Häufig wird im Rahmen einer Anti-Pilz-Diät empfohlen sämtliche Kohlenhydrate (vor allem Einfachzucker) auszulassen. Diese generelle Empfehlung muss in gewisser Weise als bedenklich eingestuft werden. Beginnen Sie also bitte mit keiner Antipilzdiät, bevor die Ursachen geklärt sind.
Eine Candida Anti-Pilz-Diät darf den Pilz nicht “aushungern”, sondern muss die Darmwand und Darmschleimhaut wieder aufbauen und auch den Wiederaufbau einer normalen Darmflora ermöglichen; ebenso darf Candida nicht einfach mittels Antimykotika (zum Beispiel Nystatin), getötet werden.
Warum das so sein muss, habe ich in mehreren Artikeln beschrieben, wie Darmpilz Candida Albicans und Candida Infektion oder natürlicher Schutz?
Voraussetzung ist eine allergenarme, mineralstoffreiche und basische Kost. Lesen Sie dazu auch bitte meinen Artikel: Übersäuerung und Ernährung.
Dies kann im Einzelnen bedeuten:
- keine Kuhmilchprodukte und keine Hühnereier (dies sollte für Sie spezifisch getestet werden)
- kein Schweinefleisch
- keine Südfrüchte (sowie abends – nach 18.00 Uhr – keine Früchte wegen der Gärung); Gleiches gilt auch für Obstsäfte, vor allem die, die von der Industrie angeboten werden, da sie oft mit hohen Mengen an Zucker „auf Geschmack getrimmt“ worden sind.
- Industriezucker (weißer, brauner Zucker, Traubenzucker [=Fruktose] und Saccharose) in jeglicher Form (auch in Getränken) ist verboten.
Zucker ist auch in höheren Konzentrationen enthalten in Honig, Konfitüren, Schokoladen, Ahornsirup, Maissirup, Birnendicksaft usw. Industriell erzeugte Nahrungsmittel enthalten in der Regel eine signifikante Menge an versteckten Zuckern oder Zuckeraustauschstoffen, wie Maltose, Dextrose, Xylit, Sorbit, die ebenfalls das Pilzwachstum ankurbeln können. Mehr zum Thema Zucker finden Sie in meinem Beitrag zur “giftigen Wahrheit über Zucker“ - komplexe Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Vollkornbrot etc. sind aber erlaubt. Gemieden werden sollte aber Weißbrot, da dieses sich auf den Blutzuckerspiegel und die Pilze ähnlich verhält wie Zucker. Es ist aber auch Vorsicht bei anderen Getreideprodukten anzuraten, z.B. Graubrot, Brötchen, Kuchen, Kekse, Nudeln etc., alldieweil eine Menge Weißmehl in diesen Produkten steckt. Lesen Sie auch meinen Beitrag zu “Brot und Getreideprodukte“.
- Leider verbietet sich auch das Lieblings-Kohlenhydrat vieler Menschen: der Alkohol. Ja, Alkohol ist ein Kohlenhydrat und wirkt auf die Candida wie ein Zucker.
Auf der anderen Seite ist man als Therapeut bemüht, nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten – denn viele Patienten machen das sonst nicht mit; denn: eine komplett kohlenhydratfreie Kost wäre unphysiologisch (nicht unserer Natur entsprechend) und würde mehr “Schaden” anrichten als nützen. Zum Beispiel brauchen die Bifidobakterien und Lactobazillen in unserem Darm selbst Kohlenhydrate, um daraus Milchsäuren zu produzieren, die ihrerseits das Darmmilieu ansäuern. Diese Ansäuerung verhindert das Wachstum von pathogenen Keimen und stabilisiert die natürliche Darmflora.
Was Sie aber bedenkenlos genießen könnten, sind zum Beispiel:
- Alle Gemüsesorten wie z.B. Avocado, Blumenkohl, Karotten, Brokkoli, Zucchini, Fenchel, Gurken, Bohnen, Erbsen, andere Hülsenfrüchte, Rosenkohl, Auberginen, Speisepilze, Kartoffeln, Vollwertreis, Hirse, Tofu, Mais etc.
- Joghurt, Quark und eingeschränkt Käse (keinen Schimmelkäse).
- Nüsse und Mandeln
- Fleisch in Form von Rindfleisch, Geflügel oder Fisch; achten Sie aber auf biologische Erzeugung
- Butter, Öle, Gewürze, frische Kräuter wie z.B. Knoblauch, der zudem ein natürliches Antibiotikum gegen Candida albicans ist.
- Kaffee, Tee (schwarz oder grün und natürlich ungesüßt), Kräutertee.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nimmt auch Stellung zu dem Thema “Anti-Pilz-Diät” (Stand Juli 2012). Es ist nicht schwer zu erraten, wie die Stellungnahme der DGE hierzu ausgefallen ist: Alles Quatsch. Mit einer Diät lässt sich laut DGE keine Candida-Infektion therapieren, sondern nur die evidenzbasierten Mittelchen der Pharmaindustrie, wie zum Beispiel das von mir kritisierte Nystatin, haben eine Berechtigung bei dieser Indikation.
Begründet wird diese Annahme gleich im ersten Satz der Antwort: „Die Meinung, dass Candida albicans durch den Verzehr raffinierter Kohlenhydrate, insbesondere Zucker, gefördert wird, ist bisher durch klinische Studien nicht bewiesen worden.“
Es mag durchaus richtig sein, dass bisher keine klinische Studie den Zucker als Förderer von Candida-Infektionen hat ausfindig machen können. Aber gibt es überhaupt klinische Studien, die dies untersucht haben? Ich kenne keine. Aber Studien, die nicht gemacht worden sind, sind kein Beweis dafür, dass es den Zusammenhang nicht gibt. Dies zu behaupten, ist evidenzbasierter Unfug.
Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von naturwissenschaftlichen Arbeiten, die nicht nur Zusammenhänge gesehen haben, sondern sogar den zugrunde liegenden Mechanismus beschrieben haben.
Ohne jetzt auf die einzelnen Arbeiten einzugehen, möchte ich nur einen kurzen Überblick zu den Ergebnissen geben. Schon 1990 zeigte eine Arbeit aus Rom („Giant cell“ production by C. albicans cultured in xylitol. – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2087203), dass Xylit (Birkenzucker) zur Produktion von „gigantischen“ Candida-Zellen führte. Die Autoren erklärten dies noch mit einer osmotischen Aufblähung der Zellen und nicht mit einem natürlichen Wachstum. Allerdings bleibt ungeklärt, warum die Zellen nicht zerplatzten, ein übliches Resultat von solchen Vorgängen.
Ca. 3 Jahre später erschien eine anscheinend klinische Studie (Vaginal yeast infections exacerbated by sugar intake – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8419863), leider ohne Zusammenfassung in der Veröffentlichung. Aber der Titel ist mehr als aufschlussreich: „Vaginale Hefeinfektionen werden durch die Einnahme von Zucker verschlimmert.“
Eine Arbeit aus Japan aus dem Jahr 1997 (Effects of dietary sugars und, saliva und serum on Candida bioflim formation on acrylic surfaces – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9549102) zeigte, dass Glukose die Wachstumsbedingungen und Aktivitäten von Candida signifikant verbesserte.
Die bedeutendsten Arbeiten zu dieser Frage kommen meiner Meinung nach aber von Brown et al. aus dem Jahr 2006 und 2007. In diesen Arbeiten beschreiben sie einen spezifischen Glukosesensor bei Candida albicans, der genetisch kontrolliert wird. Dieser Glukosesensor besitzt eine hohe Affinität zu Glukose und bestimmt die Virulenz von C. albicans (A glucose sensor in Candida albicans – https://ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17030998).
In der zweiten Arbeit ein Jahr später wird sogar die Behauptung aufgestellt, dass dieser Sensor und das damit registrierte Glukoseangebot die Fähigkeit von C. albicans bestimmt, eine systemische Infektion zu bewerkstelligen. Grundlage dafür ist die Fähigkeit des Gens, das den Glukosesensor kontrolliert, die Ausbildung von Filamenten im Hefepilz zu verstärken.
Dies würde die Beobachtung der italienischen Arbeit aus dem Jahr 1990 unterstützen, nur mit dem Unterschied, dass hier die Ausbildung von „Giganten“ unter den Candida-Zellen nicht mit Osmose erklärt wird, sondern auf einem Ausbau der Filamente der Zellen beruht.
Fazit
Auch wenn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Glukose und andere Zucker als wachstumsbegünstigende Faktoren für Candida albicans ablehnt, gibt es doch aus der Naturwissenschaft nicht nur Hinweise, sondern inzwischen handfeste Beweise, dass hier genetische Faktoren im Hefepilz eine Kohlenhydratverwertung steuern und damit sein Wachstum begünstigen.
Laut Brown et al. (siehe oben), steuern diese Gene sogar die infektiösen Kapazitäten des Pilzes. Das bedeutet, dass ein hohes Angebot an Kohlenhydraten (hier besonders an Glukose), den Hefepilz so verändern kann, dass er ein hohes invasives Infektionspotential entwickelt. Diese Beobachtung alleine ist Grund genug, bei einer vorliegenden Infektion mit Candida die Kohlenhydratzufuhr zu drosseln. Natürlich ist die „ernährungstechnische“ Herangehensweise an dieses Problem nur die eine Seite der Medaille.
Die andere Seite besteht in der Beseitigung der Ursache. Und das ist oft ein schwächelndes Immunsystem. Aber auch hier leistet wieder eine gesunde Ernährung gute Dienste. Als dritte Komponente bei der Anti-Pilz-Diät wären Nahrungsmittel zu nennen, die auch als natürliche Antibiotika fungieren, siehe z.B. Knoblauch.
Ein wichtiger Punkt der auch in der Betrachtung des Problems Candida übersehen wird, ist das der Pilz auch dann verstärkt auftritt, wenn es im Darm zu einer Schwermetallbelastung gekommen ist. Mehr dazu lesen Sie im Artikel: Schwermetalle Ausleitung
Und dann sollte in der Therapie ebenfalls berücksichtigt werden, ob bereits eine Schädigung der Darmschleimhaut vorliegt, wie zum Beispiel ein Leaky-Gut-Syndrom.
Mehr zum Candida-Problem und eine Therapie-Strategie, die ich in der Praxis anwende habe ich in einem Buch zusammengefasst: Die biologische Therapie des Candida Albicans.
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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…