Wieder ein MLM-Produkt, das sich als Wunderpflaster präsentiert und von dem wahre Wunderdinge berichtet werden.
Ohne bestimmten Grund hatte ich mir als Erstes das angesehen, was mich am wenigsten interessiert: Den Vergütungsplan. Vielleicht weil mir eine Überschrift ins Auge stach, die versprach: „Wohlstand leicht gemacht“.
Derartige Aussagen sind so rosarote Jubelorgien, dass ich so etwas als Bauernfängerei betrachte. Denn leicht erlangten Wohlstand gibt es nur von einem reichen Erbonkel, nicht jedoch in der Geschäftswelt.
Die Verteilerstruktur von LiveWaves beruht meinen Recherchen auf einem binären System, wo jedes Mitglied „nur“ 2 Downlines hat. Nach meinen Erfahrungen sind binäre Systeme wahre Goldgruben für die Betreiber, weniger für die Mitglieder. Damit wäre für mich das Thema MLM und LiveWave Pflaster abgehakt, zumindest bei der Frage, ob ich hier gegebenenfalls an einer Mitgliedschaft interessiert sein könnte. Nun, ich mache bei diesen „Systemen“ generell nicht mit, aber selbst wenn ich mich dafür interessieren würde, wäre dies für mich ein K.O.-Kriterium.
Auch sonst unterscheidet sich die Werbung für die LiveWave Patches für mich in nichts von anderen MLM-Firmen, die gekommen und schon längst wieder gegangen sind. Und nach meiner Erfahrung sind einige Firmen „den Bach runter gegangen“, obwohl sie ein hervorragendes Produkt zu bieten hatten. Damit will ich sagen, dass eine fragwürdige MLM-Struktur nicht immer gleichbedeutend ist mit einem schlechten Produkt. Wie in der „normalen“ Geschäftswelt mit traditionellen Organisationsstrukturen ist das Management des eigenen Geschäfts dafür verantwortlich, ob ein gutes Produkt Erfolg hat oder nicht.
Auf zu neuen Pflastern – Kritik, Erfahrungen, Bewertungen
Die Pflaster der Firma LifeWaves sind nicht transdermale Pflaster. Das heißt, dass hier keine Wirkstoffe über die Haut in den Organismus gelangen. Aber wie funktionieren die Pflaster dann?
Laut Aussagen der Webseite handelt es sich hier um „eine weiterentwickelte Form von Phototherapie“.Und wie sieht die aus? Hier der Originaltext der Internetseite (Stand 2015):
„Die Pflaster enthalten organische Kristalle. Werden diese durch Körperwärme aktiviert, reflektieren sie geringe Mengen an Licht im Infrarotbereich und sichtbaren Bereich. Mithilfe eines FTIR-Spektometers (Fourier-Transform-Infrarotspektrometer) kann dies nachgewiesen werden. Werden die Pflaster wie normale Pflaster am Körper angebracht, werden Nerven und Punkte auf der Haut stimuliert, was zu gesundheitlichen Verbesserungen führt, die durch kein anderes Produkt auf dem Markt erlangt werden können.“
Jetzt weiß jedes Kind, dass das, was in den Körper rein kommt, über Gesundheit oder nicht so gute Gesundheit entscheidet. Bei dem Pflaster kommt nichts rein, soll aber dennoch gesundheitlich positiv wirken. Wie kann man diesen Widerspruch elegant auflösen? Indem man etwas erfindet, was es so nicht gibt. Die Webseite klärt uns auf:
„Gesunde Ernährung, Wasser und Sport sind notwendige Bestandteile eines gesunden Lebensstils, doch unser Körper benötigt darüber hinaus kontinuierliche Energieversorgung.“
Was ich hier nicht verstehen kann, ist die unterschwellige Behauptung, dass Ernährung und Energieversorgung nichts miteinander zu tun haben (sollen). Denn falls Ernährung und Energieversorgung nichts miteinander zu tun haben, ja dann braucht man ein Pflaster, das in diese Lücke springt. Aber wieso leben wir dann alle noch, auch ohne Pflaster und ohne Energieversorgung? Ich fühl mich plötzlich so energielos… ganz ohne Pflaster.
Dann kommt ein Beispiel (mit dem ich nichts anfangen kann):
„Unser Gehirn und unsere Nerven senden elektrische Signale an unsere Muskeln, damit diese gespeicherte chemische Energie verwenden, um sich zusammenzuziehen.“
Also mein Gehirn zieht sich ohne Pflaster bei diesem Unsinn zusammen. Alle anderen Körperfunktionen vollziehen sich derweil auch ohne diese Pflaster. Danach kommt dann eine Palette an Beispielen, wie Lichtfrequenzen auf unseren Körper einwirken: Sonnenlicht und Vitamin D und Hautbräunung durch Melanin.
Und deshalb soll dieses Pflaster, das sich dieses Wissen zunutze macht, unsere Energie im Körper stimulieren, Schmerz lindern und sogar dem Alterungsprozess entgegenwirken. Wirklich verstanden habe ich die Argumentation nicht, muss ich gestehen. Aber das kann auch daran liegen, dass sich mein Gehirn momentan immer noch zusammengezogen hat und einfach nichts verstehen will.
Verstanden dagegen habe ich, dass man diese unglaublichen Vorzüge gegen einen ordentlichen Preis bekommt: 1 Paket für knapp 70 Euro. Und nicht nur eine Sorte Pflaster, nein gleich 8 verschiedene Pflaster für verschiedenen Zustände.
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Über die Schwierigkeit, die Pflaster-Wissenschaft zu verstehen
Eine mir zugesandte Hintergrundinformation konnte dann auch nicht die Zusammenhänge erhellen. Es war die Rede davon, dass die Pflaster aus einer Mischung aus Aminosäuren, Wasser, stabilisiertem Sauerstoff und natürlichen organischen Verbindungen besteht, die – und jetzt kommt das wichtigste Argument – patentiert werden soll.
Dann kommt die Nanotechnologie ins Spiel, was bei mir die Frage aufwirft, ob da wirklich nichts über die Haut resorbiert wird? Denn mein zusammengezogenes Hirn signalisiert mir gerade, dass in der Medizin die Nanotechnologie immer dann zum Zuge kommt, weil man Substanzen in den Körper einbringen will – schneller, zuverlässiger und gründlicher als durch eine orale oder parenterale Einnahme. Und für Nanopartikel ist die Haut kein wirkliches Hindernis.
Danach werden die Pflaster mit der Mischung programmiert, wie man einen Computer programmiert, sagt die Sonderausgabe.
Und dann fängt das Pflaster an mit dem Körper zu „sprechen“. Die Antwort des Körpers ist dann eine „metabolische Antwort“. Die Übermittlung erfolgt über Frequenz-Modulation und Signal-Transduktion, mit dem die menschlichen Zellen angeblich untereinander kommunizieren. Nach meinem Wissen ist das nicht falsch (die Sache mit der Signal-Transduktion), verläuft aber über vollkommen andere Wege als über Pflaster.
Natürliche Umwelteinflüsse können als Stimulus wirken, wie zum Beispiel Duftstoffe, Licht etc. Aber diese Stimuli treffen auf einen physiologischen „Apparat“ beziehungsweise Empfängerteil, der für diese Stimuli konzipiert wurde: Licht und Auge, Duft und Nase. Ob die Achse Pflaster und Haut eine ähnlich kompetente Stimuluswirkung hat, das bleibt zu fragen. Jedenfalls gibt es einen „anerkannten Fachmann“ und jede Menge Studien, die alles belegen (sollen).
In Sachen Studien habe ich unter PubMed keine 70, wie angegeben, sondern nur 2 gefunden, die nichts beweisen, sondern mehr oder weniger Pilotstudien mit wenigen Probanden waren.
In einer dieser beiden Studien mit nur 20 Teilnehmern (Effects of energy enhancer patches on cortisol production, peripheral circulation, and psychological measures: a pilot study.) zeigte sich bei den Teilnehmern mit aktivem Pflaster eine signifikant höhere Konzentration an Kortison (im Blut, im Speichel oder wo?) als bei den Teilnehmern mit einem Placebo-Pflaster.
Für mich ist das ein klarer Hinweis auf eine Stressreaktion des Organismus unter diesem Pflaster, aus welchem Grund auch immer. Denn Kortison ist ein Stresshormon, dass sich unter Stresssituationen erhöht. Aber laut Werbeaussagen des Herstellers soll das Pflaster doch Stress bekämpfen? Mein Gehirn hat sich gerade um weitere 10 Prozent zusammengezogen.
Auch die auf der Webseite angegebenen Arbeiten kommen entweder von einer Computerabteilung der Universität Texas und/oder sind mit auffallend wenig Probanden durchgeführt, dass man hier kaum von statistisch relevanten Aussagen ausgehen kann.
Und der uns vorgestellte „Fachmann“ scheint sich in der Welt der Wissenschaft gut zu verstecken. Denn in PubMed gibt es nur 6 Arbeiten eines „Volckmann P.“ (Stand 2015), wovon keine dieser Arbeiten auch nur annähernd etwas mit dem Pflaster zu tun hat. Es ist auch nicht auszuschließen, dass diese Veröffentlichungen von einem Namensvetter stammen und dass das „P“ für Paul, Pilatus oder Pumuckel steht.
Fazit
Die wissenschaftliche Erklärung ist für mich ziemlich grenzwertig. Was hier mit Energien und Pflaster induzierter Lichtenergie durch weiterentwickelte Phototherapie präsentiert und erklärt wird, findet seinen wissenschaftlichen Niederschlag in Studien, die für mich ziemlich nichtssagend sind.
Wird hier Werbung für ein Produkt gemacht, mit der Unterstellung, dass die ganze Welt krank ist, weil sie dieses Pflaster nicht tragen?
Fazit vom Fazit
Nichts gegen das Pflaster, wenn es helfen sollte. Ich kann das nicht beurteilen, da ich selbst (noch) keine eigenen Erfahrungen damit habe. Ja, ich weiß. Ich sollte mir die kaufen und umfassend testen, wenn ich schon darüber schreibe.
Aber nachdem was ich mir „angesehen“ habe, möchte ich das lieber doch nicht. Und darüber darf ich doch schreiben – oder?
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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…