Den Darmbakterien wird von den meisten Schulmedizinern relativ wenig Beachtung geschenkt. Sie lesen auch nicht viel darüber – und nach entsprechenden Untersuchungen und Studien musste man noch vor wenigen Jahren schon lange suchen.
Hinzu kommt, dass Bakterien von den meisten Menschen allgemein als “schädlich” und “krankmachend” betrachtet werden. Schlicht und ergreifend halten die meisten Menschen Bakterien einfach nur für gefährlich, etwas das man “töten” muss. Ein fataler Irrtum!
Die wenigstens wissen, dass wir auf Abermillionen von Bakterien zum Überleben angewiesen sind: Es sind einzellige Helfer, die unseren Körper besiedeln, „Symbionten“ deswegen genannt, weil das Zusammenleben einen gegenseitigen Nutzen erbringt. Für den Menschen sind sie unentbehrlich, weil er ohne dieses „Mikrobiom“ krank würde.
Die nützlichen Mikroben sind überwiegend Bakterien, aber auch einige Pilze und sogar Viren gehören dazu. Doch nicht nur mit unserem Organismus kooperieren die Mikrobionten, sondern auch zwischen Bakterien und Pilzen bestehen enge physiologische Verflechtungen. Das Mikrobiom besiedelt alle Abschlussgewebe, die den Körper nach außen abgrenzen: die Haut und die Schleimhäute der Atem- und Harnwege. Am wichtigsten und daher umfangreichsten ist die Besiedlung allerdings im Gastrointestinal-Trakt.
Der gesunde Darm des Menschen beherbergt nach bisherigen Erkenntnissen zwischen 200 und 1000 verschiedene Bakterien. Eine hohe Artenzahl gilt dabei als vorteilhaft für eine gute Gesundheit. Bei genetischen Untersuchungen an rund 13000 Stuhlproben fanden Forscher 2000 neue, bis dahin unbekannte Spezies. Die Ergebnisse wurden 2019 veröffentlicht (https://www.nature.com/articles/s41586-019-0965-1). Das Artenspektrum variiert dabei nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern zeigt auch geografische Unterschiede. Die Individuenanzahl der Mikroben entspricht in der Größenordnung der Zahl menschlicher Zellen des Körpers: zu „unseren“ 1014 oder 100 Billionen Zellen kommen mindestens ebenso viele Symbionten-Zellen hinzu. Wahrscheinlich sind es noch viel mehr.
Die Darmflora im Fokus der Forschung
Die Darmbakterien bilden die für die Gesunderhaltung so wichtige Darmflora. Der Begriff hat sich eingebürgert, obwohl er nicht ganz korrekt ist: denn die Mikroben sind keine Pflanzen.
Es wird zunehmend deutlicher, dass die Bakterien unserer Darmflora wichtige Faktoren für unsere Gesundheit darstellen. In den vergangenen 2 Jahrzehnten haben Wissenschaftler das Forschungsgebiet und seine Bedeutung entdeckt und so ist die Zahl der Studien über das Mikrobiom in die Höhe geschnellt. Waren es im Jahr 2000 noch weniger als 100, so wuchs die Anzahl der Arbeiten bis 2016 auf 7000 an. Nun wollen Wissenschaftler Darmbakterien im Labor kultivieren, um ihre Funktionen genau zu erforschen.
Das Vorhaben ist nicht einfach, denn außerhalb des Darmes gedeihen die Mikroben bisher nicht. Das zeigt, wie weit die Mikroorganismen bereits dem Darm-Milieu angepasst sind.
Wegen solcher Schwierigkeiten und der Komplexität des Themas wissen wir wenig darüber, wie sich die Bakterienbesiedlung im Laufe eines Lebens entwickelt. Neugeborene haben so beispielsweise fast keine Darmbakterien, das Verdauungsorgan ist also in einem fast sterilen Zustand oder es ist zumindest fast frei von Bakterien. Nur ein Teil des mütterlichen Mikrobioms kann durch die Plazenta in den Embryo eindringen. Doch schon während der Geburt nimmt das Baby mütterliche Bakterien oral auf sodass eine regelrechte „Biomasse“ entsteht.
Einflüsse auf die Bakterienbesiedlung bei Neugeborenen
Wird ein Kind per Kaiserschnitt geboren, können Ärzte oftmals einen Mangel an verschiedenen Darmbakterien feststellen. Häufig ist auch deren Vielfalt eingeschränkt, was spätere Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder haben kann. Dabei haben häufig Kinder, deren Kaiserschnitt geplant wurde, einen signifikanten Mangel dieser wichtigen Bioorganismen.
Ein Kind, das auf natürlichem Wege das Licht der Welt erblickt, genießt in puncto Darmgesundheit häufig einen entscheidenden Vorteil, denn bei der Entbindung wandert ein Teil der Darmbakterien im Mutterleib auf das Neugeborene über. Dies stärkt die Darmflora des Kindes von Anfang an und kann ein Grund sein, warum sie oftmals über eine bessere Darmflora verfügen.
Jedoch spielt nicht nur die Art der Geburt bei der Besiedelung von Bakterien im Darm eine Rolle, denn auch andere Faktoren können dem Organ und seinen bakteriellen Bewohnern schaden. So ist es ebenfalls von großer Bedeutung, ob Neugeborene gestillt, oder ob sie ganz oder teilweise mit der Flasche gefüttert werden. Werden sie gestillt, besitzen die Kleinen in den ersten Wochen nach der Geburt einen niedrigen pH-Wert und im Darm ist nur eine sehr geringe Anzahl von krankheitserregenden Bakterien enthalten. Bei Neugeborenen, die nur mit der Flasche gefüttert werden, befinden sich im Darm jedoch viel mehr der sogenannten „Fäulnisbakterien“, die Krankheiten auslösen können.
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Die Darmflora im Wandel
Grundsätzlich verändert sich die Darmflora bei jedem Menschen im Laufe seines Lebens. Faktoren wie Stress, eine ungesunde Lebensweise und Erkrankungen spielen für die Darmgesundheit immer eine entscheidende Rolle.
Auch Pilze wichtige Funktionen im Körper. Etwa 200 Arten von ihnen scheinen natürlicherweise unseren Verdauungstrakt zu besiedeln. Sind die gesunden Vertreter nur in geringer Zahl vorhanden, so breiten sich schädliche Pilze im Darm aus, was teilweise mit chronischen Entzündungen einhergeht (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22674328).
Bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts hielt sich übrigens noch die Lehrmeinung, dass der Dünndarm steril sei! Auch heute findet man noch einige Ärzte, die es so gelernt haben und diese Meinung noch vertreten.
Bakterien im Darm
Werfen wir also mal einen Blick auf die bekannten Bakterienstämme in unserem Darm.
So finden sich im Zwölffingerdarm (bezogen auf 1ml Stuhl):
10¹ – 10³ Laktobazillen
10¹ – 10³ Enterokokken
bis zu 10² Enterobakterien
bis zu 10² Bacteroides-, Prevotella-, Porphyromonas-Gruppen
Im Dünndarm findet man (bezogen auf 1g Stuhl):
104 – 107 Bacteroides-, Prevotella-, Porphyromonas-Gruppen
10³ – 106 Enterokokken
10³ – 106 Laktobazillen
10³ – 106 Enterobakterien
und viele andere…
Im Dickdarm findet man mit Abstand die meisten Bakterien (bezogen auf 1g Stuhl):
109 – 1010 Bifidobakterien
109 – 1010 Bacteroides-, Prevotella-, Porphyromonas-Gruppen
102 – 107 Enterokokken
103 – 105 Laktobazillen
105 – 107 Enterobakterien
103 – 105 Chlostridien
103 – 105 Fusobakterien
103 Veillonellen
103 Staphylokokken
(Quelle: Beckmann / Rüffer: Mikroökologie des Darms, Hannover 2000, S. 13)
Die bekanntesten sind die Bifidobakterien (auch Lactobacillus bifidus oder Bacillus bifidus genannt) und das Enterobakterium Escherichia coli (kurz: E. Coli genannt).
Die Bifidobakterien sind Milchsäurebakterien und können zum Beispiel aus Zucker Milchsäure und Essigsäure bilden und werden deshalb auch in Joghurtprodukten beigesetzt.
Der lebenserhaltende Wert ist daran zu sehen, dass Bifidobakterien in der Muttermilch vorhanden sind und beim Säugling, der mit Muttermilch versorgt wird, den größten Anteil der Darmflora bildet. Die milchsäureproduzierenden Bakterien erschwert krankmachenden Keimen die Ansiedlung im Darm und trägt somit stark zum Schutz der Gesundheit bei.
Darmflora und Immunsystem
Die Darmflora spielt eine bedeutende Rolle im Immunsystem des Körpers – auch das wissen die wenigsten. Warum das so ist lesen Sie in meinem Beitrag: Darm-Immunsystem
Eine internationale Forschergemeinschaft hat Anfang 2013 einen aufsehenerregenden Fachartikel veröffentlicht: So scheinen auch Autoimmunerkrankungen von der Zusammensetzung der Darmflora abzuhängen. Jedenfalls konnten die Wissenschaftler dies an einem Mausstamm im Labor nachweisen. Denn die Darmbakterien hatten einen starken Einfluss auf die Hormonausschüttung der Tiere – und damit auch darauf, ob Diabetes Typ I ausbricht oder nicht (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23328391). Ob die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Darmflora und bestimmt die Stärke des Immunsystems mit.
Vitamin-Bildung durch Darmbakterien
Neben der Verdauungsfunktion hat die Darmflora die Aufgabe, wichtige Vitamine zu bilden. Darunter die B-Vitamine B 1, auch als Thiamin bekannt, B 2, auch als Riboflavin bekannt, B 6, auch als Pyridoxin bekannt und B 12, auch als Cobalamin bekannt. Die B-Vitamine decken eine Vielzahl an Funktionen im Körper ab. Ein Mangel an Vitamin B 1 führt zu Appetitlosigkeit, Herzbeschwerden und Wadenkrämpfen, Konzentrationsmangel usw. Ein Mangel an Vitamin B2 bringt Rhagaden (Einrisse an Schleimhäuten – meist an den Mundwinkeln) und Veränderungen der Schleimhäute insgesamt hervor. Das Vitamin B6 ist u.a. für eine gesunde Haut und für gesunde Nerven wichtig.
Weitere Vitamine werden im Darm gebildet, wie zum Beispiel das Vitamin K, das bei der Blutgerinnung hilft und das Biotin (Vitamin H), das Depressionen und Allergien vorbeugt und gegen Übelkeit und Anorexie wirkt.
Die Darmflora bildet bei ballaststoffreicher Nahrung auch sog. kurzkettige Fettsäuren wie die Propionsäure, die, durch den Darm aufgenommen, dem Körper wertvolle Energie liefern und bei der Aufrechterhaltung der gesunden Darmfunktionen mitwirkt.
Probiotika
Wenn die Darmflora beschädigt wird, wie dies zum Beispiel durch die Einnahme verschiedener Medikamente (vor allem Antibiotika) geschieht, muss diese eventuell wieder aufgebaut werden. So einen “Wiederaufbau” definieren manche auch als “Darmsanierung“. Dazu dienen sog. Probiotika, die einer solchen Fehlbesiedlung entgegen wirken können. Die Wissenschaft ist sich noch nicht wirklich einig über diese Vorgänge. Vermutlich kann die Einnahme der Präparate die Darmflora nicht langfristig korrigieren, sondern nur zeitweise verbessern.
Nachweislich ist dennoch, dass bestimmte Produkte, die die Darmflora zur Selbstregeneration anregen können. ,Diese Präparate enthalten Milchsäurebakterien, die überwiegend rechtsdrehende Milchsäure produzieren Erhältlich sind die Artikel in guten Reformhäusern.
Weniger geeignet ist die breite Palette an konventionell in Supermärkten angebotenen Produkten mit der Bezeichnung „probiotisch“. Meiner Erfahrung nach ist die Konzentration der Probiotika in diesen Mittel zu gering. Zudem sind diese Probiotika fast immer an Micherzeugnisse gekoppelt – und Milch ist etwas, was ich bei Darmstörungen generell nicht empfehle.
Die Probiotika der zukunft wirken spezifisch
Das Immunsystem des Körpers hat die Aufgabe, fremde Substanzen und Mikroorganismen wieder zu entfernen und fehlerhafte Zellen, die der Körper selbst gebildet hat, zu zerstören und dient grundsätzlich dazu, auch abgestorbene Zellen zu entfernen. Abgestorbene oder defekte Zellen können zur Krebserkrankung beitragen und ein gesundes Immunsystem ist die beste Abwehr gegen die gefürchtete Krebserkrankung.
Auch der Zusammenhang der Bakterien mit Übergewicht und Fettleibigkeit zeigt interessantes. Mehr dazu lesen Sie auch im Beitrag: Übergewicht durch Darmbakterien?
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Beitragsbild: fotolia.com – Tonpor Kasa