren sind zudem geeignet, bei der Eindämmung von Entzündungsprozessen beizutragen.
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Blutzucker und Diabetes
Bei einer gestörten Schilddrüsenfunktion darf man entsprechende Auswirkungen auch auf den Blutzucker erwarten. Zu hohe Blutzuckerspiegel unterstützen bestehende Entzündungsprozesse, sodass sich hier eine Art Teufelskreis ergibt.
Bei einer gestörten Schilddrüsenfunktion besteht aber auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen zu niedrigen Blutzucker, der als Hypoglykämie eine enorme Stresssituation für den Organismus bedeutet. Als eine Reaktion auf eine Hypoglykämie erfolgt dann wieder eine erhöhte Produktion von Cortisol als Antwort auf diesen Stress.
Kommt es zu vermehrten Hypoglykämien, dann kommt es gleichzeitig zu einer permanent erhöhten Konzentration von Cortisol. Cortisol senkt zwar die Wirksamkeit von Insulin. Aber beim Typ-2-Diabetes liegt in der Regel eine Insulinresistenz vor, die durch die hohen Konzentrationen an Cortisol zusätzlich verstärkt wird. Diese scheinbar sich widersprechenden Wirkmechanismen führen dann zu einem fast unkontrollierbaren Auf und Ab der Blutzuckerspiegel.
Bei diesem Szenario fällt es sehr schwer, etwas für seine Gewichtsreduktion zu tun, da eine Kalorienrestriktion zu wenig voraussehbaren Reaktionen in Bezug auf den Blutzuckerspiegel führen kann. Bei einer zu starken Kalorienrestriktion kommt es dann zu kompensierende Maßnahmen seitens des Organismus, der ein Notfallprogramm aktiviert, das den Betroffenen vor dem Verhungern schützen soll. Ähnliche Reaktionen sehen wir auch bei gesunden Menschen, die über das Fasten abnehmen wollen, aber meistens wenig Erfolg haben, zumindest auf lange Sicht gesehen.
Für Diabetiker mit einer gestörten Schilddrüsenfunktion kann dies negative Folgen auf den Stoffwechsel haben. Deswegen empfehle ich dringend, unter diesen Voraussetzungen eine Gewichtsreduktion unter der Aufsicht von Fachleuten durchzuführen.
Flüssigkeitszufuhr
Wir hören immer wieder, dass ausreichend Flüssigkeit wichtig ist für einen gesunden Körper. Allerdings gibt es keinen Grund für die Annahme, dass jeder zwei Liter oder drei Liter am Tag trinken soll. Die notwendigen Mengen hängen von einer Reihe von Voraussetzungen ab. Dies sind Körpergewicht (wer mehr wiegt, sollte auch etwas mehr trinken), Außentemperatur, Ausmaß an körperlichen Aktivitäten, Art der Ernährung, Gesundheitszustand und so weiter.
Auf der anderen Seite besteht gerade bei Schilddrüsenproblemen die Tendenz, dass auch das Durstempfinden beeinträchtigt ist und die Betroffenen somit zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Aber ohne ausreichend Flüssigkeit kommt es auch hier wieder zu Beeinträchtigungen der Stoffwechselfunktion, was das schon vorliegende Problem noch weiter verstärkt.
Zudem behindert eine Dehydrierung die Entgiftungsfunktion des Körpers, da Toxine zum größten Teil über Urin und Gallenflüssigkeit aus dem Körper entfernt werden. Lang anhaltende Müdigkeit kann ein Zeichen dafür sein, dass der Körper zu wenig Flüssigkeit erhalten hat.
Eine relativ gute „Pi mal Daumen“-Regel empfiehlt den täglichen Konsum von Flüssigkeit in Abhängigkeit vom Körpergewicht: Halbes Körpergewicht mal 30 Milliliter. Das wäre für jemanden, der 80 kg wiegt, 1,2 Liter pro Tag. Aber auch hier handelt es sich nicht um ein in Stein gemeißeltes Gesetz. Es gibt mit Sicherheit Betroffene, für die diese Menge entweder nicht reicht oder schon zu viel ist.
Eine gute Versorgung mit Flüssigkeit ist eine Grundvoraussetzung, um auch an Gewicht zu verlieren. Denn beim „Abspecken“ werden Fettzellen aufgelöst, die ihre über lange Zeit angesammelten Toxine freisetzen. Hier ist eine gute Hydrierung mit ein Garant für eine schnelle Entsorgung dieser Toxine aus dem Organismus.
Gesunder Schlaf und Schlafstörungen
Die Schilddrüse ist nur ein kleines Organ, kann aber große Probleme beim Schlaf verursachen. Schlafstörungen sind ein nicht seltenes Phänomen bei Störungen der Schilddrüse. Fatigue ist hier eine häufige Folgeerscheinungen, bei der man „vor Müdigkeit nicht einschlafen kann“. In der Folge wird der Betroffene auf ein „normales Schlafverhalten“ verzichten, was die Problematik nur weiter verschärft und den Organismus zusätzlich belastet.
Von daher ist es, trotz der Probleme, immer noch empfehlenswert, seine Schlafgewohnheiten und Bettzeiten nicht zu verändern. Es ist wichtig, hier eine Art „Schlafhygiene“ zu implementieren. Verbannen Sie digitale Apparate aus Ihrem Schlafzimmer. Das Schlafzimmer sollte stockfinster sein. Temperaturen sollten nicht über 20 Grad hinausgehen.
Bei Einschlafstörungen gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, das eigene Gehirn auf „Einschlafen“ zu programmieren, durch meditative Gedanken, Atemübungen und so weiter. Diese „Tricks“ werden natürlich nicht sofort wirken, sondern es braucht seine Zeit, bis das sich hier eine entsprechende Wirksamkeit einstellt.
Eine weitere Möglichkeit, Einschlafstörungen einzudämmen, besteht in der Einnahme von Magnesium Supplementen. Vor dem Schlafen eingenommen, kann es zur Relaxierung der Muskulatur beitragen. Zudem können Schilddrüsenstörungen zu einem Magnesiummangel beitragen, dem auf diese Weise entgegengetreten wird.
Magnesium ist gleichzeitig wichtig für die Blutzuckerkontrolle. Gerade Diabetiker zeichnen sich in der Regel durch einen ausgesprochenen Magnesiummangel aus. Zudem gibt es Hinweise, dass ein Magnesiummangel Unruhezustände fördern kann. Ein Grund hierfür liegt in der Veränderung der Darmflora, die entsprechende Signale über die Darm-Hirn-Achse an das Gehirn sendet, die sich für den Betroffenen als Unruhe beziehungsweise Angstzustände äußern.
Da ich die Sache mit den Schlafstörungen für besonders gravierend halte, habe ich dazu auch ein Buch verfasst: Die biologische Therapie der Schlaftstörungen.
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Darmflora
Das Leaky-Gut-Syndrom ist eine Erkrankung des Gastrointestinaltrakts, die mit Autoimmunerkrankungen und chronischen Störungen in Verbindung steht, die wiederum ihren Einfluss auf die Gesundheit der Schilddrüse ausüben.
Die Schilddrüse ist speziell gegenüber einem Übermaß an toxischen Substanzen empfindlich. Beim Leaky-Gut-Syndrom kommt es, aufgrund der „Löcher im Darm“, zu einer vermehrten unkontrollierten Resorption von unerwünschten Substanzen, die auch die Schilddrüse belasten. Die damit einhergehende Störung des Immunsystems kann unter Umständen so weit gehen, dass es zur Ausbildung einer Autoimmunerkrankung kommt, von der dann auch die Schilddrüse betroffen ist (Hashimoto).
Die Behandlung eines Leaky-Gut-Syndroms hat in diesem Fall erste Priorität. Über entsprechende Diäten, die den Aufbau der Darmflora unterstützen und Entzündungsreaktionen eindämmen (Probiotika, Präbiotika, Obst und Gemüse etc.), kommt es dann langfristig zu einer Normalisierung der Immunfunktion und Abnahme der toxischen Last, die auf die Schilddrüse (und andere Organe) einwirkt.
Unter dem Aspekt der Gewichtsreduktion lässt sich sagen, dass es nahezu unmöglich ist, abzunehmen, wenn der Gastrointestinaltrakt „neben der Spur“ ist.
Fazit
Abnehmen und Schilddrüsenstörungen, dass scheinen sich ausschließende Bedingungen zu sein. Eine holistische Herangehensweise an dieses Problem wird sich nicht nur auf Kalorien zählen und Jod gaben für die „ungehorsame“ Schilddrüse beschränken.
Dieses holistische Konzept hört sich nach einem komplizierten Verfahren an, was es theoretisch auch ist. Denn wir müssen hier eine Reihe von Faktoren mit berücksichtigen. Aber Mutter Natur hat es uns etwas leichter gemacht. Denn viele dieser Faktoren werden bereits durch eine entsprechende Ernährung angesprochen und beeinflusst. Dies sind insbesondere Prozesse, die viele Bereiche des Organismus beeinflussen, speziell Entzündungsprozesse, die durch eine entsprechende Ernährung und einen entsprechenden Lebensstil positiv beeinflusst werden können.
Diese Ernährung versorgt uns zudem mit dem notwendigen Nährstoffen. Wichtig bei dieser Ernährung ist auch die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit.
Für die Schilddrüsenstörung ist eine entsprechende Labordiagnose von freiem T3 und T4 sinnvoll, wobei die differenzierte Bestimmung von rT3 und T3 dann sinnvoll erscheint, wenn eine Unterfunktion gegeben ist, obwohl T3 scheinbar normale Konzentrationen aufweist (mehr zu den Schilddrüsenblutwerten in menem Beitrag dazu).
Weitere interessante Aspekte finden Sie im Diät Blog im Beitrag: Dicke sind krank und Schlanke sind gesund.
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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…
Bild: Schilddrüse (Thyroid gland), fotolia.com, Artemida psy